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-) Maximilian
lichen Jahre gestorben war, und Stad.
ler, in der Absicht, die Ermächtigung
zu einer neuen Pralatenwahl sich zu er>
bitten, bei dem Kaiser Audienz nahm,
erfuhr er, daß eine völlig andere Ver»
fassung der Stifter bevorstehe. Jedes
sollte nämlich, statt des Prälaten, einen
^.dbe <20iurQ2riäat2.1r6 für die weltlichen
und einen Prior für die geistlichen
Angelegenheiten erhalten. Stadler 's
Bitte, für Melk auch den Ersteren aus
den Stiftsgeistlichen zu ernennen, fand
kein Gehör, und der Monarch schloß das
Gespräch mit den Worten: „Ich werde
auch Sie zum .^1)7)6 oominHuäHtHilL,
aber für ein anderes Kloster, ernennen."
Wirklich erhielt er im Jahre 1786 den
Ruf in dieser Eigenschaft für das Stift
Lilienfeld. Hierüber stellte S. dem Kaiser
unterthanigst vor, daß er zu diesem wich»
iigen Amte sich nicht fähig fühle, da er
seine Zeit zu Melk nicht mit Oekonomie,
sondern ausschließlich mit Theologie und
Tonkunst zugebracht habe. Joseph I I .
aber erwiederte: „Wenn Sie einen An-
stand haben sollten, so kommen Sie nur
zu Mir; Ich werde Ihnen schon sagen,
was zu thun ist." — So wurde denn
Stadler am 10. Juni 1786 durch
einen hiezu ernannten kaiserlichen Com«
mifsar in seiner neuen Würde demselben
Stifte feierlich vorgestellt, in welchem er
vor 28 Jahren als Chorknabe gedient
hatte. Er fand die Angelegenheiten des
Klosters in der größten Verwirrung.
Fast vier Jahre stand er in der genann.
ten Würde demselben vor; alle Rück«
stände wurden in dieser Zeit getilgt und
beträchtliche Summen von den Passiven
zurückgezahlt, ohne daß von den lie-
genden Gütern deßhalb das Mindeste
wäre veräußert worden. Als 1789 das
Stift Lilienfeld aufgehoben wurde, er»
nannte der Kaiser S. zum 2 Städter, Maximilian
manäatairs des Stiftes Kremsmünster.
Doch brachte ihm diese Stelle eine noch
größere Last als die vorige, indem zu»
gleich die Administration der aufgehv'
benen Stifter: Garsten, Gleinck und
Maria Zell damit verbunden war. Unbe»
kannt mit der Verfassung der obder-
ennsischen Lande, wünschte Abbs Stad-
ler dieses neuen Auftrages enthoben zu
werden; allein Joseph I I . war bereits
krank, die Behörden drangen auf schnelle
Befolgung der allerhöchsten Anordnung,
und so blieb dem Abbs nichts übrig,
als sich derselben zu fügen. Er ging zu-
erst nach Linz, wo ihm der kaiserliche
Regierungspräsident Graf von Rotten»
hann gleich bei der ersten Zusammen»
kunft auftrug, ihm sobald als möglich
die astronomischen Instrumente auS dem
Stifte Kremsmünster zu übersenden, weil
er in Linz eine Lehranstalt für Stern-
künde zu errichten denke. Höchst betroffen
bat Stadler . ihm vor Allem Zeit zu
gönnen, das Stift und seine Einrichtung
kennen zu lernen, was bewilligt wurde.
Nach einem Aufenthalt von wenig Ta>
gen in Kremsmünster, wo er den
27. Mai 1789 feierlich installirt wurde,
kehrte er nach Linz zurück, den Präsiden^
ten zu bitten, daß er selbst in das Stift
kommen, dasselbe in Augenschein neh»
men und dann seine weiteren Befehle
ihm ertheilen wolle. Dieß geschah. Der
Adbs zog den berühmten StiftS.Astro-
nomen F i r lmü l le r mit zur Tasel.
und nach aufgehobener Mahlzeit führten
beide den Grafen zu dem im Garten
befindlichen prächtigen astronomischen
Thurme. Nachdem sie die sieben Abthei»
lungen des Gebäudes hinaufgegangen,
und in der obersten einige Beobachtun-
gen waren angeftell-t worden, dankte der
Präsident dem Abb6. daß er ihm Ge-
legenheit gegeben, sich von der Unzweck«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon