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. Karl 323 SteZmayer, Karl
akademie versuchte er, dem einförmigen
materiellen Treiben des Bergmannes
durch bergmännische Lieder, welche er
dichtete, durch Bildung eines Vereines
von Gleichgesinnten u. d. m. einen ästhe.
tiscken Beigeschmack zu geben. Diese Ver-
suche wurden, wie schon einmal, unstatt«
haft befunden. S. demagogischer Um«
triebe beinzüchtigt, in Untersuchung ge-
zogen und mit mehrwöchentlicher Haft
bestraft. Das war im Jahre 4823 ge.
schehen. Eine solche Vergangenheit war
für die amtliche Laufbahn, auf welche
S. als Candidat des Bergfaches zunächst
angewiesen war, nichts weniger als
günstig. Mit großer Mühe nur gelang
es ihm. im Jahre 1827 als Concepts.
Praktikant in der montanistischen Abthei«
lung der allgemeinen Hofkammer Auf.
nähme zu finden. Daselbst verblieb er
bis zum Jahre 1843, dann ging er auf
Reisen, auf welchen er Preußen, Sach«
sen lind Ungarn besuchte, wurde alsdann
Concipist bei dem k. k. Salinen-Oder»
amte in Gmunden. Im Jahre 1848
gehörie S., wie Alle, welche auö der vor»
märzlichen Aera ein freies Denkvermögen
bewahrt, der liberalen Partei an. Im
Jahre 1849 wurde er dienstlich nack Ti-
rol überseht, 1831 in der denkwürdigen
Neactionsperiode wegen seiner poli«
tischen Haltung im 48er Jahre zur
Verantwortung gezogen und zuletzt aus
den Staatsdiensten, in denen er über
22 Jahre zugebracht, ohne Pension ent«
lassen! Drastisch interpretirto Bauern»
feld der Gattin S t eginay er's diesen
Vorgang, als diese bei ihm Rath und
Schutz gegen ein solches Verfahren suchte
und dabei bemerkte, daß ihr Mann ja
eben nur im Sinne der liberalen Mi»
nister gehandelt, die nun aber Minister
seien, wahrend man ihren Mann des
Dienstes entlassen habe. Bauernfe ld erwiederte der Frau auf ihr Argument:
„Wenn der Minister liberal sich bewegt
habe, so sei das vor drin Portefeuille
geschehen; mit einem derlei in der Hand
bewege man sich nicht mehr. sondern
halte es fest, bleibe selber fest sitzen und
lasse allenfalls die Anderen fest setzen".
Stegmayer war also seines Dienstes
entlassen. Er suchte nun eine private
Anstellung und fand sie auch zuletzt
als Berg» und Hüttenamts»Director zu
Schladming in Steiermark, in welcher
Stellung er einige Jahre verblieb. bis
er nach Auflassung des Bergwerkes, ohne
eigene Schuld, auch derselben verluftig
ging. Von da ab lebte er in den küm«
merlichsten Verhältnissen, von schrift»
stellelischen Arbeiten, die ihm kaum das
tägliche Brod für sich und seine Familie
gaben. Johann Nep. Vog l ging mit
S t e g m a y e r's Arbeiten von einem
Wiener Buchhändler zum anderen, buch»
stäblich gesagt. Hausiren, ohne die
Waare anzubringen. Ein an bitteren
Erfahrungen reiches Leben war zu Ende
gegangen, als Stegmayer im Jahre
1862 im Alter von 62 Jahren starb.
Stegmayer'S schriftstellerische Thätig-
keit ist eine doppelte, eine fachmännische
als Bergmann und eine schöngeistige als
Poet. Als Bergmann gab er heraus
einen „chrnnbriss einer pupnlüren Bergwerks-
Knnde. Sun! Selbstunterricht." Mit 3 Rnpfer»
takeln. (Wien l843 ^Leipzig. LiebeSkind^
gr. 3^.); — „Nie Vergliantrnge. Gin VrrZnch»
;n ihrer Neanwllitnng uom Standpunkte ilrr
National-Gekanomie, Finanzen und Politik"
(Wien 1831. Tendler und Comp.. gr.
8".); diese und die nachfolgende Schrift:
„Frrie Vortrage, gebrochen im Volksurreine jn
Gmnnden." lt. Hett (mit dem Umschlags«
titel: „Was vom Staate zu wissen,
dem ganzen Volke nöthig" Steyr 1830
^Haas^ gr. 8".). wurden ihm nebst sei«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Volume 37
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stadion-Stegmayer
- Volume
- 37
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1878
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 362
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon