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Staudenheim 251 Staudigl
beendete und dann die Doctorwürde
erlangte. Seine nächste Absicht war. die
Praxis in Ungarn auszuüben, und er be-
gab fich auch dahin, kehrte aber schon
nach zwei Jahren nach Wien zurück. Da
selbst machte er die Bekanntschaft Karls
Grafen Harrack Md. VII, S. 38l^>.
deS als Humanist und Ar^i gleich denk«
würdigen CavalierS. Der Graf. der
damals schon das Studium der Arznei»
Wissenschaft mit aller Gründlichkeit be-
trieb, wünschte Staudenhei m's, deffen
Kenntnisse er zu erproben Gelegenheit
gefunden. Schüler zu werden. So wurde
S. nicht nur deS Grafen Lehrer, sondern
bald auch sein Arzt und, als er den Gra«
fen aus einer lebensgefahrlichen Krank«
heit riß, sein Lebensretter. Der Graf
aber, der mit Glücksgütern gesegnet war,
belohnte die Kunst seineS Lebensretters
durch ein Honorar von 10.000 fi. und
bewahrte ihm überdieß seine Freundschaft.
Diese Kur aber hatte Staudenhei m's
Ruf begründet; des Grafen Bruder I o-
hann erwählte ihn gleichfalls zu seinem
Arzte und die vornehmsten und ansehn»
lichsten Familien Wiens folgten diesem
Beispiele. Als im Jahre 1826 der Kai-
ser Franz schwer erkrankte, wurde auch
S. an daS Krankenbett des Monarchen
berufen, der ihn nach seiner Genesung
mit dem kaiserlichen Leopoldsorden aus-
zeichnete und mit einer reich mit Brillan«
ten verzierten goldenen Dose beschenkte.
Nun erfolgte Sta u den Heim's Trnen«
nung zum Leibarzt deS HerzogS von
Reich st adt >M. XXV, S. 481) und
er blieb es bis zu seinem im Alter von
36 Jahren erfolgten Tode, während ihm
der Prinz zwei Jahre später ins Jenseits
folgte. Als Schriftsteller hat S. nicht ge-
wirkt, aber als Arzt ein Andenken hinter-
lassen. daS ihn in die Reihe der ersten
Wiener Aerzte stellt. Gewissenhaft, daS Uebel in seinen Anfängen erforschend,
voll Theilnahme und Ernst, dem Aerm.
ften wie dem Reichsten, jedem zugänglich
und für den Einen wie für den Anderen
sein Wissen und seine Kunst mit gleicher
Gewissenhaftigkeit darbringend, stand er
hoch in der Achtung seiner Collegen, im
Vertrauen des Publicums. Er selbst war
zeitlebens leidend und erhielt sich nur
durch sorgfältige Schonung, aber eine
Verkühlung hatte sein altes Uebel m
bedenklichster Weise wieder erweckt und
auch sein rasches Ende herbeigeführt.
WienerZeirung. 1830. Nr. 126. — Neuer
Nekrolog der Deutschen (Ilmenau 1832,
B. F. Voigt. kl 80.) VII I . Jahrg. (1830),
Bd. I, S. 431, Nr. !78. — Oesterreichi.
sche Nat ional »Encyklopädie von
Gräffer und Czitann (Wien 1337. 8<>.)
Bd. V, S. 13t.
Ltaudigl, Joseph (Sänger, geb.
zu Wöl lersdor f nächst Wiener-Neu«
stadt in Oesterreich unter der Enns am
14. April l807, gest. zu Wien im Irren-
Haufe am 28. März !861). Die bekann.
ten Darstellungen des Lebens dieses
großen Sängers find durchaus mangel«
hast. Im Folgenden veisuchen wir es.
gestützt auf eine zuverlässige QueÜe.
eine wahrheitsgetreue öebenSskizze zu
geben. Ist auch die herrliche, gewaltige
Stimme dieses großen Sängers verhallt
und melden nur noch die täglich sich
min»
dernden Ueberlieferungen der Zeitgenossen,
die ihn zu hören so glücklich waren,
davon, daS alte Sprichwort: „Dem
Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze"
soll bei Stand ig l nicht Anwendung
finden, sein Andenken soll bewahrt wer-
den, wie das Andenken jedes großen
Künstlers in einem anderen Fache. Stau.
digl'S Vater war Jäger in Wöllersdorf
und sein Sohn sollte auch Jäger werden.
Die nachmals oft bewiesene Meisterschaft
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon