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Sprenge^ Alois 261 Sprenger^ Alois
Forschungen, welche sich nun fast aus»
schließlich im Gebiete der orientalischen
Sprachen und Literaturen bewegten, mit
aller Sorgfalt fort und sammelte in die>
ser Richtung mit einer rastlosen und
dabei immer kritischen Rührigkeit. So
erfahren wir aus einem Briefe vom
49. November 1849, den er an einen
seiner Tiroler IandSleute schrieb, daß
er innerhalb der ersten sieben Jahre be»
reits an 19.000 Handschriften untersucht
und davon etwa 3000 in seine Samm«
lung aufgenommen hatte. Von Lucknow
aus unternahm er wieder mehrere Rei»
sen, bestieg zu wiederholten Malen den
Himalaya, und überall, wo er hinkam,
siudirte er die Eigenthümlichkeiten und
Culturzustände des Volkes und seiner
Stämme, in deren Mitte er lebte. Sein
Biograph Schönherr , welcher mit»
theilt, daß Sprenger 23 Sprachen
spreche und auch schreibe, erwähnt eine
Thatsache, die an das bekannte „Hum<
boldt in Europa" erinnert, indem er mit»
theilt, Sprenger sei in Indien ein be«
kannter Name. Briefe mit der einfachen
Adresse: „Dr. Alois Sprenger in India"
treffen ihn, mag er sein, wo er will. Im
Jahre 4851 unternahm er. wie er in
einem Briefe an seinen Bruder meldet,
wieder eine Besteigung deS Himalaya,
auf welchem er — die höchste Spitze die«
ses Berges betragt 23.000 Fuß — das
Joch des Himalaya in der Höhe von
16.000 Fuß erreichte. I n dieser Zeitver»
sah S. die Stelle eines Translators der
Regierung. Nach 14jährigem Aufent-
halte im Orient war S. im I . 1837
wieder nach Europa zurückgekehrt. Er
hatte innerhalb dieser 14 Jahre drei
Jahre in Delhi, der alten Mogul'Resi«
denz. gelebt; zwei Jahre in Lucknow,
dem Hauptsitz der orientalischen Wissen,
schaft. wo er im Auftrage der Regierung die Bibliotheken zu katalogifiren hatte.
Hier hatte er Gelegenheit über 10.000
arabische, persische und indische Hand«
schuften zu durchforschen. Zwei Jahre
reiste er in Aegypten, Syrien, Mesopo«
tamien u. s. w., besuchte jede öffentliche
und Privatbibliothek, zu der er Zutritt
erhalten konnte, durchmusterte so weit
eS möglich jedes Buch, suchte gute Ma»
nuscripte anzukaufen, und von Werken,
die er durch Kauf nicht erwerben konnte,
nahm er treue Abschriften. Er hatte auch
Agenten in verschiedenen Theilen des
Orients, die ihm Bücher selbst von
Mekka und Medina und Versteig erungs-
listen von den Ufern, des Tigris zusand-
ten. Das Motiv zu seinen Sammlungen
war der Wunsch, von der Literatur des
Orients zu retten, was in seinen Kräften
stand. Denn die Nationen des Ostens
seien bei ihrem raschen Verfall nicht län»
ger mehr im Stande, auch nur für die
Erhaltung ihrer Literaturschatze zu sor«
gen, und eS schreite daher die VerNich»
tung der alten Werke, namentlich histo»
rischen Inhalts, mit reißender Schnellig'
keit weiter. I n manchen Städten des
Ostens sehe man ganze Reihen Säcke voll
vereinzelter Blatter auS den werthvoll»
sten Büchern, deren vollständiger Inhalt
mancher gelehrten Gesellschaft Europas
ein Vierteljahrhundert hindurch Stoff zu
ernster Thätigkeit und wissenschaftlicher
Arbeit bieten würde. Die Muselmänner"
vertilgen sogar häusig ihre alten Bücher,
mit denen sie selbst nichts mehr zu schaf.
fen wissen, um sie nicht in die unreinen
Hände der Ungläubigen, d. i. der Chri>
sten, gelangen zu lassen. S.'s Bibliothek
umfaßte an indischen, persischen, ara»
bischen, türkischen Handschriften, litho-
graphirten und gedruckten Werken 1972
Nummern. Von denselben beziehen sich
243 auf Geschichte und Geographie; 124
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Volume 36
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Sonnklar-Stadelmann
- Volume
- 36
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 376
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon