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Stadion-WarthauseN) Franz Ser. 6 Stadion-WarthauseN) Franz Ser.
in welchem der Henker seine Arbeit ver«
richtet. Wie vordem im Küstenland, griff
S tad ion in Galizien die Sache an.
Nachdem er nach Wien einen ausführ,
lichen Bericht über die Lage, in welcher
er das Land gefunden j^ fiehe in den
Quellen: Materialien zur Geschichte der
Verwaltung Gali.ziens unter und durch
Stad ion Nr. l^ j erstattet, umgab er
sich sofort mit Vertrauensmännern aus
allen Schichten der Bevölkerung, sorgte
für Hebung der unter dem polizeilichen
Drucke bis zur Unwürdigkeit herabge-
sunkenen'Prefse und nahm allmalige Aen«
derungen in der schwerfälligen, durch
Jahrzehnte verrosteten Verwaltungs«
Maschine vor. Er begegnete namentlich
bei einem Theile derBeamten den größten
Schwierigkeiten, da ihn diese seiner ge-
sunden reformatorischen Ideen wegen,
welche in ihren alten verrotteten Schlen«
drian nicht paßten, sowie ob der Art
und Weise, wie er — nicht ihnen entge-
gentrat, sondern sich um sie weiter nicht
kümmerte, und —selbst amtshandelte, an»
feindeten, und wo nicht offenen, so mög»
lichst passiven Widerstand entgegenstell-
ten.. S tad io n schilderte diese bureau-
kratischen Uebelstande in einem beson-
deren Memorandum, welches in der
Schrift: „Galizien in diesem Augen»
blicke" S. 19 u. f.. und in Frankl 's
.Sonntagsblättern« 1848. Seite 308.
wörtlich abgedruckt steht. Daß ihm mit
AuSnahme derjenigen, welche sein Vor-
gehen förderten und unterstützten der
Troß der Schreiber feindlich gegenüber»
stand, ist wohl leicht begrelfiich . und in
Galizien wiederholte sich nur in noch ent-
schiedenerer Weise, was er auch im Küsten-
lande zu erfahren genug Gelegenheit ge.
funden. Auch war es dem Grafen in
Lemberg nicht anders möglich geworden,
seine Maßnahmen zutreffen, als indem er ein paar der tüchtigsten Kräfte seines
Triester Präsidialbureaus Oet t l und
Karl F iedler nach Lemberg berief. Wie
Stadion's reformatorische Thätigkeit
in Galizien sich entwickelt hätte, wenn
nicht die Märztage dazwischen gekommen
waren, wer kann es sagen? Eine ge»
drängte, rein objective Zusammenfassung
der Maßregeln des Grafen S tad ion
in Galizien wird das sicherste Bild sei-
ner Verwaltung in dem von der pol-
nischen Revolutionspartei immer wieder
irregeführten Lande geben. Kaum hatte
der Graf das Land betreten, als er per-
sönlich dasselbe in die entferntesten Win-
kel bis in jene unglücklichen Gebiete be»
reiste, welche im Jahre 1847 von Ty-
phus und HungerSnoth schwer heim-
gesucht worden waren. Wie er zunächst
die Maßregeln traf, um sich mit den
Zustanden des Landes genau bekannt zu
machen, und den vorhandenen Uebel»
ständen im gesetzlichen Wege abzuhelfen,
ist bereits oben erwähnt; hier lassen wir
nun eine Darstellung seines Verhaltens
folgen, nachdem in Wien die März-Re-
volution gesiegt, die Fortsetzung dersel-
ben in Galizien begonnen, Graf Sta>
dion von der Wiener Regierung im
vollen Sinne des Wortes im Stiche ge-
laffen worden, und rein auf seinen staats-
männischen Tact angewiesen war. eine
Provinz derMonarchiezu erhalten, die alle
Bande, mit denen ste an den Gesa mmt-
staat geknüpft war, zu zerreißen strebte.
Jene Polen, welche im Frühling 1843
von Lemberg nach Wien deputirt worden
waren, um die Erlangung gewisser
Rechte, die in einer Petition zusammen-
gestellt waren, zu betreiben, mißbrauch«
ten ihren Aufenthalt in der Kaiserstadt
zu Unwahrheiten gegen den Grafen,
dem sie vorwarfen — Feindseligkei-
gegen die Nationalen geübt, vor
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon