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ill) August 289 N) August
liche Gestalt. Schönste Blüthe meines Lebens'
baumes"; T i t l E . : „Minnelied" — „Du";
Tschirsch: „Vaterlandslied".
Hur Krit ik über Silberstein, den Erzähler
und Dichter. Es liegt eine Unzahl kritischer
Stimmen, welche seit Jahren gesammelt sind,
vor uns. Es wird Einem dabei die Wahl
schwer, weil sie von Freund und Feind
stammen, und es sich hier um eine kritische
Stimme bandelt, welche unbefangen ihr
Urtheil fällt. Eine solche erscheint uns
zunächst in Heinrich Kurz. „Wie oer nord«
deutscheIuliusRod end erg". schreibt Kurz.
„Meister in der Darstellung des großstädtischen
Lebens, so ist S i lder stein Meister in der
Darstellung ländlicher Verhältnisse, wie sich
denn die Bemerkung aufdrängt, daß die
gebildeten Stände in den südlichen Provinzen
Deutschlands dem Volke näher stehen als in
den nördlichen . . . . Vor allem ist hervorzu-
heben, daß S. das Land und die Leute, die
seinen Geschichten zum Grunde liegen, auf
das genaueste kennt. Man bemerkt balo,
daß seine Kenntniß nicht blos die eines gewöhn«
lichen Touristen, sondern eines tiefen Beob<
achterS ist. der mit allen Verhältnissen des
dortigen Lebens vertraut ist. Er kennt alle
Beschäftigungen der Gebirgsbewohner, die er
mit der höchsten Anschaulichkeit zu schildern
weiß; er kennt das tiefe und reiche Gemüth
des Volkes; er weiß. daß auch unter dem
Bauernkittel edle Herzen schlagen. Er schildert
nicht bloS die äußeren Verhältnisse mit der
größten Wahrheit, er läßt im Bauern auch
den Menschen mit seinen guten und bösen
Eigenschaften erscheinen. WiedieSchilderungen
der Landschaften, so sind auch seine Personen,
um uns eines gewöhnlichen Ausdrucks zu
bedienen, aus dem Leben .gegriffen, voll
Naturwahrheit, und wie die äußere Erschei«
nung. weiß er auch das innere Leben zur
Gestaltung zu bringen . . . . Die Stosse
sind glücklich gewählt und durchgeführt, die
Motive entsprechen den Verhältnissen und
den Charakteren der Personen auf das voll»
kommenste. Der Dichter hascht nicht nach
Effecten, und doch weiß er mir den einfach-
sten Mitteln oft die ergreifendste Wirkung
hervorzubringen. Es wird unter den sammt«
lichcn Geschichten kaum eine zu finden sein,
aus welcher wir nicht Belehrung schöpfen,
ader er erreicht dieß nicht durch kalte und breite
Reflexionen, sondern durch die anschauliche
und naturgetreue Schilderung der Lebens» Verhältnisse, Vor allem erneut aber dic
tiefgemüthliche Haltung, der schöne humane
Sinn, von dem alle Geschichten durchdrun-
gen sind. sowie die Liebe zur Freiheit, die
sich nicht mit hohlen Phrasen breit mackt.
sondern auch obn? besonders ausgesprochen zu
werden, alle Erzählungen beseelt. Die Dar.
st^llun^ ist gewandt und fließend, sie gewinnt
dadurch bedeutend an Reiz und Wiikung,
dciß der Dichter bei passenden Gelegenheiten
sogenannte Schnaderhüvfl einsticht, die ent<
weder vortrefflich gewählt oder glücklich er.
funden sind< und die Sitte der Gebirasbe»
Wohner, in Ernst und Scherz Wettkämpfe
mit solchen Iodelliedern anzustellen, lebendig
zur Anschauung bringen". — Die „Neue
freie V ress e" aber schreibt über S i lb er-
ste in'S lyrische Dichtungen: «Was er in
den Liedern stines Herzens bietet, ist ivarm
empfunden und schön gesagt; ihm ist des
„Liedes Sendung" die frohe Botschaft vom
Ideal an das Volk und zugleich das Band
der geistigen Verbrüderung politisch getrenn-
ter Stämme. — Leben, Li'.'be und Natur,
der unausgefungenc Dreiklana, lassen den
Dichter von der liebenswürdigsten Seite er-
scheinen, er vereint in den ihnen gewidmeten
Liedern Formensckönheit und Gedankentiefe;
wahrhaft reizend sind einzelne, wie z. B.:
„O Liebe, du gibst doch den hellsten Schein!"
oder „Wer eine Thräne weinen kann" u. s. w.
In dem Abschnitt, der dem „Scherz" das
Wort leiht, zeigt der Poet eine neckisch»
humoristische Ader. deren Pointen wohl tref-
fen, aber nicht verwunden, wie es wahrer
Dichtung Brauch ist; in den „Gestalten und
Gebilden" endlich streift er hinüber in'S
epische Gebiet und zeichnet uns in Roman«
zen. und Balladenform eine reiche Fülle
wechselnder Anschauungen vor die Seele."
Quellen zur Biographie Silberstein's.
Ueber Land und Meer. Illustr. Zeitschrift
(Stuttgart. Hallberger) Bd. XVII I (lsü?),
Nr. 48. S. "60: „August Silberstein". Von
Dr. L inder 'Car l in snach diesem gel>. am
5. Juli <827). — Oesterreichische Gar-
tenlaube. Herausgegeben von Heinrich
Hügel (Gratz, 4°.) m . Jahrg.. Nr. 4tt,
2. 478 .- „August Silberstein". Von F.
Gr oß, —K lagen fürter Zeitung I87l,
Nr. 92 u. 93, im Feuilleton: „August Silber«
stein". Von Rosegger. — Kurz (Hein-
rich). Geschichte der deutschen Literatur mit
ausgewählten Stücken (Leipzig !8?l. B. G.
v.Wurzvach. bio^r. Lerikon. XXXIV. ^Vedr. 30. Juni l877.) l!)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Volume 34
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Seidl-Sina
- Volume
- 34
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 402
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon