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Seileny Selleny
einer Salondecoration für die kais. Villa.
Diese Reliquie, im Besitze seines langjäh
rigen, aufopfernden Freundes und Lebens-
genossen, des bekannten Landschafts-
malers Gottfried SeeloS M . XXXII I ,
S. 311^, befindet sich in einem kleinen
Notizbuche und zeigt ein in Form und
Farbe gänzlich zerstatterndes Aquarell.
Die müde Hand des Künstlers war nicht
mehr sicher genug, um feste Umrisse zu
zeichnen. Die künstlerische Ausbeute seiner
im Jahre 4839 mit dem Erzherzog
Ferdinand Max nach Brasilien unter-
nommenen Neise, eine Reihe der färben»
reichsten, die Schönheiten dieses Wunder«
landes mit aller Treue darstellenden
Skizzen,, ist, wie von verschiedener Seite
berichtet wird. nach Brüssel gewandert.
Es ist eine reiche, wenngleich nicht abge«
schlofsene Thätigkeit. welche uns in
Selleny's rastlosem Schaffen entgegen«
tritt. Und doch ist sein Schaffen und
Wirken mit dem Gesagten noch nicht
erschöpft. Er war auch mit der Feder
thatig und in einem Wiener Blatte
waren seine Reiseberichte enthalten, die
lebendig und, wie eigenartig geschrieben,
treue Darstellungen seiner Erlebnisse
waren. Ferner leitete er seiner Zeit die
artistische Direction des Novara.Werkes,
wobei er freilich in eine Polemik gerieth.
die ihn zuletzt veranlaßte, um Enthebung
von der Leitung und Ueberwachung deS
Novara-WerkeS zu bitten. Am heftigsten
wurde der Künstler von R. v. Wald«
Heim's xylographischer Anstalt svergl.
das Eingesendet in der Presse 1861,
Nr. 202) angegriffen. Ferner entwarf
er den preisgekrönten Plan zum Wiener
Stadtflark und componirte das mit so
großem Erfolge im Harltheater gegebene
Stück: „Um die Welt". Dabei aber ist
er. wie uns seine Biographen erzählen,
der Sorgen, so lange er gesund war, nie los geworden. Jahrelang sah er
sich gezwungen, für Kunsthändler zu
lithographiren oder Lectionen zu geben!
An Ehren fehlte es ihm auch schon seit
seinen Lehrjahren nicht. Aber sie sättigten
ihn nicht.Mr hatte neun akademischePreise.
darunter den Kaiservreis; Kaiser Franz
Joseph hatte ihn mit dem Orden der
eisernen Krone. Erzherzog Ferdinand
als Kaiser von Mexiko mit dem Guade»
lupe«Orden, der Kaiser von Brasilien
mit dem Rosen-Orden ausgezeichnet; die
kais. Akademie der bildenden Künste hatte
ihn unter ihre Mitglieder aufgenommen;
und als der Kronprinz Erzherzog Ru«
dolph in der Malerkunst Unterricht
erhalten sollte, fiel die Wahl auf S e l-
leny. Zur Zeit. als er Vorstand der
Künstler-Genoffenschaft war. eröffnete er
in dieser Eigenschaft im'Iahre 1868 mit
der großen deutschen Kunstausstellung daS
neu erbaute Künstlerhaus. So lange S.
gesund war, erschien diese originelle Kecn«
natur von unverwüstlicher Laune; sein
Humor, echter Künstlerhumor, half ihm
durch die Nothdurft des Lebens, die frei«
lich gar zu oft und peinlich an ihn heran«
trat. Wenn er in Wien war — denn
seine Kunst eben veranlaßte ihn nicht
selten zu längeren Ausflügen — lebte er
mit seinen Collegen Nowopacky und
Seelos in einem Hause (Nr. 10 in der
Weyringergaffe) in guter Kameradschaft
und wurde von seinen beiden Kameraden
als das Haupt deS Triumvirates ange»
sehen. Der Niedergang der schönsten
Hoffnungen, wiederholte Krankheit, sie«
berhaft rastlose und sorgenvolle Arbeit
und mancherlei, ja vielerlei Ungunst der
Verhältnisse hatten den geistigen und
körperlichen Verfall dieser hochbegabten
Natur allmälig vorbereitet. Kurz vor
seiner letzten Erkrankung war er, um sich»
wie er sagte, zu erholen, zu erfrischen und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Volume 34
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Seidl-Sina
- Volume
- 34
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 402
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon