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feiS) Joseph 320 SonnenfelS) Joseph
dem Brod zu kommen, eine Rechnungs»
führeistelle bei der Arciörengarde. mit
etwa 400 st. Iahrgehalt an. Durch
diese unbedeutende und den Talenten und
der Leistungskraft Sonnen fels' nichts
weniger denn entsprechende Anstellung
trat aber eine Wendung in seinem Ge»
schicke ein, welche für seine Zukunft ent-
scheidend war. Erster Lieutenant bei der
Garde war damals der General Ernst
Gottlieb Freiherr von P et rasch ^Band
XXII, S. 104, Qu. 1^. ein durch seine
Bildung und Humanität ausgezeichneter
Mann. Aus der dienstlichen Berührung
wurde bald cine nahezu freundschaftliche.
Der General interessirte sich lebhaft für
den jungen geistvollen, vorwartsstreben»
den Mann. und erkannte bald, daß die
Stelle, in welcher er diente, für ihn in
jeder Hinsicht eine unpassende sei. Pe«
trasch empfahl S. bei dem nächsten An»
lasse dem ihm befreundeten StaatSrath
Freiherrn vonBor ie sBd. I I , S. 66^.
einem bei den Majestäten einflußreichen
Manne, durch diesen erlangte S. 1763
eine Professur der politischen Wiffenschaf.
ten an der Wiener Hochschule, und nun
war EonnenfelS im eigentlichen Fahr«
Wasser. Wohl war der Gehalt mit dem
für einen solch,en Posten ganz unwürdigen
Betrage jährlicher 300 fl. bemessen, aber
schon in kurzer Zeit wurde derselbe über
Vorstellung des damaligen Staatsrathes
Freiherrn von König auf 1200 st. er-
höht. Sonnenfe ls aber wurd'e auf
diesem Posten, wie Ritter von Arn eth
bemerkt, der treue, wenn auch manchmal
vorsichtige Dollmetsch der neuen Ideen,
welche damals den ganzen Continent
durchzogen. Sein glänzender Vortrag
und die Tüchtigkeit des Iichalts erwarben
ihm bald die Liebe und Verehrung der
Jugend. In periodischen Blättern trat
er gegen alle an dem Baume der Cultur im Laufe der Jahrhunderte sichtbar ge»
wordenen, denselben in seiner Entwick-
lung störenden Auswüchse auf, gegen den
Aberglauben, gegen die Selbstsucht, gegen
die schroffen Mangel in der Erziehung,
gegen die Vorurtheile des Adels, gegen
die Ueberzahl und Zwecklosigkeit der Klö-
ster, gegen die Asyle und Freistätten u.s.w.
Daß es ihm bei solchem Freimuth in sei-
nen Ansichten nicht an Feinden fehlte, be-
greift sich leicht; es ergingen heimliche
und öffentliche Denunciationen gegen ihn ;
aber die große Kaiserin ließ sich dadurch
nicht irre machen. Einen hartnäckigen
Krieg eröffnete S. gegen die Zoten auf
den Theatern und den Unfug der extern»
porirten Stücke. Obwohl er dafür bald
auf der Bühne selbst verhöhnt wurde, ließ
er sich,dadurch nicht stören. Es entbrannte
alsbald ein Kampf auf Leben und Tod
zwiscken Sonnenfels und dem Hans«
wurst, der seine Eristenz auf seine Manier
mit der Pritsche gegen die Feder vecthei«
digte und auf keinen Angriff den gewich'
tigen Schlag, auch den Kothwurf nicht,
schuldig blieb. I n einer von Klemm
verfaßten Comödie: „Der auf den Par»
naß versetzte grüne Hut" wurde Son-
nenfels als Hanswurst selbst auf die
Bühne gebracht. Kleidung, Gang, Ge>
berde. kurz die ganze persönliche Erschei-
nung S.'s war tauschend nachgeahmt.
Auch die Italiener erlaubten sich in einer
Operette zweimal eine solche Injurie.
Die Gemeinheit der Histrionen — die ja
ohnehin ihre Geschichte, nur leider noch
nicht ihren GeschichtSschreiber hat —ging
so weit, daß man das Porträt Bernar.
don's (deS damaligen Hanswurst Kurz
mit seinem wahren Namen) ganz genau
so, wie daS von Schmuzer gestochene
Bildniß Son nenfels' ^siehe unter den
Porträts Nr. 10^> in Kupfer (von 3an-
derer) stechen ließ. so daß beide Köpfe
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sinacher-Sonnenthal, Volume 35
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sinacher-Sonnenthal
- Volume
- 35
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 388
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon