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Sennyey, Paul 424 Sennyey) Paul
in einem auf Grund der 1848ger
Artikel gebildeten ungarischen Kabinet
zufallen würde. Er ist in Ofen an Ort
und Stelle die reckte Hand des Hofkanz.
lers, wie etwa der Präsident deS Gu
berniums in Klausenburg der Arm des
siebenbürgischen Hofkanzlers ist. der in
Wien seinen Sitz hatte. „Insolange kein
Statthalter für Ungarn ernannt wird.
hat der TavernicuS das Präsidium der
Statthalterei zu führen und die Leitung
der ganzen politischen Administration zu
übernehmen" .so heißt es in dem königlichen
Handschreiben vom 20. Oct. 1863. Unter
den Reichsbaronen ist der Tcwernicus der
Vierte nach dem Palatin, dem Ialldes»
Oberrichter und dem Banns des dreieini«
gen Königreiches. Im ungarischen Ober«
hause gebührt ihm der vierte Platz, dock
fällt chm daS Präsidium schon in Abwe»
senheit des Palatins und «luäsx oui-Iae
zu. da die Stände 4723, unter lauter
Einsprache der croatischen Ablegaten, ent»
schieden, daß in dieser einen Beziehung
der Tavernicus dem BanuS vorgehe.
Wie schon der Name ausdrückt, war der
i'Hvsrniooruin L,6A2.Iium ma^iItkr ur»
sprünglich der Reicbssckatzmeister, und
soll anfangs sogar in dieser Eigenschaft
iu jedem Comitate einen Vice»Tavernicus
zur Ueberwachung der königlichen Korn-
Magazine, welche die Comitate füllen
mußten, der Salinen» und Bergwerke, so»
wie zur Verwerthung ihrer Producte und
zur Abführung ihres Erlöses an die könig-
liche Schatzkammer gehabt haben. Es
stammt die Umschreibung des Amtes eben
noch auS den Zeiten, wo ein Minister des
Innern nur Eine wesentliche Pflicht hatte:
die Cassen des Landeöherrn für KriegS-
züge gefüllt zu erhalten. Wie der Taver»
nicuS Mitglied des Statthalterei-RatheS
ist, deffen Berathungen er auch meistens
anstatt deS Palatins und des demnächst folgenden «luäbx ourias prasidirt, so ge.
hört er auch kraft seines Amtes zu den
Rathen der Septemviraltafel. des hoch-
sten ungarischen Gerichtshofes. Er selber
steht außerdem an der Spitze eines eigenen
Tribunals, des TavernicalstuhleS. der
für die Civilprocesse der Tavernicalstädte
eine AppeUinstanz vor der Septemviral«
tafel bildet. Der Tavernicalstadte, denen
er auch sonst Befehle ertheilen kann, gibt
es zwanzig, und zwar unterliegen die
größten des Landes dieser speciellen Bot«
maßigkeit und Gerichtsbarkeit, wie Pesth,
Ofen, Debreczin. EperieS, Kaschau, Ko-
morn, Preßburg., Raab, Oedenburg,
Szegedin u. a. Das ist der Posten, zu
dem Baron Sennyey berufen wurde.
Bis zu Anfang des Jahres 1867 versah
Baron S. denselben, nun aber wurde
er mit kaiserlichem Handschreiben ääo.
Wien j7. Februar 1867 über seine eigene
Bitte von der Leitung der ungarischen
Statthalterei und der politischen Ver-
waltung des Landes in Gnaden entho»
oen, und, wie es im ah. Handschreiben
wörtlich lautet: „ In Anerkennung der
Mir neuerlich unter schwierigen Verhalt»
uiffen mit hingebendem Eifer geleisteten
ausgezeichneten Dienste, sowie insbeson-
dere auch der in letzterer Zeit anlaßlich
des Nothstandes mit seltener Ausdauer
entwickelten erfolgreichen Thätigkeit ver-
leihe Ich Ihnen daS Großkreuz Meines
Leopold-Ordens taxfrei". Seit dieser Zeit
nimmt Baron Sennyey als Mitglied
des ungarischen Unterhauses an den
öffentlichen Angelegenheiten Theil, und
so oft in den letzten Jahren für TranS»
leithanien eine neue Ministercombination
auftauchte, befand
sich S enny ey'S Name
immer wieder auf der Ministerliste. Die
lange Dauer der Deroute in der Central»
Verwaltung macht daS Eingreifen einer
energischen Hand bald nöthig und man
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Volume 34
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Seidl-Sina
- Volume
- 34
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 402
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon