Page - 43 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Volume 39
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Porträt, In vorbenannter „Illuftrirher
Zeitung" sein Bildniß im Holzschnitte, ohne
Angabe deö Zeichners und Xylographen.
Etita, Johann Adalbert (T o n-
fetzer, geb. zu S ch lan in Böhmen,
2 l . Mai 1779, Todesjahr unbekannt.
Lebte noch im Jahre 1826). Den eisten
Unterricht in der Musik erhielt er von
seinem Vater, der in Schlau ansässiger
Bürger und als Choralist bei der De>
canat'Kircbe zu St. Gotthard angestellt
war. Spater wurde er von dem Stadt»
cantor sowohl im Gesänge als auch auf
dem Clavier unterrichtet, wobei er
großes Musiktalent bekundete und im
Gesänge treffliche Fortschritte machte.
Auch im Orgelspiele that fich der da.
malS erst zwölfjährige S t i k a so her«
vor. daß. als der Organist der Fran»
ziskanerkirche m Schlan starb, er defsen
Stelle übernehmen konnte und ste mit
bestem Erfolge durch mehrere Jahre
versah. So oft er aber die üblichen
lateinischen Chorale auf der Orgel spielte,
verdroß es ihn. daß er den Text nicht
verstand, und so ging sein Trachten
zunächst dahin, eine Stelle zu erlan-
gen, welche es ihm ermöglichte, seine
Studien fortzusetzen. Als er sich zu die«
sem Zwecke auf die Reise nach Prag
begab. kam er in daS eine halbe
Stunde vor der Stadt liegende Vene«
diciiner-Stift St. Margaretha, wo er
eben die Orgel spielen hörte. Er mel-
dete sich sogleich bei dem OrdenS'Chor-
regens um eine Vocalistenftelle. ver»
nahm aber. daß alle besetzt seien. Nun
bat er den Chorregens. daS schöne Or»
gelwerk probiren zu dürfen, was ihm
auch ohne Anstand gestattet wurde.
Der Chorregens war in nicht gerin-
gem Grade über die Sicherheit erstaunt,
mit welcher der damals kaum fünfzehn«
jährige Jüngling das große und com» plicirt« Orgelwerk beherrschte, sowie über
das seltene Geschick, mit welchem dieser
es spielte. Er meldete dies den Or-
densoberen, und nach einer Berathung
mit denselben wurde beschlossen, den
jungen Mann als Orgelspieler aufzu«
nehmen, den bisherigen Organisten Wen.
zelIansky aber, welcher die Violine
vorzüglich spielte, für diese anzustellen.
Hier fand nun J o h a n n S t i k a
Gelegenheit, feinem BildungSdrange in
den Wissenschaften wie auch in der
Musik zu genügen, denn im Stifte tru«
gen die Mönche die Gegenstande in den
eisten vier lateinischen Classen vor,
und er besuchte dieselben und machte
im Latein, auf deffen Pflege, wenn
auch nicht gerade immer nach classischen
Mustern, besondere Rücksicht genommen
wurde, die besten Fortschritte. Im Or.
gelspiele vervollkommnete er sich in so
tüchtiger Weise, daß er öfter von geschick«
ten Organisten nach Prag eingeladen
wurde, um an großen Festtagen die Or.
gel zu spielen und durch seine Kunftfer»
tigkeit im Vortrage daS Fest zu verherr-
lichen. Auch bot sich ihm im Stifte
Gelegenheit dar. neben der Oigel noch
auf anderen Instrumenten, wie auf dem
Violoncell, dem Violon, auf twr Flöte
und der Clarinette sich auszubilden,
und er machte in Behandlung der
genannten Instrumente so tüchtige Fort«
schritte, daß er spater, als er in Prag
lebte, nicht selten für einen oder den
anderen Kameraden und Freund, wel»
chen Krankheit oder sonst eine Ursache
verhinderte, im Orchester des National-
Theaters. wo derselbe angestellt war,
zu spielen, unentgeltlich deffen Platz
einnahm und den Part. als hatte er
ihn langst einstudirt, vom Blatte weg
spielte. Durch diese instrumentale Viel-
seitigkeit wurde er aber auch in die Ge»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon