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Steinhäuser, Karl 93 Steinhäuser (Pfarrer)
Jahre 1865. nachdem bereits im Jahre 1845
Ioh. Iac. Sta f f le r in seinem so tresslichen
Werke ,DaS deutsche Tirol und Vorarlberg
topographisch mit geschichtlichen Bemerkuw
gen" (Innsbruck l8t5, Fel, Rauch. 8».)
Bd. I I , S. 584 über den Laaser Marmor
wörtlich schreibt: „ Im Laaserthale bricht man
den schönen weißen Marmor, der schon uiele
Kirchen des Landes sseziert hat. Die größten
Partien davon gingen nach München auf
Bestellung des kunstliebenden Königs von
Bayern. Wenngleich der Laaserldaler Mar»
mor jenem von Predazzo (der zweite Haupt»
ort des Fleimser Thales in Südtirol) in An,
sehung der Reinheit nno Lieblichkeit der
Farbe entschieden weichen muß, so gebührt
ihm und jenem aus dem Göflaner« oder
Nöldersberg ebenso ungezweifelt der Vorzug
vor dem Marmor, welchen die Gegend von
Morter liefert. Er ist feiner im Korn und
bildsamer unter dem Meißel, als der Mar«
mor von Morter. und in Stücken von delie,
biger, auch kolossaler Größe. Doch kann er
in diesem rauhen Eisthale nur mit der
größten Mühe gebrochen und nicht odne
Gefahr ausgebracht weroen." So befaß denn
Oesterreich einen Marmor, der jenen von
Earrara übertrifft und dessen Kenntniß durch
ein tüchtiges Werk schon seit 1345, durch
Kunstarbeiten im Lande aber schon seit Jahr-
hunderten verbreitet ist. und holte sich doch
den minder vorzüglichen mit großen Unkosten
und Umständen aus der fernen Fremde!!
lNeue freie Presse (Wiener volit Blatt)
1868, Nr. 1324. — Oesterreichische
Gartenlaube. Herausgegeben von Hein»
rich Hügel (Gratz, 4".) 1809. — Inns«
bructer Tageblat t 1868. Nr. 108: .Ti<
roler Marmor".^ — 4. Den Namen Stein«
hauser trug auch ein Pfarrer, welcher in
den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts
zu Mitterkirchen in Oberösterreick auf daö
segensvollste seines Amtes waltete. So
ertheilte er als Pfarrer den Züchtlingen in
dem im Bereiche seiner Pfarre befindlichen
Arbeits» und Zuchthaufe aus freien Stücken
Jahre hindurch Unterricht, führte zu Klamm
die Todtenbesckau und die Sonntagsschulen
ein. errichtete eine Strick» und Nähschule
und war überhaupt unablässig zur Förderung
der Schulanstalten thätig. Die brachliegen«
den Gegenden seiner Pfarrei lieh er urbar
machen, förderte die Anpstanzung von Obst»
bäumen und suchte überall, wo es anging,
die landlvirthi'chaftliche Cultur in rationeller
tiöse. kleinliche Vollendung verlangt, die
leicht zu Kunststücken verführt, erscheint im
Laaser Marmor die Arbeit gesättigt, breit,
wie bisher nur in der Antike. Die Geschichte
dieses Materials nun ist folgende. Im
Jahre lk30 kamen durch Bernhard Schwel»
zer zwei Blöcke des schönen Lauser Mar.
mors na>ii München, wo sie allgemeines
Aufsehen erregten. Die Statuen des Rheins
für die Walhalla und des Kaisers Haorian
für die Glyptothek sind daraus gefertigt.
Bedeutende Aufträge für die Bauten König
Ludwias folgten, allein Umstände uer«
hinderten Schweizer, einen längeren Auf.
enthalt in Laas zu nehmen. Er verließ den
Ort und betrieb in der Folge nur den Bruch
von Schlanders, der den bisher in München
bekannten, weit geringeren Tiroler Marmor
geliefert hat. Auf seiner ersten Reise nach
Italien im Iadre 1833 hatte nun der Bild«
Hauer Kar l Steinhäuser aus Bremen in
München zuerst den Laaser Marmor gesehen
und war dadurch in bohem Grade über«
rascht worden, allein vergebens forschte er
weiter nach. Er erfuhr nur, daß es Tiro«
ler Marmor, aber auch — daß von dem»
selben keine Stücke weiter ;u bekommen
seien. Er verlor die Sache wohl nicht aus
den Augen, allein er konnte sich doch keine
weiteren Nachrichten darüber verschaffen. Im
Jahre 1863 fand er sich indeß durch große
Aufträge des GroßherzogS von Baden ver<
anlaßt, sich angelegentlich um den Tiroler
Marmor zu bekümmern, und setzte sich mit
dem obgedachten Schweizer, der damals
im Begriffe stand, die Ausdeutung der Mar«
morbrüche aufzugeben, in Verbindung. Im
Jahre 1864 besuchte Steinhäuser selbst
Schlanders und untersuchte die dortigen
Brüche, ohne jedoch sich ganz befriedigt zu
finden, bis er kurz vor feiner Abreise durch
Zufall den Laaser Marmor kennen lernte, l
Diese Entdeckung veranlaßte ihn, durch seinen
Sohn Johannes Steinhäuser im Ver»
eine mit Peter Lentz den Bruch von Iaas
in Angriff zu nehmen, dessen Marmor trotz
seiner besseren Qualität fortan in Deutsch-
land wohlfeiler geliefert werden kann als
der carrarische Statuar«Marmor. Eine Mar»
mor»Schneidemühle ward im Frühling 1868
in Thätigkeit gesetzt, um auch Platten in
größerem Maße liefern zu können. Merk«
würdiger Weise machte der auch als Künst,
ler sehr geschätzte Bildhauer Steinhäuser
diese Entdeckung des Laaser Marmors erst im
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Volume 38
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stehlik-Stietka
- Volume
- 38
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon