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Sternberg, Caspar 261 Sternberg, Caspar
bische Museum soll alle-, in das Gebiet
der National» Literatur und National«
Production gehörigen Gegenstände in
sich begreifen, und die Uebersicht alleS
dessen vereinen, waS die Natur und der
menschliche Fleiß im Vaterlande hervor«
gebracht haben." Zu gleicher Zeit wurde
ein provisorischer Ausschuß gebildet, wel«
cher unter Vorsitz deS Obecstburggrasen
die Geschäfte führen sollte. bis die Sei«
ner Majestät vorzulegenden Statuten
ihre Sanction erhalten haben werden.
Die Theilnahme für das neue Unter»
nehmen war in allen Standen eine sehr
rege, doch übergab Graf S tcrnberg
erst, als ein paffendes Local auSge-
mittelt und der Bestand des Museums
gesichert war, was im Jahre 4822 der
Fall war. seine Sammlungen und seine
Bibliothek förmlich dem Museum. I n
den Jahren 1819, 1820 und 1821,
machte der Graf einige kleine Reisen
und wissenschaftliche Ercursionen, mußte
im letzten Jahre in Folge eines Sturzes
vom Pferde auch mehrere Wochen das
Bett hüten und dann auch noch längere
Zeit auf Krücken gehen. I m I . 1821
traf er in Teplitz mit dem als Mäcen
der deutschen Dichter hochberühmten
Großherzog von Weimar zusammen, der
ihn in seine Residenz einlud, um die
Bekanntschaft mit G o e t h e zu ver-
Mitteln. welche durch Zufälligkeiten in
Karlsbad mehreremal verfehlt worden.
Dieser Einladung konnte Sternberg
nickt so bald, als er es wünschte, Folge
leisten, doch führte scdon im nächsten
Jahre ein günstiger Stern ihn mit dem
Altmeister Goettie in Marienbad zu»
sammen. wo sie beide unter einem Dache
wohnten. Graf Caspar theilt über
das erste Zusammentreffen Folgendes
mit: ,Die Steine der Umgegend, welche
Goethe'S Zimmer erfüllten, waren die ersten Vermittler; bald aber wurden die
wichtigeren Momente unserer beider«
seitigen LebenSfahrt durchgesprochen, die
Gegenwart überblickt und wir fühlten,
daß wir unS näher angehörten. Wir
speisten Mittags und Abends an dem.
selben Tische, fuhren öfter zusammen
spazieren und blieben nach dem Nacht»
effen noch stundenlang auf feinem Zim>
mer." I n den letzten Tagen kamen beide
auch noch mitBerzel ius und dem be«
rühmten Reisenden P o h l sNd. XXI I I ,
S. 28^ zusammen, mit denen sie dann
gemeinschaftlich wissenschaftliche Ercur-
sionen in die Umgegend machten. I n
dasselbe Jahr fällt auch die förmliche
Uebergabe der S t e r n b e r g'schen
Sammlungen sowie der Bibliothek an
das neugeschaffene Museum in Prag.
Er verzeichnet diesen Act in feiner Bio«
graphic mit folgenden Worten: „Ich
schmeichle mir durch diese Entäußerung
meinem Vaterlande einen Dienst geleistet
zu haben, dessen Erfolge ich nicht erle«
ben werde. Denn nur durch ein solches
Institut war es möglich, die Bruchstücke
unserer Geschichte zu sammeln und auf»
zubewahren und ein neues Leben in den
Naturwissenschaften zu erwecken. Möge
die kraftvolle Jugend, die nun empor»
strebt, auch den Gedanken auffassen, daß
der Werth und das Glück der Nationen
auf der Grundlage ihrer Intelligenz und
Moralität beruht!" Die nächsten Jahre
füllten theils naturhistorische Reisen,
theils kleinere Besuche und Ercursionen
aus; im Jahre 4824 kam er auch nach
Weimar, wo er Goethe besuchte und
sich einer höchst liebreichen Aufnahme zu
erfreuen hatte. Dabei vergaß er seiner
Schöpfung, des böhmischen Museums,
nicht, mit rastlosem Eifer strebte er die
Sammlungen desselben zu bereichern
und durch neue Zweige zu erweitern.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Volume 38
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stehlik-Stietka
- Volume
- 38
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon