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Sperling 143 Sperling
zog Friedrich Wi lhe lm bei Erricb«
tung dieses CorpS im Auge hatte, daher
dasselbe auch gewohlich als „CorpS der
Rache" aufgeführt erscheint. Die Unifor-
mirung dieses Corps war auch dem«
gemäß schwarz. Schwarze polnische Röcke
mit einfachem Besetz und stehendem, mit
einer schwarzen Schnur eingefaßtem Kra«
gen, lange, schwarze Beinkleider und
Czakos mit einem schwarzen Federbusch,
Eine Farbenabwechlung bemerkte man
nur in den Aufschlagen, welche hellblau
waren und an einem Schildchen am
Czako von weißer Farbe, welches einen
Todtenkopf mi-t kreuzweise gelegten Tod-
tengebeinen vorstellte und durch welches
auch die Losung dieses Corps: „Sieg
oder Tod" angedeutet wurde. Das
Corps, daö meistens aus preußischen
Ueberläufern und entlassenen Soldaten
bestand, führte außer der ebenerwähnten
Bezeichnung „Corps der Rache", welche
namentlich in Deutschland üblich war,
auch den Namen „Todenköpfe", welcher
Name ihnen meist in Nachod und Böh»
men gegeben ward. Unter den Wenigen,
welche auS Nachod selbst in dieses Corps
traten, befand sich auch der Sohn de6
damaligen Besitzers des Hauses, in wel-
chem der Herzog seine Residenz aufge.
schlagen, Anton Sper l i ng , auch
S perl i ch genannt, welcher eine Ober«
lieutenantSstelle im CorpS der Todten»
köpfe erhielt. Am 29. Juli 1809 nahm
Sper l i ng an der Erstürmung von
Halberstadt Theil und wurde dort, wie
ein Augenzeuge berichtet, von einer fran«
zösischen Kugel getroffen. Ob er von
dieser Kugcl nur verwundet oder getodtet
worden, konnte nie ermittelt werden. S.
blieb seither verschollen. Wie bereits oe«
merkt worden, bestand dieses CorpS meist
aus preußischen Unterthanen. Als man
nun in Preußen, daS die Niederlagen der Jahre 1806 und 1807 noch nicht ver-
wunden hatte, von diesem Corps hörte,
trachtete man der Errichtung desselben
allerhand Hindernisse in den Weg zu
legen, ungeachtet durch die Werbung des
Corps auf österreichischem Grund und
Boden Preußen ja ganz auS dem Spiele
blieb. Ja wahrend man in neuester Zeit
nicht genug das Deutschthum Preußens
in jenen Tagen seiner Demüthigung her>
vorkehren kann. vergißt man die strengen
Vorkehrungen, welche gerade in Preußen
gegen diese heimlichen Werbungen für
das CorpS der Rache, das ein deutscher,
seines Landes beraubter Fürst in Oester»
reich errichtete, platzgriffen. Man legte
der Errichtung desselben alle nur erdenk»
lichen Hindernisse in den Weg und als
dieß vom erwünschten Erfolge nicht be»
gleitet war. ließ der König, um dem Her-
zog von Braunschweig die Mittel zur
Errichtung des Corps zu entziehen, die
in Schlesien gelegenen, dem Herzog von
Braunschweig gehörenden Güter Oels
und Bernstadt unter Sequester stellen und
die Einkünfte derselben zurückbehalten.
Unter solchen Umstanden war an einen ge>
deihlichen Fortschritt des CorpS in Nachod
nicht zu denken und die kaiserlich öster-
reichische Regierung gestattete die Ver<
legung deS WerbedspotS deS Herzogs
an die sächsische Grenze, zumeist an die
Orte Friedland, Grottau, Neustadt, Ga-
bel, Zwickau und Rumburg. Am l6. Mai
war der Herzog mit seinem Corps auf
dem Marsche gegen Turnau, am 20. Mai
war er in Gabel, am 21. in Zittau ein«
gerückt. 'Die weitere Geschichte deS
„Corps der Rache" ist bekannt; Anton
Sper l ing aber ist. wie es scheint, der
einzige Nachoder, dessen Andenken sich
erhalten hat.
Noch ist' eines Bildnißmalers I . W. Sper-
ling aus Wien zu gedenken, der in den
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Volume 36
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sonnklar-Stadelmann
- Volume
- 36
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 376
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon