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) Ferdinand 109 ) Ferdinand
Dr. Het tmar , n. A. heißt er H a u s»
mann, sich dem Jünglinge theilnahms-
voll zuwendete, eine neue Welt. Da»
mals lernte er die deutschen Classiker
kennen und erwärmte daran Herz und
Kopf, und damals schon versuchte er
sich in kleineren Arbeiten, al6 Gedichten
und Erzählungen, von denen eine, „Wie
wirbt der Bergmann seine Braut", spä«
ter unter dem Titel „Bergmanns Braut-
werbung" in den zu Prag erscheinenden
„Er innerungen" abgedruckt wurde.
Im Jahre 1832 ging S. nach Prag.
wo er die philosophischen und rechtswis»
senschaftlichen Studien hörte. Da bei
der zahlreichen Familie sein Vermögens-
antheil nur sehr mäßig, und er überdieß
entschlossen war, sich unter allen Um.
ständen früh selbständig zu machen, über.
nahm er in Prag eine Erzieherstelle über
drei Knaben und ein Mädchen. Vier
Jahre wirkte er in dieser Familie, durch
welche er mit dem bekannten Iandwirth
und Geschichtsforscher Kalma Ritter von
Iäthenstein M . X , S. 391) und
mit Caspar Grafen S ter n ber g, dem
damaligen Führer auf dem Gebiete land»
wirthschastlichen Fortschrittes in Böh.
men, in nähere Berührung kam, und
auf daS Studium der Natur und der
dieselbe behandelnden wissenschaftlichen
Disciplinen hingeführt wurde. Indessen
war er immer poetiscd thätig geblieben,
und im Jahre 1838 brachte die von
Wit thauer redigirte Wiener Zeitschrift
für Kunst, Literatur und Mode. eines
der geachtetsten Wiener Journale in
der Vormärschen Periode, an welchem
Bauer nfeld, Gr i l l varzer , Ana>
stasius Grün . Ha lm. Lenau mit«
arbeiteten. Stamm's humoristischen
Aufsatz «Die Theilung der Arbeit". Doch
sein poetischer Schaffensdrang hielt ihn
nicht ab, sich nach beendeten rechtswifsen» fcbafilichen Studien um eine Stelle für
praktische Thätigkeit zu bewerben. Er
reichte bei dem Saazer Magistrate um
einen Posten als Praktikant ein, und
wurde angenommen. In dieser Z^t
aber erhielt er von Wien aus den An-
trag. als Erzieher in daS Haus des Ba«
ron K a ife r ste i n , der in Wien lebte,
einzutreten. Dort sollte er die Leitung
des l4jahrigen Barons übernehmen. Die
Bedingungen, unter denen nach zehn»
jährigen Diensten auch eine entsprechende
Pension festgestellt war. waren so vor«
theilhaft, daß S. die Praktikantenftelle.
die ihm nach mehrjähriger unentgelt«
licher Praxis lange nicht solche Vortheile
darbot, aufgab und die des Erziehers
annahm. Er übersiedelte nun 1838 nach
Wien. wo er den Gedanken an eine
spatere Beamtenlaufbahn gänzlich auf-
gab, und die Muße. welche sein Er»
zieheramt ihm reichlich gab. benützte,
um die juridische Doctorwürde zu erlan»
gen. Im Sommer lebte er mit der Fa»
milie seines Zöglings auf ihren Herr«
schaften in Niederösterreich und Böhmen,
im Winter in Wien. So trat S. in
Verkehr mit der großen Welt, und da
sein Zögling außer den Iehrgegenständen
auch Unterricht im Zeichnen, Malen.
Fechten, Reiten erhielt, blieb feinem Er»
zieher Muße genug, sich den schöncn
Wissenschaften zuzuwenden und sich scho»
pferisch selbst darin zu versuchen. I n den
Tasckenbüchern „Aurora" von Gabriel
Seidl und „Huldigung der Frauen"
von Ca stelli erschienen seine Erzäh-
lungen und humoristischen Aufsätze. Ein-
zelnes wurde auch selbständig heraus-
gegeben ^Die Schriften Stamm'S fol-
gen auf S. 1l2). Fleißig schrieb er
schöngeistige und Fachartikel für L. A.
Frankl's „Sonntagsblatter", fürGla-
ser's „Ost und West", für die «Prager
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon