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Spork. Franz Anton 220 ^ Franz Anton
aucb bald darauf der alte Graf Io»
hann im hohen Greisenalter von ackt»
zig Jahren starb, traten die Verfügun-
gen in Kraft, und Graf Franz Anton
wurde unter seines Vetters Leitung ge-
stellt. Franz Anton zahlte bei seines
Vaters Ableben 17 Jahre. An Stelle
der bisherigen Schulbildung trat nun
das Reisen und der junge Graf besuchte
die berühmtesten Höfe seiner Zeit. Zu
gleich aber fesselten Werke der Kunst vor
allem Anderen seine Aufmerksamkeit, und
er besuchte Kunstsammlungen, Gallerten,
bewunderte und studirte die Werke der
Arckitectur. und bei seinem Range und
glänzenden Auftreten ward es ihm auch
leicht möglich gemacht, die berühmten,
nicht Jedermann zugänglichen Privat»
Sammlungen der einzelnen Fürsten in
Augenschein zu nehmen. Wahrend sei-
ner Anwesenheit in Paris war eben das
Waldhorn in Aufnahme gekommen.
Graf Franz Anton hatte kaum einen
Vortrag dieses Instrumentes gehört, als
er sofort zwei Leute aus feinem Gefolge
darin unterrichten ließ. So wurden Wen«
zelBenda und Peter Ralikdie ersten
böhmischen Waldhornspieler, und ver-
pflanzten dieses nachmals immer belieb»
ter werdende Instrument nach Böhmen.
Bald nach Rückkehr von seinen Reisen
trat Graf Franz Anton in das erfor-
derliche Alter und konnte nun selbstän«
oig die Verwaltung seines bedeutenden
Vermögens übernehmen. Bei seinen gei»
siigen Vorzügen wird eö nicht Wunder
nehmen, daß man eine solche Kraft für
den Dienst des Staates zu gewinnen
suchte. S. wurde demnach 16W kaiser»
licher Kammerherr. 1691 ernannte ihn
der Kaiser zum Statthalter von Böh>
men und 4692 zum wirklichen geheimen
Rathe. Nun begann ein der Förderung
der Künste und Wissenschaften nach jeder Richtung und der Pflege der Humanität
auf breitester Basis gewidmetes Schalten
und Walten. Hier soll nur ein gedrang'
ter Abriß seines Wirkens gegeben wer-
den, denn eine ausführliche Darstellung
würde bei weitem zu vielen Raum ein»
nehmen. Zunächst errichtete er in Liffa
eine eigene Buchdruckerei, in welcher
zahlreiche gute Erbauungsschriften (stehe
S. 223 dieSchriften Svor k's und seiner
beiden Töchter) gedruckt wurden, welche
S. dann unentgeltlich unter seine Unter»
thanen vertheilen ließ. Welchen Dank
der liberale, aber wirklich gottesfürch»
tige Graf später dafür erntete, soll
weiter unten erzählt werden. Aus Nürn-
berg ließ er den tüchtigen Kupferstecher
Michael Renz >M. XXV, S. 296)
sammt Familie nach Gradlitz kommen,
und dort stach Renz die zahlreichen
Blätter, womit die in Lissa gedruckten
Bücher des Grafen ausgestattet wurden.
Aber auch sonst erhielt Renz durch den
Grafen Anregung und oft unmittelbaren
Anlaß zu seinen besten Blättern, die er
in Gradlitz stach. Aus Innsbruck berief
der Graf den Bildhauer Mathias
Braun von Praun sBd. I I , S. 119).
den er auf seiner Reise durch Tirol ken>
nen gelernt. Braun nahm in Kukus
seinen Aufenthalt, und schuf dort die
Bildsäulen, Statuen und anderen Kunst»
werke, welche nach Tausenden zählen,
und welche in den Schlöffern. Gärten
und Anlagen des Grafen sstehe S. 229
die künstlerischen Ausschmückungen im
Bad und Kloster Kukus) aufgestellt wur-
den. Für die Ausschmückung der Kirchen
und Wohnraume sorgte der berühmte
MalerPeter Brandet IM.II ,S.1131,
der auch vielfach mit Aufträgen deS Gra»
fen beschäftigt war. Im Kukusbade bei
Gradlitz ließ auch der Graf ein eigenes
Theater erbauen, in welchem Schauspiele
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Volume 36
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sonnklar-Stadelmann
- Volume
- 36
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 376
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon