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Stadion-WarthauseN) Franz Ser. ^ 3 Stadion-Marthausen, Franz Ser.
in Fluß kam. wenn sie überhaupt in solchen
kam. Er packte also die Sache von an.
derer Seite an. Das Land Istrien war
im Jahre 1814 wieder erworben wor«
den. Die bei dieser Gelegenheit von dem
damaligen Regierungs»Commissär. dem
Grafen Saurau, entworfenen Grund«
züge, die aber auf dem Papier geblieben
und nie verwirklicht worden waren, ge-
nügren für die Pläne des Grafen. Nun
machte er sich sofort an die Ausführung.
Wie ein Beamter unter Beamten arbei-
tete er mit seinen Räthen. Dabei sah er
sich nach tüchtigen Arbeitskräften um,
nahm diese, wo er sie fand, und küm»
merte sich nicht weiter um ihre politische
Farbe, wenn sie nur dem Zwecke ent»
sprachen, für den er sie ausersehen. Ein
sprechendes Beispiel dafür bietet seine
Verwendung oall'On g a ros sBd. IV,
S. 133^, der freilich das Vertrauen des
edlen Staatsmannes mit Verrath lohnte.
So nahm er in daS seiner. Bearbeitung
übergebene Lesebuch für die Volksschule,
die Geschichte von dem weißen Backer
und dem schwarzen Rauchfangkehrer.
welche nun und nimmermehr zu einander
paffen, auf, und schmuggelte mit diesem
Gleichnisse, mit welchem daS Verhält»
niß zwischen dem Italiano und TedeSco
angedeutet sein sollte, in das Volks-
buch eine Maxime bestandiger nationaler
Verfolgung ein. Die Volksschule und
ihre Hebung das war Stadion's Lieb»
lingSgedanke, in dessen Verwirklichung
er in dem damaligen Referenten in Schul«
fachen, Gubernialrath Ignaz B eck, einen
gleichgesinnten Genoffen und energischen
Mithelfer fand. Innerhalb zweier Jahre
wurden an 60 Schulbücher in vier Spra»
chen: in deutscher, italienischer, serbisch'
illyrischer und croatisch.illyrischer Sprache
hergestellt. Man denke sich Stadion'S
erhebendes Selbstgefühl, als er eines Tages unerkannt einem Caplan gegen«
übersteht, der unter Gottes freiem Him«
mel einem Haufen bettelarmer, aber rein-
lich gekleideter Knaben und Mädchen
Schule hielt, und dieser dem sich dar-
über wundernden Herrn entgegnet: ,Wir
Priester, die wir ein Herz fürs Volk
haben, danken eS dem neuen Statt»
Halter, daß unser Erzbischof uns erlaubt
hat, selbst den Kindern Unterricht zu
ertheilen, wo sie keine ordentliche Schule
und Lehrer haben". Seine Gemeindeord«
nung, wodurch ein neues gesundes Le»
ben in die Grund.Elemente des SiaatS«
wesenS kam, hatte er auf eigene Ver«
antwortung „provisorisch" eingeführt.
Seine Schulbücher druckte, verkaufte,
verschenkte er, ohne sich um die Studien»
Hofcommifsion in Wien und ihr Stau»
nen über solch Gebaren weiter zu küm»
mern. Und wie es in diesen zwei Rich«
tungen vorwärtsging, so auch in der
andern. Als eine Krisis im Geldmarkt
die ganze Handelswelt in Trieft auf daS
bedenklichste traf, und dieselbe den schwer»
sten Verlusten preisgab, wenn nicht
schleunige und ausgiebige Hilfe geschafft
wurde, wieS S tad ion , „nicht etwa
aus eigener Machtvollkommenheit, son-
dern mit höchster Ueberschreitung derftl»
ben", wie sein Biograph bemerkt, aus.
dem Triester Cameral-Zahlamte die be-
nöthigten Millionen an, welche später
auch bis auf den letzten Heller zurück«
gestellt wurden. Aber durch diese Maß»
regel war die Gefahr beschworen. Es ist
dieß ein Fall, der in der Geschichte der
österreichischen Gouvernements »Verwal»
tungen wohl einzig dasteht. Und wie
mit der Hofkanzlei, der Studien»Hof«
commission, der Hofkammer, so machte
der Graf auch mit der Obersten Polizei»
und Censur>Hofstelle, welche damals auf
OesterreichsVölkern wie ein Alp lag, wenig
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon