Page - 44 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Volume 39
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heitnniffe des vollstimmigen Satzes ein»
geweiht. Nachdem er die vier Gramma
ticalclaffen im genannten Stifte been
det, begab er sich. im Jahre 4797. da«
malS 18 Jahre alt, nach Prag und
fand wegen seines schon in manchen
Kreisen bekannten trefflichen Orgelspiels
im Seminar des ehemaligen Altstädter
Iesuiten'Collegwms zu St. Salvator so
fort eine Anstellung als Organist, gegen
Kost und ein entsprechendes Jahres«
gehalt. Dabei blieb ihm noch Zeit übrig,
Unterricht im Clavierspiel zu ertheilen,
und so befand er sich in der angeneh»
men Lage, nicht nur frei von Nahrungs»
sorgen zu sein. sondern auch mit eigenen
Mitteln seine Studien fortsetzen zu kön«
nen. Er besuchte nun die Poesie und
Rhetorik, die philosophischen Jahrgänge
und horte zuletzt an der Prager Hoch»
schule die Rechte, welche er daselbst auch
vollendete. Gleichwohl hielt er in seiner
musikalischen Ausbildung nicht inne, son«
dern vertiefte sich immer mehr in das
Studium der großen Meister im Reiche
der Harmonien, und noch ein Stu>
diosus, trug er bereits auf der vierem«
halboctavigen Orgel in der St. Salva»
torkirche bei festlichen Gelegenheiten die
schwersten M o z a r t'schen Concerte,
welche für das Pianoforte gesetzt waren,
-,l,it seltener Vollendung vor. Als der
bekannie Harmoniker und Contrapuno
tistNbbö Vogler im Jahre 4801 an
der Prager Hochschule seine Vortrage
über Harmonielehre und Generalbaß
hielt, hörte auch St ika dieselben, und
noch im nämlichen Jahre trat er mit
seiner ersten Compofition als schaffender
Musikus auf. Es war nämlich alther-
gebrachter Brauch, daß nach beendeten
philosophischen Studien die Hörer deS
zweiten Jahrganges — der Physik, wie
derselbe genannt wurde — zu Ehren ihrer Professoren eine feierliche Cantate
veranstalteten. Wahrend nun den Text
derselben der nachmalige berühmte Astro-
nom Oesterreichs Joseph Johann 3it-
t row Md. XV, S. 286) schrieb, setzte
St ika die Musik dazu. Die Production
gelang so vollkommen, daß der dabei an»
wesende Abb6 Vogler dem Compo»
nisten seine volle Anerkennung öffentlich
aussprach. In den nächstfolgenden Jahren
1801—1804 lag er den rechtswiffen»
schaftlichen Studien fleißig ob, versah
aber zugleich mit nicht geringerem Eifer
die Organiftenstelle an der Domkirche zu
St. Veit, woselbst er Gelegenheit fand.
die Bekanntschaft Johann Kozeluch'S
Md. XI I I . S. 90) und seiner Tochter
Barbara zu machen. Kozeluch war
ein tüchtiger Contrapunctist, der den
jungen enthusiastischen Organisten S.
mit allem Eifer in die Geheimnisse des
Contrapuncts einweihte. während seine
Tochter Barbara oderBabette, wie
sie gemeiniglich genannt wurde. eine
Meisterin auf dem Piano, auf welchem
sie sich in Concerten und bei anderen
festlichen Gelegenheiten öffentlich hören
ließ, ihn mit den Feinheiten eines ge-
diegenen Pianospiels in Fingersatz und
Vortragsweise vertraut machte. Nachdem
er die juridischen Studien beendet, galt
es, sich für einen Beruf zu entscheiden. In
der Wahl zwischen dem Staatsdienste und
seiner Kunst nicht lange schwankend, ent»
schied er sich für letztere, wobei der Um»
stand den Ausschlag gab. daß er stcd
durch Privatstunden im Pianospiel als
sehr gesuchter Lehrer während seiner Stu-
dien , und dann in den nächstfolgenden
Jahren bis 1807 so viel zurückgelegt
hatte, daß er im Stande war, sich ein
kleines Häuschen in der Liliengaffe in
der Altstadt zu kaufen, daS Prager Bür-
gerrecht zu erwerben und seine bisherige
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon