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^ Ferdinand 322 ^ Ferdinand
und grillender Entmuthigung keine
Mitte fand, dem Gedeihen des Insti-
tuts empfindlichen Abbruch gethan. Nnn
begann auck die unerbittliche Natur mit
den empfindlichen Zeichen deS Alterns
sich fĂĽhlbar ;u macden, wozu sick leider
noch. da er Stelle auf Stelle eingebĂĽĂźt,
mclteli'.'lle Noth gesellte. Er wurde
-nun wohl zunächst Professor am Plä-
parandencurs zu St. Anna, darauf
nahm ihn Director Eckert als Capell-
meister ins Operntheater. Da er aber
den Anforderungen an den praktischen
Capellmeisterdienst nicht mehr genĂĽgen
konnte, trat er schon nack einem Jahre
wieder auS. Nun kam er ins Carlthea-
ter. aber das Dirigiren der Musik von
Possen und Operetten konnte ihn weder
künstlerisch fördern, noch sonst ihm ge«
nĂĽgen. Dabei lahmten jener wie dieser
Dienst seine gleichzeitige Thätigkeit als
Dirigent der Singakademie. Seit dem
Frühjahre 1861 begann er zu kränkeln.
KĂĽnstlerisch hatte er schon ausgelebt,
sein Leiden erschöpfte all malig seine phy»
fischen Kräfte und 60 Jahre alt erlag
er plötzlich einem Blutsturze, eine junge
Witwe — er hatte erst in spateren Iah»
ren gcheiraihet — und ein Kind in
den kümmerlichsten Verhältnissen zurück-
lassend. Stegmayer hat namentlich
in seinen früheren Jahren fleißig com»
ponirt. Bekannt sind von ihm mehrere
Partien Variationen, eine Polonaise,
secbs Ländler für das Pianoiorte; —
Marsch und Tänze zu „Van Dyk's Land-
leben"; — Quartetten für Saiten» und
Blasinstrumente; — Duetten für zwei
Waldhörner und Guitarren; — 12 deutsche
Tanze für den Apollosaal'. — eine Par»
tie Walzer, betitelt „Ant zur Freude", als
0p. <2 bezeichnet; — Arie und Duett
zum Singspiele „Der Sänger und der
Schneider"; — mehrere Hefte Lieder und Gesänge, von letzteren zwei als Op. 13
und 13 bekannt; — sechs Märsche für das
Regiment Max Joseph; — einige kleine
Cantaten, darunter eine zur Geburts'
tagSfeier der Kaiserin; — eine Messe; —
eine Festouverture fĂĽr Berlin und eine
Buffoscene mit Chor, als Einlage fĂĽr
S p i t z e d e r in der Oper „Die Ita«
lieneiin in Algier", u. m. A. Mehrere
treffliche Kirchencompositionen sind ung»
druckt. Sein Compofitionstalent war
bedeutend, in seinen Werken zeigt sich
eine geistreiche und poetische Conception,
sä'öpferijche Phantasie und eine geläuterte
GeschmackSbildung. Er besaĂź ein reiches
musikalisches Wissen, kein Zweig der
musikalischen Literatur war ihm fremd.
Mit einem tief eingehenden Verständniß
der dramatischen Musik, das er sich als
Theater-Capellmeister erworben, verband
er groĂźe und eindringliche KenntniĂź der
ersten Tonwerke im Bereicbe der alten
classischen Musik. I n das Wesen der
Gefangskunst besaĂź er einen Einblick
wie Wenige; ĂĽber Allem aber stand sein
DircctionStalent; darin war er groĂź
und vielleicht nur von Einem, von Otto
Nicolai erreicht, der ihm jedoch an
poetischer Auffassung und geistiger Durch»
dringung der Werke, die er zur Auf.
fĂĽhrung brachte, nachstand; ĂĽbertroffen
ward er von Keinem. Die „Recensionen",
dieses competenteste Fachblatt in Musik-
fachen, widmeten dem Dahingegangenen,
ohne zu verschweigen oder zu verbrämen,
was RĂĽge verdient, einen Nachruf und
darin die folgenden bezeichnenden Worte:
„Ein frisches Talent, schnelles Verstand«
niß, reicbe. überströmende Einbildungs«
kraft und eine glĂĽhende Begeisterung
waren ihm gewährt, dagegen aber die
kluge Berechnung und der ordnende
Sinn seiner Natur versagt, die auch
nicht durch feine Bildung zur Lösung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon