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SporUn 210 SpörUn
verwendet. Der 18jährige Jüngling zog
auf seiner ersten Fahrt in die Fremd
durch die Sckweiz nach Italien bis Rom
und Neapel und nahm seinen Rückweg
über Genua, Marseille und Lyon. S
hatte die ihm anvertraute Sendung so
befriedigend durchgeführt, und durch seine
Thätigkeit im Auslande dem Geschäfte
seines Schwagers so mannigfache Vor.
theile erworben, daß ihn dieser Letztere
von jener Zeit an und bis zum I . 1808
fortwahrend als Reisenden für seine An
stalt verwendete. I n dieser Stellung
lernte Spö r l i n ganz Deutschland, Da
nemark. Holland. Belgien, das nördliche
Frankreich und auch die Hauptstadt des
späteren Kaiserreiches, Paris, kennen und
fand dabei die Gelegenheit, einen rei»
chen Schatz von Anschauungen und Er-
fahrungen zu sammeln. Als besonders
nützlich bewahrte sich für Spö r l i n der
Aufenthalt in Paris, wo er fick die
Sammlung neuer Ideen zu Tapeten-
Mustern zur ganz besonderen Aufgabe
gestellt und durch gesellschaftlichen Ver.
kehr mit ausgezeichneten Künstlern sein
Ziel zu erreichen stiebte. Auf solche Weise
gelang es ihm allmalig. seine Ge«
schmackSrichtung zu läutern, die Thätig'
keit seines Geistes zu kräftigen und sein
Talent im Entwerfen gefälliger und ge«
haltvoller Muster zu entwickeln. Schon
in seiner frühen Jugend hatte Spör -
l in eine große Vorliebe für das Zeich«
nen beurkundet, aber zu einer gehörigen
Entfaltung dieser Naturanlage kam es
keineswegs, und so wurde denn Mi»
chaelS Talent zum Zeichnen eigentlich
in denjenigen Jahren erstickt, wo es sich
gerade am leichtesten hatte entwickeln
können. So lange er Z ub e r's Geschäfts»
reisender war, fehlte es natürlich eben-
falls an der nöthigen Muße. um an
jenes Studium zu denken, und erst in späteren Jahren, als S. bereits in Wien
lebte, konnte er. einem lange gefühlten
Antriebe folgend, einen förmlichen Unter«
richt im Zeichnen nehmen, wobei er einen
solchen Fleiß und solche Ausdauer be>
wieS, daß es ihm in der That gelang,
in dieser Kunst einen schätzenswerthen
Grad von Fertigkeit zu erlangen. Nach
Wien kam Spör l i n zum ersten Mal
im Jahre 1803 als Geschäftsreisender
seines Schwagers. Hier traf ihn auch die
Nachricht von dem plötzlichen Tode ftineS
Vaters. Bald darauf, 1803. trat er als
öffentlicher Theilnehmer dem Geschäfte
feines SckwagerS Zuber bei, der noch
mit seinem zweiten Schwager Nahn in
ein gleiches Gesellschaftsverhältniß getre»
ten war. Als S. im Jahre 1803 Wien
besuchte hatte, zeigten sich die Aussichten
fürTapetenfabrication in Wien ungemein
günstig. Als ihn nun im Winter 1807/8
Geschäfte zum zweiten Male nach Wien
führten, und ihn Verwandte und Freunde
daselbst aufforderten, sich in Wien nie«
derzulassen, elgriff er. lebhaften GeifteS
wie er war, rasch diesen Gedanken. ver»
band sich mit seinem Schwager Ra hn,
verließ November 1808 mit demselben
daS Geschäft seines Schwagers Zuber,
und siedelte nach Wien über. um daselbst
eine Tapetenfabrik zu gründen. Aber
noch waren die ersten Einrichtungen
nicht vollendet, als mit dem Jahre 1809
der Krieg ausbrach und allen Unter»
nehmungen ein plötzliches Ziel steckte.
Das war für Jahre hinaus ein schwerer
Schlag. Aber wie kein Unglück allein
kommt, so folgten sich auch jetzt noch
schlimmere Ereignisse, und vor Allem die
Finanzkrisis, welche im Jahre 18l1 nach
beendetem Kriege über Oesterreich kam. die
eine allgemeine Geschäftsstockung, dann
auch zahllose Verluste an Geld und Gut
im Gefolge hatte, welche kaum noch im
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Volume 36
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sonnklar-Stadelmann
- Volume
- 36
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 376
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon