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Stancovich 427 Stancovich
cken, da er auch ein tĂĽchtiger Landwirth
war und die Landwirthschaft in seiner
Heimat mit allen ihm zu Gebote stehen»
den Mitteln förderte, sammelte Versteine-
rungen. MĂĽnzen, kurz Alles, was auf die
Vorgeschichte seiner Heimat einigermaĂźen
Bezug hatte und darĂĽber AufschlĂĽsse gab.
So lebte er in stets beschäftigter und daS
Gemeinwohl fördernder Muße, als ihn
in schon hohen Jahren ein schweres Uebel,
die Erblindung, heimsuchte. Die letzten
zehn Jahre vor seinem Hingange began-
nen die Vorboten einer Ophthalmie sich
zu zeigen. I n stetem Wechsel, in welchem
sein Zustand sich bald verschlimmerte,
dann aber wieder Hoffnungen auf Hei-
lung erweckte, gingen etwa fĂĽnf Jahre
dahin, als ihn dann volle Blindheit be«
fiel, ein Leiden für den Mann ununter»
brochener Thätigkeit, für den Freund der
Wissenschaft und den sorgfältigen Samm»
ler, dem sozusagen das Augenlicht der
Sinne unentbehrlicher war. die schwerste
Heimsuchung. Doch mit Ergebenheit er-
trug er dieselbe und sich vorlesen lassend,
verlebte er die letzten Lebensjahre, bis ihn
der Tod im Alter von 81 Jahren abrief.
Wie bemerkt,- war S. ununterbrochen
schriftstellerisch thätig und mehrere Ergeb-
nisse feiner Forschungen hat er auch durch
den Druck veröffentlicht. Der größte Theil
seiner Arbeiten blieb ungedruckt und
mehreres davon gelangte in den Besitz
seines Anverwandten und Erben, eines
Herrn Dele t t i . Eine Arbeit war es
nun, in welche sich S. vor,Allem vertiefte
und woran er mit der Voreingenommen'
heit eines Patrioten ging, welche seine
Unbefangenheit und seinen kritischen Blick
getrĂĽbt hatte. (56 ist hier seine Forschung
ĂĽber das wahre Vaterland des h. Hiero-
nymus (S. Girolamo) gemeint, den
Stancovich im Gegensatze zu der bis
dahin und auch heute noch herrschenden Ansicht, die ihn aus Dalmatien stammen
läßt, für einen Istrianer erklärte. Seine
Schrift „vHllk V^triI. äi 8. Airolkino"
— die bibliographischen Titel seiner ge-
druckten Werke und seines Handschrift
lichen Nachlasses folgen S. 128 — fand
Widerspruch, und zwar trat ein Don
Giovanni Capor in seiner Schrift
»Oella pHtris. äi 8s,n Oirolamo" (Nomg.
1828, l'r. Lourlie) in geharnischter Weise
gegen die Ansicht des Canonicus S tan«
covich auf. Nun, wäre diese Gegen«
schrift in anstandiger — der feinen Sitte
echter Wiffenschaftlichkeit entsprechender
— Weise abgefaßt gewesen, vielleicht
hatte S. sick ĂĽberzeugen und seine nicht
stichhältige Ansicht fallen lassen. So aber
hatte die rohe und ungeschlachte Weise
dieses Don Capor die entgegengesetzte
Folge gehabt; S tan co v ich, zum Wider»
spruche gereizt, verharrte auf seinem Aus«
spruche, fĂĽr den er alle denkbaren und
undenkbaren Behelfe beibrachte, und war
in eine fĂĽr die wissenschaftliche, in ihrem
AuSgange wenngleich fruchtbare, aber
unter allen Umständen unerquickliche und
zunächst für S. unangenehme Polemik
gerathen. Seine verdienstlichste Arbeit
und ĂĽberhaupt die erste in dieser Richtung
bleibt jedoch die „LioFraKg. äs^U uoraini.
äiätinti äbii' lätria", für welche er große
Opfcr gebracht und die, ungeachtet der
für ein 3erikon höchst unpraktischen chro»
nologischen Anordnung, als ErgebniĂź
sorgfaltiger wissenschaftlicher Forschung
ihren Werth lange noch und selbst dann
noch behalten wird. wenn eine bessere an
ihre Stelle tritt, da diese letztere doch jene
erstere von Stancovich als Grundlage
nicht entbehren kann. Seine wissenschaft-
liche Wirksamkeit fand auch in Fachkreisen
verdiente WĂĽrdigung; zahlreiche gelehrte
Gesellschaften und Akademien Italiens
und des Auslandes nahmen ihn in den
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon