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Spaur, Theres« ^ Therese
Denkmal setzen ließen. Alfred von Neu
mont, dem wir allein die eingehenden
Nachrichten über die Gräsin und ihre
Familie verdanken, bemerkt über G i5
vanni G i raud, daß er der Einzige
war, der seitGoldoni eine wirkliche
und dauernde Bedeutung für die komische
Bühne Italiens erlangt hat. Gräfin
Therese Gi raud stand in erster Iu
gendblüthe, als sie Sir Eduard D od-
wel l , einen um griechische Topographie
und Kunst Verdienren Archäologen, hei-
rathete, der sich bleibend in Rom nieder-
gelassen hatte. Der Altersunterschied zwi»
schen Gräfin Therese und Sir Ed-
ward überschritt selbst das liberalste Maß
und da die Verschiedenheit von Charak-
teren und Neigungen mit demselben glei-
chen Schritt hielt, so wurde die Ehe
sehr bald zu einem bloßen Beisammen-
wohnen, in einem Theile der dem Pa>
lazzo di Venezia gegenüber liegenden
Hälfte des Palazzo Pamphili Doria.
I n den späteren Iahien des Papstes
Pius VII. und in der Negierungszeit
Leo's XI I . (1823-1829). war Mistreh
D o d w e l l die gefeiertste Schönheit
Roms. Da wir das Geburtsjahr der
Gräfin nirgends angegeben finden, so
bieten uns die vorerwähnten Umstände
einigermaßen einen Anhaltspunct zur
beiläufigen Bestimmung, und wir wer»
den kaum fehl gehen. wenn wir ihre
Geburt mindestens um den Beginn des
laufenden Jahrhunderts ansetzen. Denn
Papst P i u s VII. ist am 20. August
4823 gestorben. Und damals war Grä-
fin Therese bereits etliche Jahre Mi»
streh Dodwel l . I n der damaligen Zeit,
wo sich seit der Restauration den Eng-
landern der lange verschlossene Kontinent
wieder öffnete, hatte das höhere gesell»
schaftliche Leben in Rom seinen Höhen«
punct erreicht. Namentlich waren es englische Größen, welche damals das
gesellschaftliche Scepter führten, wie, um
nur Namen zu nennen: die Herzogin von
Devonshire (Lady Elisabeth For-
ster), die Gräsin Blessington u. A.
Der Gemal der Gräfin Therese, Sir
Edward Dodwell(geb. 1767), starb
öäjährig am 14. Mai 1832. und seine
Witwe heirathete im Herbst des folgen-
den Jahres den Grafen K a r l von
Spau r . Ihre erste Ehe war kinderlos
geblieben; mit dem Grafen Spaur
hatte sie zwei Söhne, von denen der
jüngere als Kind starb. Als Gesandten«
gattin öffnete sich auch ihr HauSder
größeren Gesellschaft. Diplomaten und
ausgezeichnete Fremde fanden sick in
ihrem Salon ein, in welchem ebenso das
geistige wie fashionable Element ver«
treten war. König L u d w i g brachte
bei seinen öfteren Besuchen in Rom seine
Abende großmtheils im Salon d?r Grä»
fin S p a u r zu. welche, wie ihr Bio
graph meldet, „durch Geist und Schön»
heit ftlänzte und Leben und Heiterkeit
um sich verbreitete". Die revolutionären
Bewegungen Italiens hatten bereits seit
der Erhebung Gregor XVI. zum Papst
(l83l—1846) begonnen, allmälig aber
hatte sich mit der Festigung seiner Re-
gierung auch die Harmonie in dem ge-
'ellschaftlichen Verhältniß wieder gefun-
den, und namentlich bewahrte der
Spaur'sche Salon seinen zwangsfreien,
von Heitelkeit und Ernst in gleich rechtem
Maße durchgeistigten Charakter. Aber
allmälig verdüsterte sich der politische
Horizont. Pius IX. setzte sich die_Hiara
auf, der Unuvälzungstaumel ergoß sich
immer weiter und breiter, bis die Fe>
bruar-Revolution und dcr mailändische
Aufstand dem Faffe den Bodm aus«
schlugen. Von dem Momente, als der
Gras Spaur von seiner Wohnung aus
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Volume 36
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sonnklar-Stadelmann
- Volume
- 36
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 376
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon