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Soltyk 260 Soltyk
desKrakauer Bischofs, Zatuski, der Kö
nig das Krakauer Bisthum zugleich mit
dem weißen Adler-Orden verlieh. So
stieg denn Sol ty k, nachdem er nur drei
Jahre Bischof von Kiew gewesen, im
Jahre 1737 den Bischofstuhl von Krakau.
Bis dahin war Soltyk'S Lebengpfad
ein vom Glücke und Erfolgen begünstig-
ter gewesen; nicht so sollte es weiter sein.
Die Czartoryski hielten damals bei
Hof das Heft in Handen und bei diesen
stand Soltyk eben nicht in Gunst. Es
würde zu weit führen, die Intriguen dar>
zustellen, die sich damals am königlichen
Hofe in Polen abspielten und daS Reich
sewem Untergänge zuführten. Auf dem
Reichstage des Jahres 1767, aus welchem
die Barer Conföderation hervorging,
hielt Sol tyk die Ehre des Landes auf.
recht. Diese Konföderation war eine
Verbindung des polnischen Adels, um
dem russischen Einflüsse, welchem König
Stanisla us August in leidiger Ver«
blendung sich hingab, entgegenzuarbei-
ten. und demgemäß dem Katholicismus
in Polen, im Gegensatze zur russischen
Kirche, die Uebermacht zu erhalten. Der
erste Gedanke dazu war von dem Bifchof
von Kamieniec, Adam Krasiüski, aus»
gegangen, worauf der Staroft Joseph
Pulawski , ihn ausführte und acht
Edelleute am 29. Februar 1767 die Con-
foderations'Urkunde unterschrieben. Da>
mit war der verhängnisvolle Schritt ge.
schehen. Der Bund hatte zahlreiche Theil-
nähme in Polen gefunden und der Zwie-
spalt des polnischen Adels war eine vol»
lendete Thatsache geworden. Nun folg-
ten die russischen Gewaltthätigkeiten. Bar
wurde am 28. Mai 1768 erstürmt und
Soltyk als einer der Hauptfactoren der
Conföderation von der Gegenpartei ver>
folgt. Im Hause seines Freundes, des
Marschalls MniS zech, wo er Zuflucht gesucht, wurde er zur Nachtzeit aufge»
spürt und verhaftet. Dem ihn verhaften-
den Soldaten einen Beutel mit Gold
hinschleudernd, rief er zu: „daß er es
wisse, er hat nun den Fürsten, den Bi>
schof und den Senator in seinen Hän>
den". In der nämlichen Nacht noch
wurde er nach Kaluga gebracht und ver«
lebte dort fünf Jahre in Gefangenschaft.
Aber die Haft hatte seinen Geist nicht ge-
beugt und als er frei geworden, glich sein
Einzug nach Warschau, einem Triumph«
zuge. Nun kehrte Sol tyk nach Krakau
zurück. Aber die Folge seiner Bedräng»
nifse war nicht geschlossen und unter man»
cherlei Unbilden und Erniedrigungen
hauchte der Prälat im Alter von 73 Iah.
ren zu Kielce, wohin er, bereits leidend,
kurz vor seinem Ableben gebracht wor»
den war, seine Seele aus. Bemerkens»
werth ist eine Episode aus dem Leben
des Bischofs. Bei Gelegenheit, als sich
die Partei der Poni ato wski des Bi«
schofs bemächtigte und ihn fortführen
laffen wollte, trat der General Wod 5 icki,
damals Oberst des Regiments Kronprinz,
in die Capelle, in welcher sich eben Sol -
tyk befand und rief: „Ergreift den Pfaf-
fen da!" Sol tyk wendete sich an den
rohen Söldner und sprach die Worte.
,Dich, der Du die Hand anlegst auf
Deinen Priester, wird die nächste Kugel
nicht verfehlen". Und in der That, im
ersten Treffen, welches nach AuSbruch des
Krieges bei Szczekocin Statt fand, am
6. Juni 1784 fand Wodzicki die Ku.
gel, die seinem 3eben Garaus machte.
Soltyk'S Leben ist in einer sein wahres
Wesen entstellenden Weise, namentlich von
Kol la ta j , u. z. in dessen Werke: „Zu-
stand der Aufklärung in Polen in den letz«
ten Jahren der Regierung Augu ft's I I I . "
geschildert worden. Die Schilderungen
darin über die Streitigkeiten Soltyk's
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sinacher-Sonnenthal, Volume 35
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sinacher-Sonnenthal
- Volume
- 35
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 388
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon