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so kam er denn frühzeitig zu dem aka-
demischen Maler Neumül ler in Traun«
stein, der ihm den ersten Unterricht im
Zeichnen ertheilte. Auf dessen Rath be-
gab sich St ief , nachdem er für weitere
Ausbildung genügend vorbereitet war.
im Jahre l828 nach München und setzte
seine Studien an der dortigen Akademie
unter Cornel ius, Schnorr von C a«
rolsfe ld und Zimmermann durch
fünfthalb Jahre mit allem Eifer fort.
Während er in den dortigen Galerien
Vilder von Rubens und V a n Dyk
copirte, erwarb er sich. da er mittellos
und auf sich selbst gestellt war, durch
kleinere Arbeiten seinen Lebensunterhalt.
Besonders arbeitete er Bildnisse eu. ini-
nikturs mit dem Sitberstifte. Diese Ma»
nier war zu jener Zeit sehr beliebt und
ersetzte so zu sagen die heutigen Licht«
bilder. Da er sehr glücklich im Treffen
war, rasch arbeitete und durch sorgfäl»
tiges feines Coloriren den störenden
Glanz solcher Bilder beseitigte und ihnen
überdies dadurch ein gefälliges, frisches
Aussehen gab, war er, besonders in
höherett Kreisen, sehr gesucht und viel
beschäftigt. Selbst von Seite des könig-
lichen HofeS erhielt der junge Künstler
Aufträge, so vollendete er unter anderen
die Bildnisse eineS Sohnes und zweier
Töchter des Königs Ludwig, wie auch
jenes ihres damaligen Erziehers O e t»
t e l , nachmaligen Bischofs von Eich»
stadt. Von München begab sich S t i e f
nach Regensburg und Passau, wo er
mehrere Bildnisse in der bereits oben«
erwähntem Manier und auch einige in
Oel ausführte. I n Folge des Ablebens
eines Verwandten in Seekirchen, der da»
selbst die Erzeugung von Spielwaaren
in Blech betrieben hatte, siel dem jungen
Künstler dieses Geschäft als Erbe zu'
der Pinkel wurde nunmehr bei Seite gelegt und die Erzeugung zierlicher. ge>
schmackvoller Blecdspielereien mit allem
Eifer betrieben. Bei der in jenen Tagen
in den Windeln liegenden Kunstmdustrie
ging daS Geschäft im Anbeginn ganz
gut und es fehlte auch nicht von aus-
wärts an Bestellungen. AlS sich aber
die Nürnberger Fabncation des Gegen-
standes bemächtigte und die freilich min-
der sorgfältig gearbeitete Waare auch um
billigeren Preis auf den Markt brachte,
so war, da das Publikum sich überhaupt
weniger um die Solidilat kümmerte, als
durch den niederer gestellten Preis zum
Ankauf fich verlocken ließ, eine Con«
currenz auf die Dauer nicht auszuhalten,
zudem entsprach die Rentabilität des im
Kleinen betriebenen Geschäftes nur wenig
der daran gewandten Mühe und den
gehegten Erwartungen. und auch die
alte Liebe zur Kunst war in S t i e f
wieder erwacht. Er gab also die Sache
auf und kehrte zur Kunst zurück. Da er
sich mittlerweile mit einem Fräulein
Neu mann aus Salzburg verheirathet
hatte, überfiedelte er dahin und nahm
daselbst seinen bleibenden Aufenthalt.
Seine Geschicklichkeit machte ihn bald
in weiteren Kreisen bekannt, die Vestel«
lungen fanden sich ein, mehrten sich mit
jedem Jahre und S t i e f war in kurzer
Zeit ein vielbeschäftigter Künstler, der
Altar- und historische Bilder. Portrats.
Genrestücke und Landschaften malte und
noch malt. Wohl an 60 größere Altar«
gemälde von der Hand S t i e f's befin-
den sich in Kirchen der Siadt Salzburg,
der Umgebung und des nachbarlichen
Bayerlandes. Leider kann Herausgeber
nur von wenigen Nachricht geben. So
find von Stief 's Hand in der Stifts-
kirche Seekirchen zwei Altarbilder und
mehrere Deckengemälde, „Nas Aben i>es
h. Nupertm" behandelnd, in der dortigen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stehlik-Stietka, Volume 38
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stehlik-Stietka
- Volume
- 38
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon