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Stainhauser 10« Stainhauftr
welche beide im Jahre 1868 im Ferdinandeum
ausgestellt waren.
Stainer. siehe
auch: Steiner.
Ttainhauser von Treuberg, Johann
Philipp (Re chtsgelehrier. geb. zu
Lohr im Mainzischen 13. Mai 17l9.
gest. zu Sa lzburg l3. April t?99).
Die Studien, wobei er vornehmlich Phi-
losophie, Geschichte, Civil», Kirchen, und
Staatsrecht betrieb, machte er zu Würz-
bürg, Heidelberg >md Mainz. Nachdem
er die akademische Laufbahn beendet,
wurde er Hofmeister eineS jungen Grafen
Fugger, den er auf Universitäten und
Reisen begleitete und mit ihm ' einen
großen Theil von Deutschland, die Nie«
verlande und Frankreich besuchte. Nach
seiner Zurückkunft begab er sich zunächst
nach Wetzlar, wo er mehrere Monate ver-
blieb, um sich mit der Verfassung des
damaligen Reichskammergerichtes ver»
traut zu machen. Im Jahre 1730 ging
er mit dem Charakter eines gräflich
Fugger < Ki rch hei m'schen Kanzlei«
raihes nach Wien, um sich dort auch in
der Praxis deS Reichshofrathes zu üben.
Wahrend seines zweijährigen Aufenthal»
tes daselbst besorgte er neben anderen
praktischen Arbeiten bei dem Reichshof«
rathe in der Eigenschaft eines Consulen«
ten verschiedene wichtige Rechtsangelegen«
heilen für fürstliche und gräfliche Perso«
nen. Auch vertrat er das Benedictinerstift
Reichenau in dessen streitigen Angelegen»
heilen gegen das Hochstift Constanz.
Nebenbei besuchte er die Wiener Biblio-
theken, deren Schätze er für seine Arbei»
ten zu verwerthen wußte. Im gesellschaft-
lichen Leben Wiens, welches er nach seinen
verschiedenen Seiten kennen zu lernen
suchte, begegnete er dem damaligen Reicks»
hofrathe Heinrich Christian von Sen>
kenberg sBd. XXXIV, S. 113). mit dem er bis zu dessen Ableben in bestän-
digem brieflichen Verkehre geblieben. Als
im Jahre l?32 der Professor an der Salz«
burger Hochschule H e r z z u H e r z f e l d
sBd. VI I I , S. 406) starb, erging an
Stainhauser der Ruf zur Annahme
dieses Lehramtes, worauf er noch Ende
August g. I . die juridische Doctorwürde
erlangte. Am 4. November g. I . trat er
sein Lehramt an und versah es bis an sein
Ableben, durch 47 Jahre. Die Zeit seines
vieljahrigen Lehramtes ging nicht ohne
einige bemerkenswerthe Zwischenfälle vor«
über, welche auch als Beiträge zur Ge-
schichte des Rechtsunterrichtes auf deut»
schen Hochschulen dienen können. S t a i ri-
tz aus er lehrte im Anbeginne die Insti«
tutionen des bürgerlichen Rechtes, den
reichsritterlichen Proceß und das Lehen«
recht. Im Jahre 1764 übernahm er nach
dem Ableben des Professors Peregr in i
^Bd. XXI) S. 472) das dadurch erledigt
gewordene Lehramt der Pandekten. Bis
dahin pflegte man in den Vorlesungen
bruchstückweife bald einen Titel auS
Peregrini 's „^I2nu6,uotio in «lurispi'.
«lustin.", bald einen auS Herz'S „kla-
SiLtratus N0Mli.n0'(36rmümii3"i also aus
zwei ziemlich dickleibigen Quartanten vor«
zutragen. Sta inhauser wählte, um
zunächstdieseseinenZuhörern fühlbare Un«
bequemlichkeit zu beseitigen, Schövfer's
„ä^nopLis '^u,riä romkni kt t'oi'Lnsig"
zum Leitfaden seiner Vorträge, welche
Vereinfachung seine Zuhörer mit großer
Befriedigung aufnahmen. Aber nur
wenige Wochen hatte S. vorgetragen,
als wider Stainhauser bei dem Erz»
bischofe eine Klage eingeblacht wurde,
daß er nach einem Lehrbuche vortrage,
daS einen Protestanten zum Verfasser
habe. Mit dem verleumderischen Zusätze,
daß dasselbe unkatholische Grundsatze
enthalte, wußten die Denuncianten es so
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon