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Ster^inger, Joseph 317 , Joseph
sitohandel lebte, und dle Quartierträger
sanken durch die häufigen Frohnfuhren,
durck Geldvorstreckung und durch die
unaufhörlichen Einquartierungen und
Auszüge gegen den Feind deS Vater«
landes, au Lebensrnitteln erschöpft, in
die tiefste Armut und Verlegenheit.
Sterz inger unterstützte in dieser un>
heilvollen Periode mit Hintansetzung des
persönlichen Interesses, aus eigenen
Mitteln mit Getreide. Getränke. Geld
und Geldeswerth, zahlte aus eigener
Cafse Botengänge, Lieferungen an den
Metzger, machte Vorschüsse an die Vor«
spannleister und half nach Kräften, wo
nur Hilfe nöthig war. Nur seinem cha«
tigen Wirken und seinem ebenso muthi»
gen als klugen Benehmen verdankte die
Gemeinde die Aufrechthaltung der Ord«
nung, Schonung deS Eigenthums und
Abwendung vieler Lebensgefahren bei
den auf dieser Kreuzstraße unaufyörlich
vorfallenden Truppendurchmärschen von
Freund und Feind. I m Laufe der ge«
nannten Jahre, da in der Zwischenzeit
keine Abrechnung stattfand. erreichten
die erwähnten Vorschüsse und Unter»
stühungen eine hohe Summe. Alö end«
lich im Jahre l3N der Ersatz geleistet
wurde und derselbe in Bong oder Haft»
scheinen, also in Papiergeld erfolgte, er»
litt Sterz inger nicht nur den nicht
unbeträchtlichen Verlust an Zinsen, son»
dern auch sonst empfindlichen Schaden,
da jene BonS erst naH Jahren realisirt
werden konnten. Als aber das denk-
würdige Kriegsjahr 1809 . in welchem
Tirol, eine so hervorragende Rolle spielt,
über Oesterreich hereinbrach, organisirte
S. in seiner Gemeinde Naffereit sofort
eine Compagnie und stand im Mai 4809
mit derselben, selbst an ihrer Spitze, am
Kundelberg und Vomperbach, und' fand
im dortigen Lager drei seiner Brüder, welche alle drei an verschiedenen Ölten
ihrem Berufe lebten, zwei unter Waffen,
den dritten als Feldcaplan dem Feinde
gegenüber. Nachdem endlich Europa der
Friede wieder gegeben ward, widmete
sich Sterz inger mit allem Eifer der
Oekonomie und förderte nun manches
Neue und Zweckentsprechende zu Tage.
so daß sein Ruf als Oekonom anerkannt
war. I n späteren Jahren wurde ihm in
Würdigung seiner vorerwähnten Ver«
dienste ein mäßiger Iahresgchalt ange»
wiesen. — Als daS Bewegungsjahr
4843 hereingebrochen war. zahlte S.
bereits 73 Jahre und war nun wohl
außer Stande, dem Rufe der Waffen in
Person zu folgen, obwohl er. wie und
wo er nur konnte, seinen Antheil an der
Bewegung und den Siegen unserer Was»
fen bekundete. Die politischen Reformen
der nun angebrochenen neuen Aera fan«
den an ihm einen stillen, aber nicht min»
der aufmerksamen Beobachter und als
er die neugeschaffene Gemeindefreiheit
und die Organisirullg der BeHorden sei»
ner durch langjährige Erfahrung ge-
prüften Beurtheilung unterzog, entran»
gen fich ihm eines schönen Tages die
geflügelten Worte, welche eigentlich nur
der Ausdruck der Bevölkerung waren:
„wie es wohl kommen möge, daß beim
Bestände der Landgerichte, obwohl we>
nige und schlecht besoldete Beamte ge«
arbeitet, den Gemeinden nichtS zu thun
übrig blieb, nachdem aber die Anzahl
und Besoldung derselben Beamten war
erhöht worden, die Gemeinden nun voll»
auf zu thun haben".
Tiroler SchützeN'Zeitu n a (Innsbruck.
40-) VI. Jahrg. (l85l), Nr. 39 und 60
„Joseph Sterzinger".
Sterzinger, Joseph, siehe: Sterzin»
ger von Salzrein, Nicolaus ^S. 319,
in den Quellen, Nr. l^.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Volume 38
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stehlik-Stietka
- Volume
- 38
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon