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Steinfeld) Franz 82 Hteinfeld) Franz
auch zum Nutzen des Schülers, mit Stein»
metzen beschäftigte, verlor er alle Freude
an der Bildhauerkunst, für die er. wie
dies die Folge lehrte, auch nickt berufen
schien. Steinfe ld besuchte zuweilen
den Bruder deS berühmten Abenteuerers,
den Maler C a s a n o v a sBand I I ,
Seite 30l^j. in der Brühl und in dem
Kaisechause auf der Wieden mit seinem
Vater, der für die Bilder des Künstlers
die Rahmen lieferte. Der junge Mensch
äußerte viele Theilnahme an den Nil»
dern Casanova's, der auf ihn auf»
merksam wurde und gern und freundlich
mit ihm spracd. Bei der ausgesprochenen
3ust. Maler zu werden, gab ihm Casa»
nova drei Bilder mit, eine Landschaft,
ein Thierstück, ein Schlachtgemälde, mit
der Wei'ung, sie zu copiren. er wolle ihm
dann sagen, für welches Fach er Talent
habe. Stein feld copitte tapfer drauf
los und als er die drei Bilder fertig
hatte, brachte er sie Casanova, der
ihm kurz und decidirt sagte: „Sie
müssen Landschaftsmaler werden." Nun
betrat er die Schule der Zandschafts-
und Figurenzeichnung und erhielt bald
in ersterer zwei Preise. Der wohlhabende
Vater, wiewohl liebevoll, doch streng
in der Erziehung, ging von dem Grund»
satze aus, ein junger Mann könne nicht
schnell genug, zur Bildung seines Cha.
rakters, selbständig werden, und er mußte
sich sein Brod selbst verdienen. Wie half
sich der kunstbegeisterte Jüngling? Er
malte Bilder auf — Dosen. Viele hun-
dert Dutzend Dosen für 16 kr. C. M.
das Stück. Bei dem geringen Preise
erwarb er sich doch bald — fabriksmäßig
rasch wußte er zu produciren — so viel,
um anstandig leben und die beste Zeit des
Tages der Kunst, für die er glühte, wid»
men zu können. So hatte er wohl an die
tausend und mehr Dosen doch so zusagen patronirt. Nicht lange aber und trotz
des guten Erwerbes konnte ihn das
geistlose Thun fesseln; aber erwerben
mußte er, und so widmete er seine Fä-
higkeiten dem Bilderhändler B r a u n
als Restaurateur. Bei dieser Gelegen«
heit mußte er auch Ansichten von Rhein»
gegenden coloriren, und das weckte in dem
Jünglinge die unüberwindliche Sehn.
sucht, den stolzen Rhein mit seinen Bur«
gen und Rebenhügeln, seinen Städten
und Thalschluchten zu sehen. Sein Va»
ter gab ihm 60 st. C. M. und freudig
wanderte der 18jährige Jüngling. die
Fahrt von Mannheim nach Mainz und
Köln abgerechnet. zu Fuß bis Antwer»
pen. Vom August bis November über-
ließ er sich begeistert froher Wanderluft,
Natur und Kunst strömten als goldener
Regen in sein weiches Gemüth und
frisch im herzen und reicher im Geiste
kehrte er nach Wien zurück. Nun began-
nen seine gewonnenen Anschauungen, bei
bereits heranreifender Technik, sonnige
Reflexe auf seine Bilder zu werfen, man
wurde auf dieselben aufmerksam. Ein
schlichter Bürger in Wien, der Tuch»
scherermeister Wiest, wurde der Macen
des jungen Künstlers; er kaufte alle Bil«
der, die dieser damals malte, und bei
dem , in den Vier;iger»Iahren erfolgten
Tode Wiest's wurden aus dessen Nachlaß
60 Bilder Steinfeld's auctionirt. die
im zwei« und dreifachen Werthe, als sie
bezahlt waren, gekauft wurden und so
den Erben die Kunstliebe und die einem
Talente zugewendete Protection Wiest's
lohnten. Die Reiselust war wieder in
dem jungen Künstler rege geworden. Der
Süden, das Meer zogen ihn an, und
mit wenigem ersparten Gelde trat er mit
einem Kaufmanne die Reise nach Italien
an. Auf dem Wege dahin, in Klagen«
surr, wo ihn der Kaufmann in mehreren
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Volume 38
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stehlik-Stietka
- Volume
- 38
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon