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Philipp Ludwig 2Z Sin.,endorf^ Philipp Ludwig
gregationen des Conoils, der Riten, des
Consistoriumsund der Missionen ernannt
wurde. Am 14. Juli 1732 vertauschte
er den Bischofsitz.von Raab mit jenem zu
Breslau, womit auch der Titel eines
Herzogs von Neifse und Grotkau verbun«
den war, zugleich behielt er die Canoni»
cate zu Cöln und Salzburg. Als im'
August 1734 die hausigen Klagen der
Protestanten in Ungarn die Einsetzung
einer besonderen, mit der Untersuchung
dieser Angelegenheit betrauten Commis«
fion in Wien zur Folge hatten, wurde
auch Cardinal S. in dieselbe berufen. Im
Jahre 1740 reiste S. zum Conclave
nach Rom und wirkte bei der Wahl des
Papstes Benedicr XIV. mit. Eine
eigenthümliche Rolle spielte der Cardinal
nach dem Einbruch des Königs Fried«
rich I I . in Schlesien. Am 16. Jänner
1741 erschien er im Lager des Königs
bei Neisse und fand von Seite desselben
huldvolle Aufnahme. Als aber Fr ied,
r ichII . spater in Erfahrung brachte, daß
der Cardinal mit dem Commandanten
von Neiffe einen Briefwechsel unterhalte
und Letzteren mit Zebensmitteln versorge,
ließ ihn der König durch ein Commanho
von 30 Mann auf seinem Schlosse zu
Otmochov aufheben, nach Breslau in
Haft bringen, jedoch ihn seinen Ehren
und Würden gemäß behandeln. Als
Papst Benedict XIV. von diesen sei«
nein Cardinal widerfahrenen Unbilden
Kenntniß bekam, wendete er sich an den
französischen Hof, damit dieser Schritte
zur Befreiung des Bischofs mache. Ehe
jedoch solche nöthig geworden, hatte
der König bereits den Cardinal frei, aber
ihm auck zugleich Befehl gegeben, sich
während der Dauer des Krieges in Ber«
lin aufzuhalten. Am 3. Jänner 1742
kam der Cardinal in Berlin an, wo ihn
der Konig nicht nur im Genusse seines Bisthums bestätigte, sondern ihn zugleich
zum General-Vicar aller römisch'katho«
liscben geistlichen Angelegenheiten in allen
preußischen Landen ernannte. In der
That erließ darauf der König im April
ein Rescript an alle Stellen in Schlesien,
worin er befahl, dem Cardinal alle Ehren,
welche ihm vordem unter der österreichi»
schen Regierung zu Theil geworden, zu
erweisen', in einem zweiten machte er be-
kannl. daß er ihn zum General-Vicar in
allen seinen Landen ernannt, daß die Ka>
tholiken in Hinkunft alle Anordnungen
von ihm erhalten, und durch ihn alle
unter ihnen vorkommenden Streitigkeiten
entschieden werden würden, ohne daß
solche, wie immer sie beschaffen sein mögen,
erst vor den Papst zu bringen seien. Diese
Erlässe machten in Rom großes Aussehen,
der Papst erhob dagegen am kaiserlichen
Hofe Vorstellungen und citirte dm Car-
dinal nach Rom. Cardinal Sinzen»
dorf entschuldigte sich aber, seiner Kränk»
lichkeit halber nicht nach Rom reisen zu
können. Bald darauf erließ er auch an alle
Katholiken in Preußen ein Schreiben, wo«
rin er ihnen verbat, sich weder in Schrif»
ten noch in Predigten des Wortes Ketzer
zu bedienen. ,Alle diese Maßnahmen er»
regten bei der Curie nicht geringe Be>
denken und am 14. Juli 1742 erließ der
Papst an den Cardinal ein eigenes Breue,
worin er alle diese Handlungen des Car-
dinals auf das ernsteste mißbilligte und
ihn nachdrücklichst aufforderte, sich in
Rom einzufind'en. Dann heißt es an
einer Stelle im Breve: „Unser Alter ist
höher, als das Euerige. und es ist nicht
mehr an der Zeit, daß der heilige Vater
reise; also da Wir nicht nach Breslau
reisen können. ist es Eueres Amtes, nach
Rom zu kommen. Ihr könnt Euch deß«
halb mit Leiden an Eueren Füßen nicht
entschuldigen, denn trotz derselben wür.
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sinacher-Sonnenthal, Volume 35
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sinacher-Sonnenthal
- Volume
- 35
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 388
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon