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) Iosefth ) Joseph
men laßt, als der Lungentheil, desse
Athmungsthatigkeit durch Anfüllung mi
geronnenem Blute oder durch Verstopfun
der Luftröhre mit Schleim gestört ist
ebenso läßt das gesund pulsirende Herz
bestimmte Töne vernehmen, die im kran
ken Herzen durch eigenthümliche Ge-
räusche ersetzt werden. Auf den Werth
dieser physikalischen Hilfsmittel (Percus-
fion und Auscultation) hatten schon vor
skoda die Franzosen Laennec und
Pior ry aufmerksam gemacht, aber S
hat die von beiden gemachten Beobach-
tungen, als in manchen Fällen theils irr»
thümlich, theils unvollkommen, berichtigt
und wesentlich ergänzt, und die durch die
oberwähnten Untersuchungen zu ermitteln
den Erscheinungen in einer so vollkorn
menen Weise erklart, daß seine Lehrsätze
in Deutschland fast allgemein als un
wandelbar angenommen werden. An
Laennec's Eintheilung der Respira«
tionsgeräusche ist die skoda'sche getre»
ten; die schwer faßlichen und fubjectiven
Laennec'schen Analogien in den Be>
zeichnungen wurde durch die wahrhaft
physikalisch genetischen und objectiven
Ikoda's ersetzt; seine Untersuchungen
über den Herzstoß, die Pulsationen der
Arterien, den Rhythmus der Herzbewe»
gungen sind für die Physiologie feststehend
geworden und haben eine ganze Reihe
neuer Forschungen zur Folge gehabt.
Es handelte sich dabei zunächst meist um
rein akustische Fragen, indem die dem
Tone oder dem Schalle zu Grunde lie«
genden Schallwellen der schwingenden
Luft uiuer den mannigfaltigsten, mit-
unter schwer aufzufindenden mechanischen
Verhältnissen Abänderungen erleiden.
Dazu kam, daß viel.e dieser mechanischen
Verhältnisse erst jetzt durch die in Folge
der wichtigsten Erforschungen der neue»
ren Anatomie des kranken Körpers ge> wonnenen Aufschlüsse offenbar wurden
und daß erst äkoda in gemeinsamen
Arbeiten mit dem die junge Wiener
anatomische Schule begründenden Ro°
kitansky sBd. XXVI, S. 288) viele
Räthsel erschließen konnte. So wurde
denn S. für Deulschlano der eigentliche
Begründer jener Methode, die Krankheit
zu erkennen (Diagnostik), welche sich nur
auf die unmittelbare Sinneswahrneh»
mung verlaßt und die man vorzugsweise
die exacte nennt. Es mögen immerhin
andere Erklärungen, andere Folgerungen
g/ni 8koda auftreten, er hat doch die
Bahn ein für allemal festgestellt, auf der
die Untersuchung vorzugehen hat. Frei
von aller Ideologie, prosaisch nüchtern,
fast trocken, wie es der Forscher im Rea-
len, und gar, wo es sich um Fragen des
kranken oder gesunden Leibes handelt,
ein muß. vorsichtig im Schluß aus In«
duction und sicher und ruhig im Experi»
ment, hat S. auf diesem speciellen Ge<
biete Unvergängliches geleistet, und sind
es hauptsächlich er und Rokit a nsky.
welche der neuen Zeit den Weg des Ex»
periments und der objectiven Untersu-
chung gezeigt haben. Sie sind beide die
Vorkämpfer einer neuen Aera in der
Geschichte der Heilkunde, mit welcher
-ine großartige, von Einzelnen schon
angst ersehnte Wendung in der Heil-
unde eintrat, die bis dahin viel zu gro»
len Werth auf unwesentliche, noch dazu
ar nicht charakteristische Zeichen im Aeu-
eren des Kranken gelegt hatte. Aber
iese neue, durch8kooa'S scharssinnige
Berichtigungen und Ergänzungen folgen«
eiche Lehre fand in den Fachkreisen kei°
leSwegs so rasch Eingang, als man
ätte erwarten sollen. Ja, als Zkooa's
rste Arbeit über Auscultation und Per»
ussion imIahre !839 erschien, in welcher
r seine physikalisch'diagnostischen Grund-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sinacher-Sonnenthal, Volume 35
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sinacher-Sonnenthal
- Volume
- 35
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 388
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon