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) Johann David 245 Starck) Anton
seinem 14. Jahre an war er seinem Va-
ter, der in Gcaslitz eine Branntwein-
brennerei und einen Kramerhandel be-
trieb, zur Hand. Da er mit seinem
Vater die Märkte in Sachsen besuchte,
lernte er dort die Mousselinweberei ken»
nen. welche er dann in der Gegend
von Graslitz einführte. Im,Iahre 1792
pachtete er das Messingwerk zu Silber-
bach, brachte dasselbe in guten Gan'g
Md errichtete daselbst die erste Alaun«
Hütte. Im Jahre 1802 kauste er das
Mineralwerk Hromitz bei Pilsen; im
Jahre 1804 das Braunkohlenwerk Da«
vidsthal bei Falkenau und führte bei
der Alaunerzeugung die Braunkohlen-
feuerung ein. Im Jahre 1813 kaufte er
das Mineralwerk Altsattl bei Ellbogen
und das Mineralwerk Unterlittmitz
ebenda, und errichtete im Jahre 1826
in Altsattl ein Älaunwerk. bei welchem
im I . 1828 eine Dampfmaschine auf-
gestellt wurde, die erste in Böhmen,
welche dem Bergbau diente. Im Jahre
1831 kaufte er daS Mineralwerk Ober-
littmib. Schon im Jahre 1829 hat S.
die Zeitung deS WcrkbetriebeS seinem
jüngeren Sohne Anton überlassen und
sich von den Geschäften zurückgezogen.
Er lebte seit dieser Zeit meist in Prag,
wo er im Alter von 71 Jahren starb,
nachdem er in Würdigung seiner um die
Industrie erworbenen Verdienste noch
im Jahre 1836 in den erbländischen
Adelsstand erhoben worden war. Aus
der voranstehenden Schilderung der ein«
zelnen Geschäftsbetriebe sind diese Ver»
dienste nicht ersichtlich; im Folgenden
soll eine gedrängte Darstellung derselben
gegeben, dabei jedoch sollen die Leistun-
gen von Vater und Sohn zusammen«
gesüßt werden. Johann Dav id S.
hatte eg verstanden, sich mit geringen
materiellen Mitteln und ohne wissen. schaftliche Vorstudien, durch seine In-
telligenz, verbunden mit Umsicht und
Energie, zu einem Montan.Industriellen
ersten Ranges emporzuschwingen. Die
unter seiner Leitung erstandenen Kohlen»
und Mineralwerke hat S. in kurzer
Zeit so emporgebracht, daß ihm schon
die Beurtheilungs'Commission über die
Prager Ausstellung vom Jahre 1831
in ihrem Berichte den Ehrenplatz unter
jenen Männern einräumt, welche durch
Begründung bisher unbeachtet geblie«
bener Industrien und Steigerung der«
selben zu großartigem Betriebe auf
Handel und Wandel im Kaiserstaate
großen und ersprießlichsten Einfluß ge-
übt. Seinem Unternehmungsgeiste ist
der erste Aufschwung deS Kohlenberg,
baues. namentlich auf Braunkohlen, im
Ellbogener Kreise, zu danken. Johann
^ Dav id ist der Begründer der Flaschen-,
j Retorten» und Kolbenerzeugung in Böh>
men. welche bald großartige Summen
repräsentirte. Er war es, der die Er»
zeuguncz des Vitriolöls, des Rußes,
, der seiner Vortrefflicbkeit wegen nach
! Deutschland ausgeführt wurde, des Vi-
! triolsteinS u s.w. begründete. Sein Sohn
Anton erweiterte und vergrößerte diese
Industrien. So erzeugte im Jahre 1833
diese Firma 19.260 Centner Vttriolöl.
227.000 Centner Eisenvitriol, 6373
Centner Schwefel. 1200 Centner Schwe-
felblumen und 3000 Centner
iQortuum. DieseS rohe Oaput
wurde nur zur Farbenfabrication ver«
werther, welche in Bras eingeführt
wurde. In drei Sorten geschieden, wer«
den durch Abrösten und Glühen theils
mit. theils ohne Zusatz von Kochsalz
37 Farbennuancen von blutroth bis
havanahbraun, jährlich an 20.000
Centner dieser Producte im Werthe von
44—16.000 st. bereitet. Wie die Er>
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon