Page - 338 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Seidl-Sina, Volume 34
Image of the Page - 338 -
Text of the Page - 338 -
Simonyi, Ludwig 338 Simonyi, Ludwig
Ludwig beendete die Rechtsstudien in
Kaschau und wurde im Jahre 1848. da.
mals 24 Jahre alt. im Ienö'er Wcchlbe-
zirke zum Abgeordneten gewählt. Als
solcher tagte er mit dem damals auf
Wanderschaft begriffenen Hause in De-
breczin. Szegedin und Arad. Dann
diente er bei V i lägos im Heere Gör«
gey's und mußte seine politische und
militärische Theilnahme an der Revolu-
tion mit FesnmgShatt büßen, welche er
in Temesvär überstand. Aus derselben
entlassen, lebte er die folgenden Jahre
zurückgezogen vom öffentlichen Leben, bis
ihn der Umschwung der politischen Ver-
Hältnisse lm Kaiserstaate, welcke nach der
Katastrophe vom Jahre 4839 eingetreten
war. wieder in dasselbe zurückrief. Als
für den auf den 2. April 1861 nach Ofen
einberufenen Landtag die Wahlen Statt
fanden, wurde S. wieder im Wahlbezirk
Ienö alS Abgeordneter in denselben ge.
wählt und ging daselbst mit der Beschluß.
Partei. Zum Verständniß der politischen
Situation wird. um Wiederholungen zu
vermciden. auf die Lebensskizze des Ab«
geordneten Paul Iambor ^Bd. X,
S. 60^ hingewiesen. In der. in der
26. Sitzung, am 22. Mai l861. gehaltenen
Rede, in welcher er für den Beschluß
sprach, lieh es Baron Simonyi an Ent-
schiedenheit nickt fehlen. „Man hat öf-
terS", rief er aus, „versucht, die Verfas-
sung Ungarns zu vernichten, namentlich
in den Jahren 1780 und 4849. aber das
Rechtsgefühl dieses Landes hatte ähnliche
Versuche immer zu Schanden gemacht.
In diesem letzteren Falle wurde das vater-
ländische Recht aufgehoben, deßgleichen
auch die Autonomie der Comitate, dafür
wurden die österreichischen Gesetze und
ihre Bureaubeamten, unerträgliche und
stets wachsende Steuern eingeführt, die
Justiz wurde schrecklich theuer und lang. sam manipulirt, die allgemeine Sicher-
heit war mangelhaft, den Nationalitäten
wurde die Gleichberechtigung versprochen,
aber diese wurde so erklärt, daß jede
Sprache in diesem Lande unterdrückt, und
allenthalben die deutsche Sprache einge«
fühir wurde." I n dieser Weise ergeht
sich der Baron in der Schilderung der
damaligen ungarischen Verhältnisse.
„Das ist in kurzen Umrissen unsere Ver-
gangenheit. aber was wünschen wir für
die Zukunft?", so fragt er. Dann ruft
er wieder aus: „Wir sehen Throne sich
erheben und Throne stnken und was ist
die Ursache? Vielleicht die Schaaren
verbündeter Großmächte? Nein. sondern
eine Idee, wec für sie ficht, siegt, wer
gegen sie streitet, liegt im Staub, und
das ist dieIdee der Nationalitäten, welche
in so enger Verbindung mit der Vater«
landsliebe steht". Besonders liegt dem
Baron Croatien am Herzen. „Wir wün«
schen aufrichtig", meint er, „daß das
TMjährige gute Verhältniß zwischen unS
und Croatien wieder hergestellt werde,
das verlangt Kroatiens, aber auch Un»
garns Interesse . . . . Wir wollen ferner
durch die Wiederherstellung unserer Ver-
fassung.daßdieSteuern beträchtlich herab«
gesetzt, die ungesetzlichen und indirecten
Steuern und Monopole aufgehoben, die
den für ewige Zeiten aufgehobenen Ur«
barialverhältnifsen verwandten Besitz-
rechte und kleineren Regalien durch eine
entsprechende Entschädigung abgelöst
werden." Was nun über die Form, in
welcher die eingebrachte Motion vor den
Thron zu bringen ist, betrifft, so meinte
der Baron, könne darüber nicht berathen
werden, so lange eS den Deputirten Sie-
benbürgens, CroatienS und Slavoniens,
Fiumes und der Militärgrenze nicht mög-
lich gemacht wird, hier zu erscheinen.
Mögen in Bezug auf die Form jener
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Volume 34
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Seidl-Sina
- Volume
- 34
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 402
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon