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Sternberg, Franz Joseph 287 Sternberg, Franz Joseph
Theilnchmer. sondern als thätiger Arbei.
ter und Förderer an. Weise sich einschrän«
kend, da bei einer auf alle Richtungen sich
erstreckenden Thätigkeit nur Zersplitte-
rungoderOberflächlichkeit die Folge seien,
wählte er die Kunst und ihre Geschichte
zu seinem eigentlichen Studium und an
der eigenen Kupferstichsammlung, welche
er in chronologische Uebersicht brachte,
entwickelte er diese Studien, wozu sich
später, nachdem er eine Sammlung böh-
mischer Münzen anzulegen begonnen,
noch daS Studium der Münzkunde ge»
sellte. So geschah es denn zunächst auf
seine Anregung, daß sich aus der Mitte
des böhmischen Adels im Jahre 4796
eine Privatgesellschaft patriotischer Kunst,
freunde bildete. welche vor allem aus
eigenen Mitteln eine Bildergallerie zum
Besten der Kunstzöglinge und im Jahre
1800 eine Akademie der bildenden Künste
stiftete. Im Anbeginn war er selbst im
Lande umhergereist, um die hie und
da verborgenen und vernachlässigten
Kunstschätze für die Gallerie zu gewin-
nen. Anfänglich wirkte er als Referent
dieses Vereins, welchem die Pflege der
Kunst im Böhmerlande oblag; im I .
4802 wurde er aber Präsident desselben,
lmd ließ sich die Förderung der Gallerie
und der Akademie in gleicher Weise an»
gelegen sein. Die böhmische Gesellschaft
der Wissenschaften, welcher er als treff-
licber Münzkenner bereits seit i796 als
Ehrenmitglied angehörte, zählte ihn zu
ihren eifrigsten Mitgliedern, indem er
die Sitzungen der historischen Classe re.
gelmäßig besuchte und überdies die
Sasse der Gesellschaft führte. Nicht min»
dere Theilnahme wendete er dem im
Jahre 18l0 gestifteten vaterländischen
Museum zu, an dessen Bereicherung aus
seinen Sammlungen er wesentlichen An»
theil hatte, bis er endlich daS Kostbarste. das er selbst besaß, demselben zum Ge-
schenke machte. Von öffentlichen Ge«
schäften hielt er sich bei seiner vorherr-
schenden Neigung zu wissenschaftlichen
Studien so viel als thunlich fern und
ließ nur ausnahmsweise sich zu beson.
deren Sendungen gebrauchen. Im I .
1790 war er wohl auch Mitglied deS
von 3 eopold I I . berufenen ständischen
Landtages, dem man den Vorwurf
macht, daß die tonangebenden Stande:
Geistlichkeit und Adel. obgleich ihnen die
Ereignisse, welche im Westen Europas
sich abspielten, ein Fmgerzeig sein soll»
ten, nur auf ihren besonderen Vortheil,
auf die Herstellung dcs Feudalsystems
mit altem Drucke bedackt waren; allein
bald wendete er. sich von diesen ihm
wenig sympathischen Angelegenheiten
vollends ab und ausschließlich jenen
Gegmständen zu, deren stille thätige
Pflege einen Mann von Geist, Ge-
schmack und Vermögen ganz in Anspruch
zu nehmen und ebenso angenehm als
nützlich zu beschäftigen vermochte. Im
Jahre 1824 wurde er zum Oberstland-
kammerer deS Königreichs Böhmen er-
nannt. Bei seiner geregelten Lebensweise
und kräftigen äußeren Erscheinung durfte
man wohl ein höheres Alter erwarten,
als er erreicht hatte, aber ein vernack»
lässigter Katarrh, der sich immer wie.
der einstellte, raffte ihn im Alter von
67 Jahren dahin. Sein künstlerischer
Nachlaß war sehr bedeutend ' seine
Sammlung von Kupferstichen betrug an
72.000 Nummern, in chronologischer
Zusammenstellung von den ersten Ver-
sucden der Holzschnitte bis auf unsere
Zeiten herab', auf der Rückseite der
Blätter waren jene Werke angeführt,
die des Blattes Erwähnung thun oder
dessen Beschreibung enthalten. Seine
Bibliothek, welche die wichtigsten numis«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Volume 38
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stehlik-Stietka
- Volume
- 38
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon