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Starhemberg, Ludwig Joseph Max 210 Starhemkerg, Ludwig Joseph Max
miffes der alteren Linie seines Hause
geworden, welches aus den Grafschaften
Schaumburg und Warenberg, der Buv
und Herrschaft Eferding, Gstetcnau, dem
Stifte Lindack und Stroheim, den Herr«
schaften Karlsback. Waasen. Freienstein,
Auhof, Höbattendors. Zeilern, Freydegg
und Echönegg. Krumnußbaum. Weißen-
berg, Scbönpichl, Agstein und Dü
stein. Thal Wachau, Rothneusiedl und
iö'onradswörth. wie der ursprünglich«
Name des St arhember g'schen Frei
Hauses ouf der Wieden in Wien lautet,
besteht. Mit den Einkünften eines so
mäcktigen Besitzes war der Fürst wohl
im Stande, die mit einem solchen Posten
wie es der eines Botschafters am groß-
britannischen Hofe ist. verbundenen un-
gewöhnlich hohen Auslagen zu bestreiten.
Denn der Botschaftergehalt, so groß er
an ulld für sich ist, reicht dazu nicht auS
weßhalb denn wo möglich immer vermög-
liche Cavaliere, wenn sie sonst für den-
selben paffen, dazu auöersehen werdm.
Dabei hatte der Fürst in jenen Tagen
der napoleonischen Eroberungskriege auch
die Weisung erhalten, die französische
Emigration möglichst zu unterstützen;
mußte gute Kundschafter in Frankreich
unterhalten und war daher genöthigt,
aus Eigenem wahrend seines Londoner
Aufenthaltes große Summen im Dienste
des Staates zu opfern, für welche ihm
nie ein Ersatz geworden. Welche schwe»
ren Sckaden ihm seine Botjchafterposten
soust noch verursachten, wird weiter un<
ten berichtet. Während seines Aufent-
Haltes in England wurde Graf Lud<
w i g auch mit Ludwig Ph i l i pp Her»
zog von Orleans, nachmaligem König
von Frankreich, bekannt. Der Herzog hielt
sich damals in England auf und Star»
nemberg stand mit ihm in jahrelanger
vertrauter Correspondenz; auch war er ein Freund der bekannten Schriftstellerin
Mme. de Gen l is , damals Erzieherin
der Kinder des Herzogs von ChartreS.
S. war ein starrer Gegner der Erobe«
rungspolitik Nap ol eons und arbeitete
mit allen ihm zu Gebote stehenden Mit»
teln gegen dieselbe. Dadurch geschah es
auch, daß ihn der Corse, der, in ihm
einen nicht zu unterschätzenden Gegner
erkannt hatte, mit seinem Hasse verfolgte
uild demselben, wo und wie er konnte,
Ausdruck gab. Als sich S. einmal in
geheimer Mission in strengstem Inco»
gnito in Paris befand und der Kaiser
durch seine wachsame Polizei von Star-
hembergS Anwesenheit Kenntniß er.
hallen hatte, gab er Befehl zu deffen
Verhaftung. S. war es jedoch gelungen,
in der Verkleidung eines jüdischen Han»
delsmanneS der französischen Polizei zu
entgehen und nach Calais zu flüchten.
Auf einer kleinen Barke suckte er nun
ein im Canal befindliches englisches
Schiff zu erreichen. Die Verfolger, welche
ihn aufgespürt hatten, waren ihm nach»
geeilt und hatten noch vom Ufer aus
auf den im Schiffe befindlichen S. ge«
feuert, jedoch ohne ihn zu treffen, und
dem Grafen war eS glücklich gelungen,
das englische Fahrzeug noch zu rechter
Zeit zu erreichen. Aber Kaiser Nap o«
leon hatte seinen Gegner fest im Auge
behalten und, als im unglücklichen Jahre
4809 die Franzosen in Oesterreich ein»
marschirten, den Befehl gegeben, die
Güter des Fücsten Starhemberg
nach Möglichkeit zu belasten und zu ver-
wüsten. Marschall Ma ssena kam auch
iesem kleinlichen Befehle des corsiscben
Autokraten gewissenhaft nach. Seine
Schlösser, und Besitzungen erhielten, wo
Franzosen sie pasfirten. die stärkste Ein»
quartierung und aus den SchlöfselN zu
Eferding, Auhof, Hobattendorf wurden
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon