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Alois Adalbert 77 ^ Alois Adalbert
len, woselbst über seine Anregung der
niederösterreichische Landesausfchuß im
Jahre 1876 ein Denkmal aufstellen
ließ. I n dem darüber gehaltenen Vor-
trage wies er zugleich die in neuerer Zeit
viel bestrittene Identität deS Haupt»
sitzes des h. Severin Faviana ( I . 434
bis 482) mit dem heutigen Wien unum»
stößlich nach. Ein weiteres Ergebniß
seiner historisch» topographischen For-
schungen ist die von ihm dargethane
Thatsache, daß der auS der böhmi-
schen Geschichte bekannte Kirchencon»
greß im Jahre 1221, bei welchem der
langjährige Streit zwischen dem böhmi'
schen König Premys l Otakar I.
und dem Präger Bischöfe Andreas
geschlichtet wurde, auf dem Schatzberge
zwischen Ioslowitz und Seefeld Statt
fand. wahrend die böhmischen Ge-
schichtschreiber seit 100 Jahren den
H5onL 8o2.ok, wie dieser Berg in den
Urkunden genannt wird, vergeblich
anderswo in Böhmen und Mähren ge«
sucht haben. Endlich constatirte er i. I .
1875 in einem Aufsatze in der böhmischen
MuseumS-Zeitschrift das Dorf Iaroms-
ric bei Gewitsch in Mähren als jenen
strittigen Ort, wo im Jahre 1143 von
dem Znaimer Fürsten Conrad das be>
rüchtigte meuchlerische Attentat an dem
Olmützer Bischöfe Heinrich Zdik ver«
übt wurde und entdeckte gleichzeitig die
für abhanden gehaltene werthvolle
Büchersammlung des Karl von ^ero«
t in in der Stadtbibliothek zu Breslau.
Seine vieljährigen Studien der mähri-
schen Diplomatik und der altböhmischen
Sprache führten ihn zu der Erkenntniß
der Fälschung und Mutilirung mehrerer
Urkunden in B 0 oek's „Ooäsx äipiom.
Uoravias") wie auch zu der Erkenntniß
der Unterschiebung einiger Erzeugnisse
der böhmischen Literatur. Schon vor metn als 23 Jahren erklärte 3 embera
die 14 sogenannten „I^HFnisiitH Non-
LK2NH« im B oöek'schen Diplomatar für
ein Machwerk der Neuzeit und ebenso
bezeichnete er j^ in seiner „Geschichte-von
Olmütz". 1361) die 9 Auszüge auS dem
sogenannten ^WläsFaräus Qraäiosn-
813" nebst mehreren anderen Urkunden
desselben Diplomatars für gefälscht. Er
führte, der Erste, in seiner „Geschichte der
böhmischen Literatur" (1838) aus sprach»
lichen Gründen den Beweis, daß daS
bekannte Lied König Wenzel's I. und
das Lied „Unter dem Wysehrad" (k»i86Ü
poä V^8S^i'g.ä6ni)) welche bis dahin der
Königinhofer -> Handscknift beigedruckt
wurden, Producte der neueren Periode
sind und ihren Ursprung den Jahren
1816 und 1819 verdanken. Aus Merk-'
malen der Spracke bestimmte er auch
das Alter des Glossariums „Uatsr Vsr-
dornn« (um 1232), der böhmischen Ale-
xandreis (1300) und einiger anderer
Denkmale genauer, als es von den bis»
herigen böhmischen Literaturhistorikern
geschehen war. Die literarische Thätig»
keit des Professors A. 8embera begann
bereits im Jahre 1827 mit der böhmi-
schen Uebersetzung eines Theiles von
s rsrurn
und im Jahre 1829 mit Aufsahen in
der „Zeitschriftdes böhmischen Museums",
unter denen „Nie Geschichte des technischen
Imtitntz in Prag- (1831), „Nie Grutt der
Zerl l t ine in Nrllndei5 um Zldlec" (1840),
„Nie Geschichte der mährischen Tandtakel",
eine historisch, ethnographische AbHand«
lung über die „ Zlauen in Niedelüzterreich"
(1944__1843), dann der erwähnte Auf-
sah über das Attentat gegen Heinrich
Zdikmit der Bestreitung der Existenz von
Zupen in Böhmen und Mähren und eine
statistische Abhandlung über die Zahl und
die Wohnsitze der öechoslaven (1876)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Volume 34
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Seidl-Sina
- Volume
- 34
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 402
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon