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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Volume 39
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Page - 35 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Volume 39

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Stifter Stifter zählungen „AuS der Mappe meines Urgroß, vaters" hervorbringen? Sicher vermag ein bloßes Abschreiben der Natur nicht so zu Wirten. St i f ter schreibt die Natur ab, ja wohl, aber er schreibt sie so ab, wie sie sich in dem Auge des Dichters spiegelt. — Das ist's!" — Levin Schücking schreibt: , Wenn man die duftig zarten Aqua« rellfarben, diese weichen Pinselftriche findet, woraus Bilder voll unendlicher Ruhe und innerer Harmonie entstanden sind, so glaubt man eher, sie müßten von einem Poeten einer neuen I^ks-sokool als von einer Literaturgröße der beoöllertsten deutschen Stadt herrühren. Denn wahrlich, eine Natur, die tiefer den stillen Zauber der Waldein, samkeit oder eines abendlichen Horizontes, der mit seiner milden Farbengluty über schlummernden Gesilden und blauen Hügeln steht, empfunden hätte — eine Natur, welche treuer und inniger den Gottesgedanken, der auch im unscheinbarsten Haideblümchen lebt, zu erfassen und zu verehren wüßte — eine solche Natur haben die der Dichtung heiligen Cumberland'Seen nicht an ihren Ufern er» blickt. Es ist in diesen Stifter'schen Schrif. ,ten ein tiefer Grundzug der Treue, welcher sie rein erhält von allen äußeren Einflüssen, die ihm fremdartige Elemente aufdringen könnten; und am allerwenigsten ist diese echte und unoerkümmerte Dichternatur ge» neigt, nur im allermindesten den Foroerun« gen eines zerstreuten, großstädtischen Publi» cums nachzugeben, das rascher und unge< duldiger zu Ende kommen will mit dem, was der Schriftsteller ihm vorzutragen hat, als dieser selbst es nach seiner ihm anssebo» renen Art und Weise zu gestatten für gut findet..^. Die Schönheit und die seltenen Vorzüge dieser Sammlung der ,Studien" haben wir schon seinerzeit hervorgehoben. Von anderen Seiten begegneten sie jedoch vielfach dem Vorwurfe, daß sich der Dichter mitunter in der Beschreibung oeS Einzelnen, im Ausmalen des Kleinen wie in einem schwer zu durchschreitenden Dickicht verirre, und dies die künstlerische Composition bes Ganzen beeinträchtigt; daß das, was nlan die Fabel nennt, von ihm in ungebührlicher Weife vernachlässigt werde. Cs ist dagegen einzuwenden, daß diese Vorliebe für das . Einzelne und das Kleine nie zum ideenlosen Beschreiben nur um des Beschreibens willen werde, daß St i f ter immer nur die außer« gewöhnliche Wichtigkeit auf die Scene und den Hintergrund seiner Gemälde lege, weil er sie als symbolischen Ausdruck des in ihnen sich bewegenden Menschengeistes und der Empfindungen und Stimmungen deS» selben gebe; ferner daß in dieser tiefen Na< tursymbolit seine poetische Kraft liege, daß er gerade dadurch die wunderbare Harmonie zu erreichen wisse, welche über seine Arbeiten ausgebreitet liegt. Dennoch ist es nicht weniger wahr, daß die Art uno Weise unkünstlerisch ist. in welcher St i f ter als Dichter seine Feder zuweilen gerade so braucht, wie der Maler den Pinsel, daß er oft das Leblose, dem er Leben einzuhauchen strebt, bevorzugt vor dem, welchem Gott schon das Leben eingehaucht hat. und daß er sich mitunter in einem träumerischen Vergessen der Regeln der Composition gehen läßt." — Friedrich Voigts schreibt in den „Blättern für litera» rische Unterhaltung" über St i f te r : „Fra« gen wir nach demjenigen, was St i f te r mit seiner Kunst und Kunstfertigkeit denn eigent- lich vor uns hinstellt, so befänden wir uns in einiger Verlegenheit, wenn wir die vor uns aufgerollten Bilder als Erzählung, No> vclle oder Roman bezeichnen sollten. Wir erinnern uns aber, daß er selbst das hier Gegebene unter dem allgemeinen Titel „Stu< dien" zusammengefaßt, und finden darin einen Anhaltspunct zu näherer Verständigung. Studien sind ungefähr gleichbedeutend mit Aphorismen, Bruchstücken. Notizen, zu weite- rer Ausführung hie und da schon zusammen« gereiht oder die Uedergänge, die Vertnüpfun» gen, die Gegensätze kurz und leicht andeutend. So etwa ist es auch hier. Es erscheinen eine und mehrere Personen, sogar ein ganzer Saal voll. wirbelnden Tanzes; wir wissen nicht, was sie zusammengeführt, was sie trennt, mit einem Worte, was sie wollen. Es ist unS aber — und den Grund dafür haben wir oben schon darzulegen versucht — es ist unS unmöglich, an ihnen vorüberzu» gehen, und da finden wir denn endlich ein Ereigniß, ein Wort, einen Hauch als Lösung deS ganzen lieblichen Räthsels, so daß wir erst eigentlich da die Geschichte selbst machen müssen, wo sie bei Anderen zu Ende zu gehen pflegt. Diese Eigenthümlichkeit, unterstützt und gehoben durch eine iugendfrische, jugend« reine Sprache, klare, blühende Diction, gibt nun aber den Darstellungen jenen märchen< haften Charakter, der uns scheinbar aus der ganzen gewohnten Wirtlichkeit hinweghebt, so daß wir in einer feenhaften Welt selbst 3 *
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Stifft-Streel, Volume 39
Title
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Subtitle
Stifft-Streel
Volume
39
Author
Constant von Wurzbach
Publisher
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Location
Wien
Date
1879
Language
German
License
PD
Size
13.41 x 21.45 cm
Pages
400
Keywords
Biographien, Lebensskizzen
Categories
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