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Stiüftied-Natenic) Eduard 82 Stillfried-Natenw) Ioh. Steph.
scher Staatsbürger gegenwärtig zu Poko»
hama. — 2. Eduard Freiherr von St i l l«
f r i e d < R a t i e n i c z (geb. 2l. April
1809), gleichfalls ein Sohn des Freiherrn
Rüdiger aus dessen dritter Ehe und jün«
gerer Bruder des Freiherrn August ^siehe
den Vorigen). Freiherr Eduard spielt als
Führer der katholischen Partei in Oesterreich
eine Rolle: er trat als solcher besonders
in dert Vordergrund, als die Lage des Pap«
stes gegenüber den Maßnahmen des Königs
uon Italien V ic tor Emanuel bedroht
schien, und als dieselbe im Jahre 1s7t die
Katholiken anderer Staaten zu Kundgebun»
gen für die Sache des heiligen Vaters auf-
rief. In Oesterreich sendete in letzterer An»
geleqenheit das Wiedener katholisch.politische
Easino eine Deputation an den Grafen An»
drässy als Minister des Aeußeren ab. Als
Führer und Sprecher dieser Deputation inter«
pellirte Freiherr Eduard S. den Minister,
was er zur Abhilfe der Lage des Papstes
zu thun gedenke? Graf Andrässy lehnte
es ausdrücklich ab, dem heiligen Vater in
Oesterreich ein Asyl zu eröffnen, oder dessen
Ansprüche auf Wiederherstellung der weltlichen
Macht und Herrlichkeit auch nur diplomatisch
anzuerkennen oder zu unterstützen. Wie diese
offene und unzweideutige Sprache des Grafen
in den betheiligten Kreisen aufgenommen wor^
den, erfuhren wir aus dem Blatte der römischen
Curie, dem »Osssivators romano", und dem
Pariser Journale „I/IIuivsrL", welche den
österreichischen Minister des Auswärtigen
einen „Wiener Communaro" zu nennen wag«
ten, was aber weder die Politik des Grafen,
noch die Lage des heiligen Vaters zu ändern
im Stande war. Und so hatten die Schritte
deS Freiherrn Eduard und der von ihm ge»
führten Deputation kein greifbares Resultat er«
geben. Seiner Ansicht in der religiösen Frage,
namentlich in Bezug auf die in den letzten
Jahren vielfach erwogene Trennung der beiden
Gewalten Staat und Kirche, hat Freiherr
Eduard in einer Flugschrift .„Trennung
der Kirche vom Staate" (Freiburg im Breis»
gau t874, Herder, 80.) Ausdruck gegeben.
Freiherr C d u a r d ist (seit 2l. October
4838) vermalt mit seiner Base Maria Grä»
sin leslie von Valguhain, einer Tochter des
Grafen Ernst Leslie. Erdherrn des Lehens
Balguhain in Schottland, t. k. Majors a. D.,
aus dessen Ehe mit Franziska Freiin von
S t i l l f r i ed , älterer Tochter deß Freiherrn
E m a n u e l . lN e u e f r e i e Presse 23. Jänner 1872, Nr. 2662). — 3. Johann
Stephan Freiherr von S t i l l f r i ed .Ra-
tienicz (geb. im Jahre <723, gest. 1767).
Der älteste Sohn des Freiherrn Johann
Joseph aus dessen Ehe mit Ma r i a Anna
geborenen Gräsin Sa lburg und ein Bru»
der Emanuels , des Stifters der öster,
reichischen, und M i c h a e l s und I gnaz
Fr anzens. der beiden Stifter der heutigen
preußischen Linien des Hauses S t i l l f r i ed .
Als das in der Grafschaft Glatz gelegene
Neurode nach der gewaltsamen Einverlei<
bung Schlesiens von Seite Preußens unter
dessen Oberherrlichkeit gestellt ward, weigerte
sich Freiherr Johann Stephan, dasselbe
von dem Könige von Preußen zu Lehen zu
empfangen; er wurde in Folge dieser Auf»
lehnung verhaftet und starb auch, unvermält,
in der Haft.
Wappen der österreichischen Freiherren von
StiUfried - Natienicz. Halb senkrecht« und
quergetheilter Schild mit Herzschild. Dieser
ist von Gold und Schwarz schrägrechts ge-
theilt (Stammwappen). — Im oberen ro-
then Felde erscheint ein silbernes Schräge,
kreuz, in jedem Winkel von einer goldenen
Rose begleitet. Im zweiten oberen blauen
Felde befindet sich ein in zwei Reihen von
Roth und Blau geschachter Querbalken. Das
untere silberne Feld ist mit einem von Sil>
ber und Schwarz schräge geschachten Schi!»
desfuße belegt. worauf ein springender,
rechtsgetehrter Leopard (ursprünglich LuchS)
von natürlicher Farbe erscheint. Auf dcm
Schilde ruhen drei gekrönte Turnierhelme.
AuS der Krone des mittleren ragen zwischen
von Schwarz und Gold mit abwechseln-
den Tincturen quer getheilten Büsselhörnern
fünf, zwei rechts, drei links abfliegende
Cornetfähnlein, welche von Gold und
Schwarz schräg getheilt sind; aus der Krone
des rechten Helmes wächst nach rechts ge,
wendet der im Wappenschilde befindliche
Leopard; aus jener deS linken zwischen
einem natürlichen Hirschgeweih eine roth
gekleidete ^Jungfrau mit offenem Hals, gol,
dener Leibbinde, die Hände über dem grün»
bekränzten blondgelockten Haupte empor»
haltend. Die Helm decken sind sämmt»
lich zur Rechten schwarz mit Gold, zur
Lrnken roth mit Silber unterlegt. Der D e«
v i s e : „Dulden und nicht dulden" bedient
sich nur die zweite preußische freiherrliche
Linie.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon