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Stampfer, Simon 422 Stampfer, Simon
lich durch die auf einer ungewöhnlichen
Hohe der Vollendung stehende, schon er-
wähnte astronomische Werkstatte des
Polytechnikums, dann aber durch den
eng freundschaftlichen Verkehr mit den
berühmten Kremsmünster Benedietinern
Marian Kol ler >M. XI I , S. 346),
Augustin Reslhuber »Vand XXV,
S. 3l0) und Bonifaz Schwarzen«
brunn er ^Bd. XXXII , S. 323^ wcsenb
lich gefördert und unterstützt. Spater,
nachdem S. von seinem Iehramte zurück»
getreten war. widmete er in seinen aftro»
nomischen Studien seine ganze Aufmerk-
samkeit den Kometen, über welche er
taufende von Beobachtungen, ansang-
lich mit einem Fraunh ofer'schen Fern»
röhr von 37 Linien, später mit einem
kleinen Refractor von Merz von 43 3i«
nien Oeffnung machte. I n den letzten
Jahren veröffentlichte er auch die Reml«
täte seiner Kometenrechnungen in den
„Astronomischen Nachrichten". Neben des
Astronomie beschäftigte sich S. steißig mit
der Dioptrik, welche in ihrer praktischen
Anwendung auf die Astronomie ihm be-
sonders wichtig erschien. In der Con-
struction achromatischer Fernrohre er«
scheint er bahnbrechend; so lehrte er l828
eine neue genaue Methode, die Krüm.
mungshalbmefser von Linsen, sowie das
Brechungs' und Zerstreuungsvermögen
des Glases, auS welchem sie hergestellt
find, zu messen, und dann entwickelte er
die Theorie der achromatischen Objective,
durch welche die von ihm untersuchten
Fraunh ofer'schen Objective vollkom-
men dargestellt werden und aus welcher
auch noch andere damals bekannt gewor«
dene Constructionen, wie das Herschl'.
sche und Gauß'sche Objectiv, hervorge»
hen. Im nämlichen Jahre noch ver«
öffentlichte S. seine Idee zu den spater
sogenannten dialytischen Fernrohren und im nächsten eine vollständige Theorie
dieser Fernrohre, in welcher er die Aus»
führbarkeit derselben durch Rechnung
nachwies und ihre Construction erlau»
lerle. An diese Arbeiten reihen sich sein
Optometer, ein Instrument zur Mes»
sung der deutlichen Sehweite des AugeS ;
seine stroboskopischen Scheiben, welche
seinen Namen in die Kinderstube ver>
pflanzten, wo dieselben eine Quelle rei»
cher Unterhaltung wurden, seine verglei-
chende Prüfungsmethode für Fernrohre
u. s. w. Die astronomische Werkftatte
des Polytechnikums bewahrt noch andere
von ihm erfundene sinnreiche Construc«
tionen zu physikalischen Zwecken, deren
hier, als zunächst für den Fachmann
wichtig, nur kurzweg gedacht wird. Daß
ein Mann. dessen ebenso eracte als sinn»
reiche Arbeiten sich in den Wissenschaft«
lichen Kreisen verdienter Anerkennung
erfreuten, in wichtigen Fragen auch von
der Regierung zu Rathe gezogen worden,
erklärt sich wohl leicht; so geschah es. als
es sich um Herstellung einer verläßlichen
und leicht anwendbaren Branntwein»
waage handelte, und dann, als die von
Professor Carneva l l i in Mailand ein»
gereichte geometlische Visirmethode für
Fässer von der Regierung wegen zu großer
Weitläufigkeit für den zollamtlichen Ge<
brauch für ungeeignet erklärt wurde,
worauf S. sich der Lösung dieser Aufgabe
unterzog und seine Arbeit, die aber leider
unberücksichtigt blieb, schon ltt30 vor-
legte und erst 19 Jahre später, 1849. in
einer besonderen, in den Schriften der
kaiserlichen Akademie abgedruckten Ab«
Handlung der Oeffentlichkeit übergab.
Im, Jahre 1848 trat S. nach 40iähriger
Lehrthatigkeit in den Ruhestand über, den
r noch 46 Jahre zu genießen so glück-
ich war, wobei er jedoch nichts weniger
enn feierte, sondern, wie seine zahlreichen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon