Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Lexika
Wurzbach-Lexikon
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stadion-Stegmayer, Volume 37
Page - 30 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 30 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stadion-Stegmayer, Volume 37

Image of the Page - 30 -

Image of the Page - 30 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stadion-Stegmayer, Volume 37

Text of the Page - 30 -

Stadion, Friedrich 30 Stadion, Heinrich (II.) mehrere am Altar zum h. Nlut beobachtete Wunder verdächtig geworden, darüber An» zeige erstattete und Untersuchung verlangte, räumte der Graf alsbald, nachdem er die Angelegenheit dem Kurfürsten vorgebracht, den ganzen Schwindel auf, und biachte ohne Wunder Stumme zum Reden, Lahme zum Laufen, entpuppte Besessene. als verkappte Gauner, ganz einfach durch eine drsvl mann angebrachte Tracht Schläge, uor welchen die simulirten Gebrechen sofort Reißaus nahmen. Auch dem Hexenglauben und ähnlichem Un fug steuerte der aufgeklärte Minister. Inter- essant ist es, wie der Graf sich seinen da« maligen Sekretär, den geistvollen Georg Maximilian La Röche, den Gemal der nachmals berühmten Autorin der Geschichte des Fräuleins von Stern heim, Sophie La Röche, geborenen Gutermann, heran« zog. Man wollte wissen, La Röche sei des Grafen natürlicher Sohn gewesen. Er bediente sich des Jungen zu allen Arbeiten, ließ ihn Vriefe beantworten, Depeschen entwerfen, sie dann numeriren, öfter chiffriren. siegeln. Dieß währte mehrere Jahre und der älter gewordene La Röche hielt sich selbst schon ' für ein Geisteskino ganz eminenter Art. Da führte ihn eines Tages der Minister an einen großen Schreibtisch, ließ ihn dessen Fächer öffnen und darin fanden sich alle gesiegelten Briefe, Depeschen, Chiffren u. s. w. unerbrochen als Uebungsstücke des Knaben und Jünglings aufbewahrt. Noch ein anderes Experiment nahm der Graf mit seinem Zog. linge vor. Dieser mußte nämlich lernen, die Handschrift des Grafen auf das genaueste nachzuahmen, so blieb nun dem Grafen alles Selbstschreiben erspart. DaS Originellste ist doch folgende Thatsache. Der Graf hatte sich in eine geistvolle Dame verliebt, während er in ihrer Gesellschaft bis in die späte Nacht verweilte, concipirte La Röche die heißesten Liebesbriefe. Der Graf wählte nach seiner Heimkehr einen, der ihm am besten gefiel und schickte ihn noch in der Nacht an die Dame sei» nes Herzens, die daraus entnehmen sollte, wie auch der Graf bei Nacht sich ununterbrochen mir ihr beschäftige, während er in Wirklich, keit ganz gemüthlich in Morpheus' Armen lag! Als der Graf im Jahre 1762 das Amt des Großhofmeisters und ersten Ministers nieder, gelegt, folgten ihm La Röche und seine Gattin Sophie nach Warthausen, dessen Ver« waltung nun der Graf selbst führte, worin ihm aber La Röche als alter 630 zur Seite jtand. Seine Frau unterwies La Röche für d'en Verkehr mit dem Grafen, wenn sie bei Ta, fel war oder ihm auf seiner Promenade durch die lange Reihe von Gemächern das Geleite gab, in origineller Weise. Jeden Morgen von 7 Uhr, bevor er sich in das Cabinet des Grafen zur Arbeit begab, bezeichnete er Sophien bereits gewählte Stellen aus deut» schen,' französischen und englischen Büchern, welche dann die geistvolle Frau tagsüber geistig durcharbeiten und zum Gesprächs« stosse mit dem Grafen bei Tische oder auf den erwähnten Zimmerpromennden verwen« den sollte. Nach des Grafen Tode (1768) wurde La Röche als Staatsrath von dem Kurfürsten von Trier nach Coblenz berufen. Zehn Jahre blieb er in dieser Stellung bis er als Verfasser der „Briefe über das Mönchs» wesen, von einem katholischen Pfarrer an einen Freund", vier Bändchen, an denen mit ihm noch I . I . Brechter Theil genom« men und die zu jener "Zeit großes Aufsehen erregten und nicht gelesen, sondern, so zu sagen, verschlungen wurden, seinen Dienst verlor. Graf Stad ion starb im hohen Alter von 78 Jahren. Am 27. Juni 1724 hatte sich Graf Friedrich mit Mariunna Augusta Ant» ma von Äckingen vermalt, welche ihn um sechs Jahre überlebte. Ans dieser Ehe stam« men sieben Kinder, von denen Graf Franz Conrad l^S. 28, Nr., 7) den Stamm fort< pflanzte. Graf Friedrich ist der Groß. vater der beiden Grafen Friedrich Lothar und Johann Phi l ipp Kar l und Urgroh« vater des Grafen Franz Seraph. Seine Tochter Therese Sophia wurde die Ge- malin des denkwürdigen kaiserlichen Kam» merrichterS Franz Joseph Grafen S p a u r iVand XXXVI , Seite 86^. Porträte, i) Unterschrift: „Oouut 8taäion. ^o/<?i//a<7 Nngi-Kvor to tUs KIaHL5t? Lculpl. " (Oval' gr. 4«.). — 2) Unterschrift: „(!oiniü 6s StaäioQ. 3ok. I I . I.ipL äsl. ot tsoit. 1773« (gr. 4). Zwei schöne und nicht häufige Blätter. Letzleres auch in der franzö' fischen Ausgabe von Lauater's Vhysio» gnomik.) — 11. Friedrich Lothar Graf Stadion» War thau sen, siehe die beson- dere Biographie Seite 3». — 12. Hein- rich (II.) oonStategun, Abt von St. Blasien. Aus dem Geschlechte der State« gun, woraus später S tad ion gebildet worden, ist er einer der bedeutendsten Prie« ster aus der Zeit des Kaisers Rudolph von Habsburg (1239 — 1291). Nach dem
back to the  book Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stadion-Stegmayer, Volume 37"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Stadion-Stegmayer, Volume 37
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Stadion-Stegmayer
Volume
37
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1878
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
362
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
Lexika Wurzbach-Lexikon
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich