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Städter, Joseph ^ Joseph
victe und an den meisten Nonnenklö»
stern, dann bei der Gründung der Wit»
rveN'Societät und sonst als ein sehr
eifriger Beförderer der Musik allgemein
bekannt und geachtet. Sein Vater Felix
Stad ler (geb. zu Wien 13. Jänner
1754, gest. 30. September 1824) war
erster Kontrabassist bei dem k. k. Hof-
theater und an der Metropolitankirche
zu St. Stephan. Von diesem erhielt der
Sohn Joseph den ersten Unterricht.
Die Sorgfalt, mit welcher er den musi»
kaltscden Unterricht seines Sohnes leitete,
belohnte sich in dessen schönen Erfolgen.
Sein Talent entfaltete sich immer mehr
und mehr. und sein anhaltender Fleiß
steigerte in entsprechender Weise dessen
Fortschritte. Unter solchen Verhältnissen
erklärt es sich von selbst, daß Vater
und Sohn, als dieser die Musik zu
seinem Lebensberufe erwählte, übere'M'
stimmten. So wurde denn Joseph,
nachdem er ein guter Sängerknabe ge»
wesen, alsbald ein gewandter Clavier-
und Violinspieler, bildete sich dann zum
virtuosen Concert-Violinspieler, welcher
aber auch die Viola, das Violoncello,
die Guitarre und die Orgel mit Meister»
schaft spielte; ollmalig lernte er bei
seinem Eifer und hervorragenden Musik«
talente beinahe alle Instrumente kennen,
und machte es sich eigen, wie sie behan»
delt werden sollen. Daher erklärt es sicb
auch, daß er schon im Jahre 1810. da»
mals erst 14 Jahre alt, an dem k. k.
privil. Leopoldstädter Theater als erster
Violinspieler und im Jahre 1818, also
im Alter von erst 22 Jahren, als Or-
chester»Director daselbst angestellt wurde,
ein Posten, der doch sonst nur Künstlern
im vorgerückteren Alter zu Theil zu wer«
den pflegt. Im Jahre 1814 wurde er
auch noch an der Domcapelle der Me»
tropolitan»Kirche zu St. Stephan als Mitglied angestellt. Am 12. März 1831
wurde S. Violinist an der kaiserlichen
Hofmusik'Capelle in Wien. und blieb in
dieser Anstellung bis zu seinem im Alter
von 63 Jahren erfolgten Tode. Stad«
ler hatte seit früher Jugend die Meister-
werke der Kunst mit größtem Eifer siudirt
und hatte dieselben zuletzt so inne, daß
er in musikalischen Gesellschaften nicht
selten Quartetten von Haydn, Mo«
zart, Spohr aus der Bassoftimme
accompagnirte. oder auck ohne dieselbe
auswendig vortrug, und bei feinem
vortrefflichen musikalischen Gedachtnisse,
Stücke, die er einmal gehört, nachspielte.
Nicht selten kam es vor. daß er in
musikalischen Gesellschaften schwere und
ihm ganz fremde Compositionen vom
Blatte weg und mit einer Sicherbeit und
Fertigkeit spielte, als ob er sie zu Hause
einstudirt hatte. Als Lehrer war S. ge>
sucbt und sehr geschätzt, auch hat er
viele Zöglinge in seiner Kunst trefflich
ausgebildet, die musikalischen Compo«
sitionen mancher Anfänger mit Sorgfalt
durchgesehen und verbessert, und als
Orchester-Director hat er viele Tonstücke
von Meistern ersten Ranges in tadel«
losen Aufführungen zur Kenntniß des
musikliebenden Publicums gebracht. Er
selbst war Componist, von dem Gaß«
ner, ein gewiß competenter Beurtheiler,
ausdrücklich .sagt, daß er mit gründ«
lichen Comvositionskenntnissen eine frucht-
bare Erfindungsgabe besaß, und daß,
wenn er in seiner Vaterstadt einen min»
deren Grad von Berühmtheit genoß,
daran zunächst ein zurückgezogenes Wal-
ten und eine fast zu bescheidene An»
spruchslosigkeit die Schuld trugen. S.
hat ziemlich viel componirt, aber nur
der kleinere Theil seiner Compositionen
ist im Stich erschienen.
ä.. Stavler's im Druck erschienenen Compo-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon