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Sonnleithner, Christoph Sonnleithner. Christoph
gewählt wurde, ist es doch weniger seine
Eigenschaft als Rechtsgelehrter. a>s sein
Tüchtigkeit und Thätigkeit als Musicus,
welcde das Andenken an seinen Namen
erhalten hat. Wie schon bemerkt wurde,
trieb er von früher Jugend Musik mit
3ust und 3>ebe; frühzeitig auch versuchte
er sich in der Komposition und schrieb in
verhältnißmäßig jungen Jahren Sym>
phonien. Hochämter, Trios und verschie
dene andere Kirchenstücke, welche fich
bald in die Provinzen verbreiteten. Wie
entsprechend Sonnleithner 's Kirchen
Compositionen befunden worden sein
mußten, erhellet daraus, da man sie
häusig
in den Mufik'Katalogen der zahlreichen
österreichischen Klöster vorfindet. Noch
im ersten Viertel unseres Jahrhunderts
war die Aufführung Sonnleithner' '
scher Meffen, Offei tonen, Gradualen
u. s. w. auf den Chören einzelner Land«
kirchen und Klöster, wie z. B. Kloster»
neuburg, Kremsmürister, Melk u. A.,
eben nichts Seltenes. Aber nicht blos
Kirchensacken componirte S., auch pro«
fane Musik, namentlich auS seinen spate«
ren Jahren, ist bekannt. So, als ihm
die Aerzte seiner leidenden Gesundheit
wegen daS Componiren streng unter»
sagten, und er also der schwierigeren, ihn
stark anstrengenden Kirchencomposition
entsagen mußte, schrieb er leichtere Musik«
stücke, unter anderen mehrere Sym«
phonien für den alten Fürsten Eß ter«
h^zy, den Gönner Haydn's, der be-
kanntlich ein großer Musikfreund war'
ferner für seinen Freund Keeß; dann
nicht weniger denn 36 Quartetten für
Kaiser Joseph II.. der für Sonn-
leithnec's Compositionen eine beson-
dere Vorliebe desaß und sich seine Quar«
.rette wöchentlich ein- oder gar zweimal
vorspielen ließ. Von anderen Arbeiten
S.'S sind nur einige Arien bekannt. Frag- mente einer Oper, da er Gel lert 's
„Orakel" in Musik zu setzen begonnen,
aber nie vollendet hatte. Im Stich ist
mehrere Jahre nach seinem Tode nur eine
Composition, betitelt:
Fos^ms« (Wien 1803, Kunst- und In-
dustrie-Comptoir), erschie-nen. Was den
Charakter seiner Tonstücke betrifft, so
sind sie im einfachen und sanften Style
geschrieben, ungemein correct, da er
immer bemüht war. mit seinen Arbeiten
den höheren Kunstforderungen ;u eni>
sprechen', in den Gesangsnummern ist er
warm, oft innig, geschickt in Anwendung
musikalischer Effecte und immer von
eigenthümlichem Gepräge. Als Beweis,
wie seine Arbeiten von Kennern in Ehren
gehalten wurden, erzahlt man folgende
Thatsacke: Wie bemerkt worden, hatte
S. für seinen Freund Keeß — wahr.
scheinlich F ranz Bernhard v. Keeß,
zuletzt Vice«Präsident des niederöster»
reichischen Appellationsgerichtes — meh»
rere Symphonien componirt. Nach Keeß'
Tode fand sich ein bedeutender Musika»
lienvorrath vor, welcher zur Versteigerung
kam. Bei dieser stellte sich auch Sonn»
eithner's Sohn Joseph ein. um
einige Compositionen seines VaterS zu
erstehen. Als Sonn le ithner'S Com<
Positionen auSgeboten wurden und der
Sohn sein Angebot gemacht, wurde er
von einem anderen Käufer immer über«
boten. Endlich näherte sich der junge
Sonnle i thner dem Unbekannten und
ersuchte ihn, von der Steigerung abzu.
stehen, da er als der Sohn die Partitu«
en seines VatelS zu besitzen wünsche.
Es stellte sich nun heraus, daß der Unbe-
'annte. welcher mitgesteigert hatte, um
Sonnlei thner 's Compositionen zu
esltzen, niemand Geringerer war als —
Joseph Haydn. Christoph Sonn-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Volume 36
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sonnklar-Stadelmann
- Volume
- 36
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 376
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon