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Sonnenfels) Joseph 338 Sonnenfels) Joseph
rollen, und da man ihm 2000 Reichsthaler
Iabrgehalt zugesichert, auch materiell gün-
stigen Antrag anzunehmen. Während nun
Lessing auf eine directe Berufung oder
dock Einladung nach Wien wartete, war
Riedel berufen und zum k. k. Rath,
ernannt worden, „um in Geschäften ver
wendet 'zu werden, die für die Literatur
des Vaterlandes von größter Wichtigkeit
sein würden". Riedel an Lessing's Stelle,
das war Lessing zu viel. aber auch die
(5'nttäusckung der Wiener blieb nicht aus.
als sick der Trunkenbold Riedel allmälig
entpuppte. Noch ein drittes Mal. im No«
vember 1772. ließ man wieder bei Les sing
und wieder durch Professor Sulzer an-
fragen, ob er nicht geneigt wäre, nach
Wien zu kommen. Aber immer waren es
nur Anfragen, nie directe Aufforderungen
und Einladungen an Lessing selbst.
Lessing zeigte sich nun gar nicht ab«
aeneigi, zu kommen, nur wollte er, durch
die Erfahrungen in Hamburg gewitzigt,
nichts mit dem Theater zu schaffen haben.
Da starb Ende December l77< Christoph
Adolph Klotz, derselbe Klotz, an dem
Lessing in seinen „Antiquarischen Briefen"
ein Beispiel statuirt und ihn als einen
elenden Compilator an Winckelmann
und Lippert hingestellt hatte. Mit Klotz
datte Sonnenfels seit Ottober !768 biS
Anfang Mai l?70 einen Briefwechsel unter,
halten, in welchen an mehreren Stellen
Lessing's und nicht eben zu dessen Gun>
sten Erwähnung geschieht. Diese Briefe
hatte Klotzen's Witwe, wie es heißt, aus
Geldgier, öffentlich drucken lassen. Sie
erschienen zuerst in dem Buche: „Briefe
deutscher Gelehrter an den Herrn geheimen
Rath Klotz". Herausgegeben von I . I . A.
von Hagen. Zwei Theile (Halle l773), und
wurden, längst für Sonnenfels zum
Glück vergessen, neu an's Licht gezogen
in der Schrift: „Briefe von Sonnenfels.
Als Beitrag zu seiner Biographie. Mit einer
Einleitung und mit Anmerkungen." Her«
ausgegeben von Hermann Rol let t (Wien
1874. Wilhelm Braumüller, gr. 8<>.). wor-
über Emil Kuh in der «Allgemeinen Zei«
tung" zu Gerichte saß. ^Vergleiche Son»
nenfels und Klo tz S- 336.) Also diese
Briefe von Sonnenfe ls an Klotz waren
eben erschienen, als an Lessing neuerliche
Anträge, nach Wien zu kommen, gestellt
wurden. Da schreibt Lessing unterm 3. December 1772 an Eua König in
Wien: „Sie kommen doch noch von Zeit zu
Zeit zu dem Herrn von Sonnenfels?
Sagen Sie ihm doch, daß seine Corresvon«
denz mit Klotzen gedruckt worden, und
daß ich es ihm melden ließ?, wenn er es
nicht etwa bereits wüßte. Vielleicht versteht
er, was ich damit sagen will. Sie können
noch hinzufügen, wenn Sie wollen, daß
ich mil- über eine gewisse Stelle eine öffent«
liche Erläuteiung mit Nächstem von ihm
ausbitlen würde. Doch warum will ich
Ihnen diesen Aufttag machen? Der falsche
und niederträchtige Mann könnte
leicht Ihnen selbst darüber Feind werden.
Besser, daß ick mit Nächstem selbst an ihn
schreibe." Lessinq kam nicht nach Wien.
Alle die Berufungen waren erfolglos ge.
wesen. Daß Sonnenfels, der nun durch
die Veröffentlichung seiner Briefe an Klotz
als Gegner Lessing's und Parteigänger
des von Lessing übel. jedoch mit Recht
zugerichteten Klotz da stand, seine Hand
dabei im Spiele gehabt, ist nicht unschwer
zu glaud-'n Thatsächliche Beweise dafür
fehlen freilich, und wenn er nicht geradezu
die Ausführung des Vorhabens der Be«
rufung 'Lessing's nach Wien hintertrie-
ben, daß er nichts dafür gethan, ist
nach dem Vorlieg-noen unzweifelhaft. Noch
mehr.- nach der dritten Berufung und
der darauf erfolgten Veröffentlichung seiner
Briefe mag Sonnenfels Alles ange-
wandt haben, um den edlen Lessina,
den er so gröblich verletzt, ja auf das
tiefste beleidigt, nicht neben sich in Wien
wirken zu set>en. Lessing selbst benahm
sich, nachdem das Ve-halten des Sonnen«
fels gegen ihn offmkimdig geworden, und
die öffentliche Meinung sich mit einer Ent«
schiedenbeit ohne Gleichen auf Lessing's
Seite gestellt hatte, hochherzig wie immer.
Eva König hatte an 3 es sing geschrieben,
wie die Dinge in Wien ständen, wie die
Sonnenfels'sche Familie ganz bestürzt
sei über diese Geschichte, und Lessing, der
schon daran war, einen Fehdebrief gegen
Sonnen felS drucken zu lassen, ließ von
jedem Angriffe ab mit den Worten: „Auf
wen Al le zuschlagen, der hat vor
mir Frieden!"
XI I I . Sonnensels und die Aushebung der Mter.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß mehrere,
ja viele Jahre vor Sonnenfels Versuche
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sinacher-Sonnenthal, Volume 35
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sinacher-Sonnenthal
- Volume
- 35
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1877
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 388
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon