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Friedrich 328 Friedrich
kennenzulernen, theils auch um das Leben
der dortigen Bewohner in seiner ganzen
Eigenthümlichkeit an Ort und Stelle
zu studiren. Zwanzig und mehr Jahre
später veröffentlichte S. in der „Oester-
reichischen Revue" feine Studien und
Beobachtungen aus jenen Tagen, denn
in jenen Gegenden wollen zwei Decennien
im Leben der Menschen und der Natur
nicht viel bedeuten, und das Interesse
der Schilderung bleibt sich gleich. °weil
auch die Menschen und die Gegenden,
von der Cultur noch nicht angekränkelt,
dieselben geblieben sind. Im Frühling
1844 begann S. seine Untersuchungen
der See'n des Traungebietes, und zwar
war es zuerst der Hallstädtersee, in»
welchem er gegen vierhundert Tiefenmef»
sungen ausführte. Nach den Ergebnissen
dieser letzteren entwarf er zunächst eine
Schichtenkarte und Profile, dann auch
eine panoramatische Ansickt des ganzen
Seethales, in welcher die Gestaltung des
Seebeckens unter dem Wasserspiegel er»
sichtlich gemacht ist. DieseS Bild gmg in
den Besitz des Fürsten Met tern ich
über. Besondere Aufmerksamkeit wendete
S. den zahlreichen paläontologischen
Fundstätten der Umgebungen Hallstadt's
zu. Nicht nur, daß er selbst eifrig nach
Pet,refachen forschte, auch die Ein^ebor-
nen regte er an, nach Versteinerungen zu
suchen, und ihm dieselben zu überbringen,
wofür er sie bezahlte. So hatte er bald
eine Art paläontologisches Museum in
Hallstadt zu Stande gebracht, welches
viel besucht, und selbst von Fachmännern
eisten Ranges, wie Mur ckiso n. Mid«
dendorf, Quenftädt u. A.. in seiner
ganzen Bedeutung gewürdigt wurde.
Die in der eben beschriebenen Weise zu«
sammengebrachte Sammlung wurde im
Jahre 1343 von dem Fürsten Metter-
n i ch angekauft. Sie wurde Veranlassung zu einer Arbeit über die „Cephalopoden
des Salzkammergutes". vonFranz Ritter
von Hauer, die auf Kosten des Fürsten
im Iabre 1846 unter obigem Titel
(Wien 1846, mir 1l Tafeln, 4".) im
Druck erschien. Dieser wiederholte Auf»
enthalt in Hallstadt hatte S.'S Aufmerk«
samkeit auf den dort ungewöhnlich hau-
sig auftretenden Cretinismus gerichtet,
und ihn zum Nachdenken über die Ursachen
dieser Krankheitserscheinung veranlaßt,
welcbe er nicht, wie es bisher allgemein
geglaubt ward, in den Wirkungen deS
Wassers, als vielmehr in der gesundheits-
widrigen Lebensweise und den nachthei«
ligen WohnungSverhältnifsen der Be«
wohner zu finden glaubte. Er legte seine
Ansichten in einem besonderen Memoire
nieder und wies auf die Nothwendigkeit
der Errichtung einer Anstalt hin, in
deren luftigen Räumen die Kinder der
Salinenarbeiter während der Abwesen«
heit der Eltern entsprechende Kost und
Beschäftigung fanden. Die 'Folge dieser
Schrift war die Gründung einer Klein»
kinderbewahr-Anstalt durck die Erzher«
zogin Sophie. Auch gab S. den ersten
Anstoß zu einem Versuche, die Holz.
schnitzerei in Hallstadt einzuführen, denn
auf seine Fürbitte erhielt der Holzschnitzer
Ritzina, er für die Aufnahme einiger
Knaben zum Unterricht in dieser Fertig»
keit von dem Fürsien Mei tern ich aus
dessen Privatcaffe eine jährliche Summe
ausgezahlt. Die Jahre 4844 bis 1846
fandenS.. die Sommermonate ausgenom»
men, welche er immer im Gebirge ver«
lebte, in Wien. wo ihm im Palais des Für-
sten Metternich gastliche Aufnahme zu
Theil geworden. Während seines Aufent-
Haltes in Wien trat er in Verkehr mit
Clemens Freiherrn Hügel , Adalbert
St i f te r , Wilhelm Haidinger u. A.,
unter denen vornehmlich Haidinger
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Volume 34
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Seidl-Sina
- Volume
- 34
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 402
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon