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Sterneck) Karl 299 ) Karl
verstand . daß er seinen Schüler nicht
nur zu einem vorzüglichen Clavierspieler
ausbildete, sondern daß sich bald um
den 19jährigen Jüngling als Mittel«
punct des musikalischen Lebens alle
Dilettanten und Musiker BrümiS sam-
melten. Im Elternhause dirigirte S.
ein ansehnliches Orchester und brachte
im Jahre 1836 Adam's „Schweizer-
Hütte" zur Aufführung; er gründete
schon im Jahre 1836 einen statutenlosen
Gesangverein zu Brunn und im Jahre
4846 die Liedertafeln zu Krems und
Stein, welche im Jahre 1847 mit dem
Wiener Mannergesangverein das Ver>
brüoerungsfest feierten. das Gustav
Bar th und der Chormeister S terneck
leiteten. Sterneck'S Absicht, sich ganz
der Kunst zu widmen, scheiterte an dem
Widerstände der Eltern. nach deren
Wunsch er seine Studien beenden und
alsdann im Staatsdienste sein weiteres
Fortkommen suchen mußte. In Folge
dessen trat Sterneck nach in Olmütz
und Prag zurückgelegtem juridischen Stu-
dium im Jahre 1833 in den Finanz»
dienst. An diesem hatte er bei seiner
vorherrschend zur Kunst hinneigenden
Natur, bei seinem Streben nach Fort»
schritt in allen Richtungen des öffent-
lichen Lebens wenig Freude. Bei sei«
nem offenen, warmblütigen, sanguinischen
Charakter verstand er sich schwer dazu,
den .krummen Rucken zum Tieferbücken"
zu verwenden, und gewann daher auf
diesen Wegen wenig Freunde. NichtS»
destoweniger lag er dem Dienste mit
Eifer und Gewissenhaftigkeit ob und
gründete im Jahre l837 ein Jahrbuch.
daS ein Handbuch für die österreicvi»
schen Finanzbeamten und Wachkörper
war, welches 1878 im 17. Jahrgang
erschien. Dasselbe enthält fachwissen»
schaftliche Artikel, schätzbares statistisches Material, einen Finanz. Schematismus
und ist überhaupt so praktisch einge«
lichtet, daß es von den Finanzangestell«
ten als unentbehrliches Bedürfniß ge»
schätzt wird. Im Jahre 4873 trat S..
der in der hierarchischen Stufenreihe
zum Finanzrathe vorgerückt war, in
den Ruhestand. Doch nicht seine beamt-
liche Wirksamkeit ist es, die ihn für
dieses Werk denkwürdig macht. Als
Beamter verrichtete er seinen Dienst, der
weder eine historische nock culturhisto-
rische Bedeutung besitzt. Letztere gewinnt
sein Schaffen auf einem ganz anderen
Gebiete, und zwar auf jenem seiner Lieb»
lingSkunst. der Musik, nämlich durch die
Gründung der ', Internationalen Mo-
zart.Süftuna.". die hauptsachlich sein Werk
ist. Zum Verständniß dieser Schöpfung
muffen wir in der Zeit etwas zurück«
greifen und unser Augenmerk auf das
frühere Musikleben Salzburgs richten.
Salzburg, über tausend Jahre unter dem
Krummftabe, hatte bis zu seiner am,
9. Februar 1804 erfolgten Saculari«
sation, insbesondere seit der Nachreforma-
tion. ununterbrochen eine beachtenswerche
Hof'Musikcapelle, wozu im Jahre 1596
ein erzbischöfliches Singknaben «Institut
für den Gottesdienst in der Metropolitan«
kirche kam. Die ansehnliche Reihe her«
vorragender Tonkünsiler. welche wir im
,Gedenkbuche der Salzburger Lieder»
tafel« von I . E. Engl (Salzburg l872)
verzeichnet finden, und welche mit dem
vielberühmten Paul Hofheimcr. unter
Erzbischof Mat t haus Lang (13l9bis
1340) beginnt und mit Michael H ayd n
unter dem letzten geistlichen Regenten
HieronymuS aus dem Hause Collo»
redo (1772—4803) abschließt, ist für
die während eines Zeitraumes von nahezu
dreihundert Jahren bestehende Pflege
der Musik in Salzburg der sprechendste
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Volume 38
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stehlik-Stietka
- Volume
- 38
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon