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Ludwig 208 ) Ludwig
gelangt, traf er dort eine namenlose
ordming in der Handhabung der Ge
walten. Graf Casati, der an der Spitz
der plovisoriscken Regierung stand, em
pfing Splöny, theilte seine Ansichten
und empfahl ihn an den Grafen Ca
stagnette; dieser wieder das Bündniß
des aufständischen Italiens mit dem auf-
ständischen Ungarn nicht unterschätzen^
schickte Spl6ny zu Minister Paret to.
Mit diesem jpannen sich die Verhand
lungen ins Endlose, aber Sp l6ny war
eine zähe Natur und ein gewandter
Agent, gewann immer mehr Vortheil
für die Inierefsen seines Vaterlandes,
was nicht geringe Mühe kostete, da die
Italiener den Zwiespalt zwischen Ungarn
und Oesterreich kaum als eigentlichen
Antagonismus gelten lassen, sondern
vielmehr als eine Art familiären, im Gan»
zen bedeutungslosen Zerwürfnisses an-
sehen wollten. AberSpläny zeichnete
mit scharfem Umriß die damals zwischen
Cis« und Transleithainen bestehende
Kluft, und der Umstand, daß er kaiser>
licher Officier war. trug nicht wenig dazu
bei, seinen Ansichten den gedörigen Nach«
druck zu verleihen. So waren denn die
Unterhandlungen bereits im besten Zuge,
einem Bündnisse der zwei Revolutionären
stand nichts mehr im Wege, als R a«
detzky mit einem Male von Verona auf
Mailand vorrückte; als aber gar die
Nachricht von der Capitulation, welche
am 3. August Nachmittags der Chef des
sardinischen Generalstabes General-Lien«
tenant Graf SalaSco mit Feldmar-
schall-Lieutenant von Heß geschloffen,
angelangt war, wurden alle weiteren
Unterhandlungen unterbrochen. Einen
anderen Verlauf als in Italien hatte die
ungarische Bewegung genommen, und
Kossuth. frühzeitig auf alle Wechselfälle
des Kriegsglückes bedacht, hatte Anstal- ten getroffen. um sich seine Verbindung
mit den fremden Mächten zu sichern. So
wurde GrafTeleki in Paris mit den
nöthigen Vollmachten versehen. Der israe-
litische Agent, S z a r v a d y , reot«
Hirsckl, der nachherige Gemal der Pia-
mstin Clauß ^Bd. I I , S. 383). hatte
dieselben schon im November 4848 an
Teleki nach Paris, welches damals das
diplomatische Centrum für ungarische
Missionen war, übecbracht; Teleki aber
schickte sofort an Baron Sp löny seine
Kreditive als provisorischer Botschafter
Ungarns für Turin. Sp löny setzte nun
alle seine Thätigkeit darauf, die kriege»
rische Stimmung Italiens gegen Oefter«
reich zu schüren, und suchte durch Emis»
säre dahin zu wirken, daß die ungarischen
im Heere Radetzky's kämpfenden Reg>
menter. etwa 30.000 Mann, nach Un-
gärn gebracht würden. Zu diesem Zwecke
erließen im Namen der ungarischen Ne»
gierung und des Landtages Iadislaus
GrafTeleki als Gesandter Ungarns in
Frankreich, und Friedrich SzarvadyalS
GesandschaftS-Secretär am 3. December
1848 einen Aufruf zum Treubruch an
die ungarischen Regimenter in der Armee
Rüoehky's ^nirgends sonst abgedruckt
als in Max Schles inger 'S /Aus
Ungarn" (Berlin 1830, Dunker 8".),
S. 313^, welchen dann Sp löny mit
einem Beisatze vom 25. December 1848
auS seiner Feder, unter die ungarischen
Regimenter zu schmuggeln suchte. Als
Sp löny — auf dessen Kopf Radetzky
einen Preis gesetzt— in Turin, wo AlleS
für seine Ankunft schon vorbereitet war,
ankam, fand er bei Baron Perone,
damaligem Premierminister, freundliche
Aufnahme, und erfuhr den Beschluß der
italienischen Regierung, den Krieg wieder
ufzunehmen. Als nach dem bald darauf
rfolgten Sturze PeroneS Giober t i
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Volume 36
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sonnklar-Stadelmann
- Volume
- 36
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 376
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon