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Spann, Anton 74 Anton
1842 die Abhandlung folgen: „Der
gegenwärtige Stand der Forschungen
über die Heimat und den Dichter des
Nibelungenliedes", wovon auch unter
gleichem Titel ein Separat-Abdruck (sechs
Seiten 4<>.) erschienen ist. Die nächste
Arbeit, welche S. folgen ließ, war:
„Nie öZterreichischen DulkLVeisrn. Dargestellt
in einer Auswahl nun Aiebrrn, Tänzen und
Alpenmellltlien. Oeslllnmklt und allen Teutschen
gewidmet" (Wien 4843, Iasper. 8".). Es
sind 48 Lieder mit 44 Melodien, dann
21 Alpenmelodien. Von ersteren etwa
die Hälfte, von letzteren alle zweistimmig
und überdieß 36 Tanzweisen für Clavier
übertragen. Es ist ein prächtiges Buch.
wie deren nicht häusig vorkommen, aus
jeder Seite desselben spricht der Zauber,
den die österreichischen Gebirgsgegenden
athmen und der durch daS stete Vor>
rücken der Schienenwege immer mehr
und.mehr verblaßt. Nunmehr folgte nur
noch eine größere selbständige Arbeit,
welche aber im politischen Gewoge des
Achtundvierziger-Jahres unbeachtet blieb.
Da sie kurz vor seinem Tode erschien,
kann man sie seinen Schwanengesang
nennen. Das Werk betitelt sich: „Nidr-
lnngrnklage. Die Klage, ibin üentöchrz Helden-
Gedicht i>r5 12. Jahrhunderts. Erzählt nnd
erläutert uon Zl. A. n. Sp." (Pesth 1848.
Heckenast, 3".). Spaun bereitete ein
Werk über den ganzen zusammengehö«
renden Kreis jener Dichtungen vor, in
welchem immer dieselben Adelsgeschlechter
spielen; er hatte überraschendeThatsachen
entdeckt — der Tod hatte das Alles mit
hinüdergenommen, denn er war uner»
warlet Allen, seiner Familie, seinen
Freunden und seinen Forschungen viel
zu früh gestorben. „Die Zeit", heißt es
in einem kurzen Nachruf, „hat sein Herz
gebrochen ' welche Auszeichnung, welchen
Dank hat der um vaterländische Wissen» schaft hochverdiente Mann wohl erlebt?
O, zeichnet es in die Gedenkbücher der
Stadt: Keinen! Er starb an Verken»
n u n.q und erst die Nachweltwird ihm seine
Anerkennung zollen !" Seine in manchen
Blättern zerstreuten Aufsätze, welche einen
oder zwei Bande füllen und die werth«
vollen Forschungen eines gediegenen
Kenners der Geschichte seines Vaterlan»
des bilden würden, zu sammeln, ist Nie»
mand eingefallen. Eine Auszeichnung
wurde ihm doch. Am 24. Mai 1,843
wurde er von der kaiserlichen Akademie
der Wissenschaft zu Wien zum correspon»
direnden Mitgliede gewählt; es war dieß
eine Auszeichnung, denn damals ge-
hörten seiner Classe Männer an, wie:
> Arneth . Joseph Chmel. Gr i l lpar -
zer, H ammer - Purgstal l , Münch«
Bel l inghausen, s afa rik. S tü lz,
Ferdinand Wol f , Bergmann, Ka-
ra jan, Miklosich, Seid l , Pro-
kesch-Osten, Bauernfeld. Inder
Darstelluligsweise in seinen Wcrken rein,
edel, würdevoll, tief, klar fließend, Alles
auü dem Herzen zum Herzen spre-
chend, gab er sich nur wie er selbst war.
S t i f te r schreibt: „Mir drangen seine
Arbeiten, ehe ich ihn selber persönlich
kannte, mit der schönen Ruhe Herder'«
scher Darstellung in daS Gemüth. Im
Umgänge mit gleichgestimmten Menschen
machte er den Eindruck eines weisen,
rechtschaffenen, klaren und bescheidenen
Mannes. Ich habe wenige Menschen in
so kurzer Zeit so sehr lieben gelernt, wie
ihn". Noch sei bemerkt, daß Spaun an
der Stiftung deS Museums ^rancoLoo
Oarolinnw. in sinz den thätigsten An-
theil genommen. Das „Ocsterreichische
Volksblatt" brachte dem Verblichenen
einen poetisä'en Nachruf, in welchem eS
wörtlich heißt: „DeS Landes bester Mann
hat ausgerungen, ch' noch sein Volk am
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Volume 36
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sonnklar-Stadelmann
- Volume
- 36
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 376
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon