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Skene Skene
>:nd allein leitete, eine große Ausdehnun
und mächtigen Aufschwung gaben. Da
tüchtige und solide Gebaren S.'s richtet
die Aufmerksamkeit der Fachmänner au
den energischen Manu und S. würd
Vice-Prüsident der Brünner Handels
und Gewerbekammer. In jene Tag«
fällt seine erste politische That. Der da
malige Kammer »Präsident Nitter von
Herr ing hatte in der Kammer den An«
trag gestellt, daß diese
sich einer Deputation
anschließe, welche Seiner Majestät dem
Kaiser wegen Verleihung des October
Diploms den Dank aussprechen sollte
Diesen Antrag des feudalen und födera
listischen Parteimaimes zu werfen. war
der Beredsamkeit Skene's gelungen
Im Jahre 186! wurde S. in den mäh
nschen Landlag und von diesem in di«
Abgeordneten«Kammer des österreichischen
ReichsratheS gewählt. In dieser kämpfte
,S. als Gr oßösterreicher für die Fe
bruar»Verfajsung, in welcher er daS ein
zige Volks- und Staatsrecht Oesterreichs
erkannte, von dem aug Oesterreich aus
dem bisherigen absoluten in den inoder»
nen konstitutionellen Staat umgebildet
werden muffe. Als Abgeordneter erbob
er immer seine Stimme, wenn eS galt
wirthschaftliche Gebrechen in der Staats»
Verwaltung aufzudecken und national-
ökonomische Ideen zum Besten des Kaiser»
staateS wachzurufen. Bei seinen Kennt-
luffen im Militarfache und in den Zustän-
den unserer Armee forderte er nicht un-
wesentliche Umgestaltungen in derHeereS»
Organisation. Nach der 1866er Kata-
strophe bei Königgratz war er der Erste,
welcher die Ursache der Niederlage beim
rechten Namen nannte. AlleS schrieb da»
mals unsere Niederlage den Wirkungen
deS Zündnadelgewehres zu. Skene war
anderer Meinung und nannte, die Sache
mit ihrem wahren Namen tausend, die schwere Niederlage, die uns getroffen, eine
Folge deS — Systeme s. Wahrend
man das Material der Armee zur hohen
Ausbildung brachte, verkümmerte man
daS Seelenleben der Armee. Wahrend
man die Materie pflegte, schädigte man
den Geist. Dem Officier wurde jede Selbst»
ständigkeit genommen. Die Stellung eines
HauptmarmS von 1866 war nicht vielmehr
als die Stellung eines Feldwebels von
1848. Der Gladiator konnte für Cäsar
sterben, aber für ihn denken konnte er
nicht. Und nun sprach Skene nock schwe«
rere Wahrheiten auS. Der Heldeinnuth
unserer Armee, schreibt S.. ,st derselben
verderblich geworden. Die Gefechte beim
Königsberge und bei Oeversee (im fehles«
wig-holstci'n'schen Kriege) mögen Denjeni-
gen befriedigt haben, welcher die Tüchtig»
keit der Truppen nach der großen Anzahl
Todten bemißt. Für oci! Denker
waren sie bedenkliche Symptome, weil
dieselben Er fo lge fast ohne Ver»
lust zu erreichen waren. Seit jener Zeit
war der Bajonnetangriff — rscts daü
Kolbendceinschlagen — die sire Idee dcr
Armee, die sich ihrer Todesverachtung
bewußt war, und doch lag die Netrach-
ung nahe, daß, wäre diese Taktik richtig,
ein tüchtiger Knotenstock die beste Waffe
ei. So hatte unsere Infanterie sich dieser
firen Idee geopfert. Sie ging vor, bis
sie siel. Auf diese Weise kann man eine
Truppe wohl dahin bringen, daß sie zu
sterben weiß und doch nicht zu sie»
gen versteht. So fiel der Schwäche
er Leitung die bewunderungswürdige
Hingebung unserer Truppen zum Opfer.
Neben der fehlerhaften Taktik begegnete
man überall der Zersplitterung der Kräfte
nd dem Mangel an Wechselwirkung.
Ueberhebung auf der einen. Kopflosigkeit
uf der anderen Seite, waren die Ursache
nserer schweren Niederlage. So hat
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sinacher-Sonnenthal, Volume 35
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sinacher-Sonnenthal
- Volume
- 35
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 388
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon