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Semper 96 Semper
gehaltene Bedingung umzustoßen, nach
welcher die Stallungen zum Centrum der
ganzen Museumsanlage erhoben wurden
und so entschied er sich für das Hasen
au er'sche Project mit Vorbehalt wesent
licher Aenderungen. Das war im Früh
jähr 1869 geschehen und Semper von
Mona auö. wo er eben weilte, zu Sr.
Majestät dem Kaiser nach Ofen berufen
worden, wo ihm eine Wohnung in der
kais. Burg angewiesen wurde. Hier hatte
er seinen AuSspruch in Sache der kais.
Museen gethan. Schon damals bezeich'
nete di5 öffentliche Meinung Semper
als den Einzigen, der nun die schon halb
verfahrene Angelegenheit des Baues der
Museen in das richtige Geleise zu brin>
gen im Stande sei. Nnn fand auch bald
darauf die Berufung Semper'S. zum
Baue der Museen nach Wien Statt, an
welchem er im Vereine mit Ha senauer
wirken sollte. Semper erbat stch nun
vom schweizerischen Bundesrathe die
Entlassung und erhielt sie nach beendetem
Studienjahre 1870. worauf er im Herbst
nach Wisn übersiedelte. In der Zwischen»
zeit — September l869 — fallt auch
der Brand des Dresdener HoftheaterS.
welches Semper erbaut und auS wel«
chem, nachdem er in Folge deS Dresdener
Aufsiandes und des Einmarsches der
preußischen Truppen im Jahre 1849 aus
Sachsen hatte fliehen müssen, um den
Kriegsgerichten zu entgehen, derFana«
tismuS der Reaction das Bild des Er.
bauers hatte entfernen lassen. Es knüpfte
sich somit an diesen Bau für den Künstler
eine bittere Erinnerung und doch war
man wenige Monate später gezwungen,
wieder Semper zum leitenden Archi»
tekten des Neubaues zu ernennen. Inter»
essant elscheint es von den Ursachen,
welche außer dem Drucke der öffentlichen
Meinung auf diesen so überraschenden Umschwung der Ansichten in den maß»
gebenden Kreisen eingewirkt. Notiz zu
nehmen. Von den Architekten nämlich,
welche neben Semperzu einer beschrank,
ten Concurrenz berufen werden sollten
und bereits eine Anfrage erhalten hatten
(Ferstel in Wien. Leins in Stuttgart
und Titz in Berlin), soll Ferstel die
Betheiligung mit Rücksicht auf Semper
abgelehnt. LeinS aber aus demselben
Grunde gar nicht geantwortet haben. —
Nachdem, wie schon erwähnt, die Beru«
fung des Künstlers nach Wien erfolgt
war, um im Vereine mit Ha senauer
zunächst den Bau der Museen auszufüh»
ren, wurde ihm zu gleicher Zeit. als ihm
der Bau des Dresdener Theaters war
übertragen worden, auch der Auftrag ge>
geben, einen Entwurf für das neue Hof'
burgtheater in Wien anzufertigen. Ueber
die Tntwülfe der genannten Bauten, u. z.
über jene der beiden Museen, in Verbln»
düng mit dem Ausbaue der grandiosen
Kaiserburg, berichtet ausführlich Herr von
V(incenti). in seinen „Wiener Briefen"
in der AugSburger „ Allgemeinen Zeitung"
^874, Beilage Nr. 236, XXIV. Brief),
über jenen deS Hofburglheaters eben»
derselbe im nämlichen Blatte ^1873, Bei-
läge Nr. 203. XI.VIII. Briefs Sem-
per steht also unter den Schöpfern und
Begründern der neuen Bau»Aera Wiens,
welche sich durch die großartigsten Monu«
mentalbauten auszeichnet, obenan, denn
von diesen zehn Bauobjecten. welche eben
den Cyklus der Monumentalbauten bil»
den. werden vier, nämlich jene der beiden
Museen, der Ausbau der Kaiserburg und
das neue Hofburgtheater von Semper
in Verbindung mit Ha senauer auSge»
fükrt, wahrend daS Wiener Stadihaus
von Friedrich Schmidt ^Bd. XXX,
S. 244). die Universität von Ferstel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Volume 34
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Seidl-Sina
- Volume
- 34
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 402
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon