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Starhemberg, Guido 207 «ötarhemberg. Guido
In einem dec italienischen Feldzüge
welche beide Feldherren zusammen mit-
machten, ließ Prinz E ug en bei Gelegen-
heit einer Festtafel, die im Lager gehalten
wurde, in nächster Nähe von Starhe
berg's Sitze einige Kanonenschläge ein-
graben, welche, wenn der Toast auf den
Kaiser ausgebracht werden sollte, indem
zu gleicher Zeit das Gezelt, unter welchem
getafelt, wurde, nach außen zusammen
stürzte, zu entzünden waren. So geschah
eS. Als der Toast gesprochen war, krach
ten mit entsetzlichem Getöse die entzün
deten Kanonenschläge unddaS Zelt stürzte
ein. Alles sprang entsetzt von der Tafel
auf. Starhemborg. der keine Ahnung
davon hatte, daß es galt, seine Uner^
scbrockenheit zu erproben, verzog keine
Miene, machte keine Bewegung, sondern
leerte, als wenn nichts vorgefallen wäre,
das auf das Wohl deS Kaisers erhobene
und an die Lippen geführte volle Glas,
und nun erst fassend, waS geplant'ge«
Wesen, verzog er ironisch lächelnd die
Miene. Guido starb in seinem achtzig,
sten Jahre. Mehr als dreißig Feldzüge
hatte er mitgefochten, in eilf derselben
daS Dbercommando geführt, in zwanzig
Schlachten mitgekämpft, dreißig Belage«
rungen beigewohnt, gegen zwanzig Wun>
den erhalten. M i t Guido Star-
hemberg", schließt Herr von Arneth
sein Buch. „erlosch die Reihe der Feld'
Herren, welche so lange Zeit hindurch
daS Banner Oesterreichs zum Siege ge«
führt hatten. Er war dec Letzte der
Helden, die unter Leopolds Regierung
die Waffen des Kaisers verherrlicht hat»
ten. Montecucul i , Kar l von Loth»
ringen, Veterani , Ernst Rüdiger
Starhemberg, Ludwig von Baden,
die Grafen Haister und Rabut in.
der große Eugen endlich waren ihm
vorangegangen und eine Zeit lang schien ! alles Glück von den österreichischen Fah.
nen gewichen, bis endlick die Grafen
Traun, Daun und der kühne Lou»
don dasselbe neuerdings an die öster»
reichischen Fahnen zu fesseln verstanden,
denen es unter dem Erzherzoge Kar l .
dem Fürsten Schwarzenberg und in
neuester Zeit unter dem greisen Radetzky
mit seltener Beständigkeit treu blieb.
Seine Tugenden und Vorzüge faßte ein
Epigrammatiker seiner Zeit in folgendem
Doppeldistichon zusammen: »^.rg, pis-
6L8Hrum
j ts Ouiäobaläum.
Ms renatus z morte, mous, 8i
erit."
Sormayr's Charakteristik Vuido Itarhemberg's.
„Starhembe rg war", schreibt Horma yr,
,.oon mittelmäßiger Leibesgröße. stark ge«
baut. aber mehr hager als fett. seine Farbe
blaß, seine Bewegungen langsam, aber sehr
bestimmt; seine Miene drüctce tiefen, ruhigen,
an Strenge grenzenden Ernst aus. Der
Hauptzug im Gemälde seines Charakters
wac Gleichmuth,' wa6 diesen zu erschüttern
drohte, behandelte er feindlich, daher war er
auch das treue Bild eines deutschen Herrn.
Taub war er gegen die sanften Regungen
drr Frauenliebe, die die Seele wohl empor»
raffen mosten zur einzelnen Großthat, aber
dann um so mehr berabstimmen und zurück»
ziehen von der Welt und dem Beruf. In der
Mäßigkeit, diesem nicht geringen Zweige der
grüßten Kunst des Lebens, der Kunst des
Entsagens und zu entbehren, leuchtete er
seinem Heere, daS er mit strenger KriegS«
zucht lenkte, als Beispiel voran; arm war
er, im Geiste der Ordensregel. Was ec
hatte, war den Armen, war des Ordens hoff<
nungsvollem Ritter und den Soldaten, die ihn
liebten, wie er sie Seinr Sorgfalt in der
Krankenpflege, die ihm so sehr die Herzen
der Truppen gewann, seine oftmaligen Be-
suche in allen Spitälern, sein Vermächtniß
für die damals noch sehr schlecht bestellten
ReaimentS<Apothe?en athmen so rein den
Geist der ältesten Oroenösatzungen. So auch
die Bescheidenheit, die sich selbst bezwingt;
was man ihn hieß, führte er aus. da«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon