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Sengwein Seniöer
Mar ia Johanna geborene v. W ur
z e r wird durch eine von ihm in Gemein
schastmit seiner Gattin errichtete ansehn.
liche Stiftung lebendig erhalten. Seng
wein nämlich und feine, Gattin Haber
Nüttest ihres am 1. December 1783 er>
richteten Testamentes und dießbezüglichen
LtiftSbriefes ääo. 19. Mai 178ö das
ganze nach ihrem Tode vorhandene Ver>
mögen im Betrage von über 49.000 fl.
CM. für arme Mädchen mit der Vor«
sorge bestimmt, daß von den abfallenden
jährlicken Interessen zur Ausstattung ar>
mer heir^tdmäßiger, tugendhafter, gesun
der, nicht unter 19 und nicht über 26 Jahre
alter Landmädchen. welche der Woll- und
Flachsspinnerei kundig und die sich mit
einem jungen gesunden, zwischen 24 und
36 Jahre alten Manne, von ebenfalls
. unbescholtenen Sitten, verehelichen, jedem
Madchen 200 ft. abgereicht werden sollen.
Dabei haben jedoch die Brautleute die
Verbindlichkeit, zwei junge Obst» oder
Maulbeerbäume an einem ihnen zuge»
wk'senen Ort zu pflanzen, auch soll bei
Geburt eines jeden Kindes aus dieser
El)s eine ähnliche Anpflanzung geschehen.
Diese Stiftung wurde von Kaiser I o«
seph I I . mittelst Hofdecret vom 22. No-
vember 1784 bestätigt und zu dem Ende
dem Waisenhause zugewendet, damit,
wenn in der Folge um eine solche Aus»
stattung ein Landmädchen, welches ehevor
in der Waisenhausversorgung stand, sich
melden würde, solches vor allen übrigen
den Vorzug haben solle. Die Trauungen
dieser Ehepaare geschehen jährlich zwei»
mal, nämlich am 1. Sonntag nach Ostern
und am Therefientage in der k. k. Hof-
burgpfarre. Die erste dieser Trauungen
fand am 13. October 1788 in Gegen-
wart deS Kaisers selbst Statt. Die
Bäume werden. wie Geusau berichtet,
in den Garten des Waisenhauses ge- pflanzt. Wie aber die zweite unten ge-
nannte Quelle meldet, unterblieb die An-
Pflanzung der Bäume, wahrscheinlich,
wie sie zusetzl, „weil sie der guten patrio«
tischen Absicht ungeachtet, etwas in daS
Gebiet des Komus einschlägt". Was da
Komisches sein solle, am Hochzeitstage
zwei Obstbaume zu pflanzen, ist nicht er-
sichtlich; wohl aber wäre eS immerhin zu
bedenken, daß eine an eine Bedingung ge-
knüpfte Stiftung, wenn diese Bedingung
nicht erfüllt wird, ungiltig werden könnte.
Geusau (Anton Reichsritter uon), Geschichte
der Stiftungen, ErziehungS« und Unterrichts-
anstaltcn in Nien u s. w. (Wien 1803, 8«.)
S. 484. — Wiener Courier (Wiener
Localblatt) l83«. Nr. 236: „Die Allee der
Patrioten".
Eenitzer, Paul Maria Freiherr (k. k.
Genera l -Major und Ritter des Ma-
ria TheresieN'OrdenS. geb. zuFreiberg
bei Gleisdorf in Steiermark im Jahre
1760, gest. zu Eisegg 20. Juni 1830).
Sein Vater war Verwalter. Der Sohn
trat, erst 1i5 Jahre alt, in die kaiserliche
Armee, war zur Zeit des bayerischen Erb»
folgekciegeg Fähnrich bei Kolowrat-In-
fanterie und hat seit 1778 alle Gefechte,
Stürme, Schlachten und Belagerungen
der französischen Kriege, welchen die
Truppen, denen er angehörte, beigewohnt,
mitgemacht und ist fünfmal verwundet
worden. In mehreren derselben aber hat
er sich durch ungewöhnliche Umsicht und
Tapferkeit ausgezeichnet. So hatte er
in der Schlacht bei Novi, 1799. als
Grenadier»Hauptmann mittelst eines Ba-
^onnetangriffs, den Feind vom Berge
Lerravalle vertrieben, war ihm darauf
n die Flanke gefallen, hatte der Armee
den Sieg vorbereitet und bei diefer Gele-
genheit über 1000 Mann theils öfter-
reichischer, theils russischer Truppen aus
er Gefangenschaft befreit. Im Feldzuge
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Volume 34
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Seidl-Sina
- Volume
- 34
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 402
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon