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Stix 62 Stir
Jahre spater wagte er mit niemand
Geringerem, als mit Saph i r zu ri«
valisiren. denn er trat in einer zum
Besten der Hinterbliebenen des Schrift«
stellers Wiest veranstalteten Akademie
als Vorleser a 1a Saph i r auf. I m
folgenden Jahre, 1348. versuchte er sich
auf journalistischem Gebiete und begann
die Herausgabe eineS humoristisch-
satirischen Tageblattes mit dem echt
vormärzlichen, den Ueberschriften der
Bäuer l e'schen Theater«ZeitungS»Ru«
briken abgelauschten Titel: „Er mengt
sick in Alles". DaS Blatt erschien in den
letzten Tagen des Juli; sein Programm
war vom 2l . Juli darirt. Die ersten
drei Nummern dieses bei M. Lell ge>
druckten Journals , das alS Motto die
Phrase: „Heiter auch in ernster Zeit"
trug, erschienen in Octav, die vierte
und letzte in Quart. Uebngens hatte er
noch vor Ausbruch der Revolution sei«
nen Dienst im Magistrate aufgegeben
und war Schauspieler geworden, alS
welcher er noch die Stelle eines Theater«
dichterS zu übernehmen gedachte. Nach«
dem er die ersten Jahre an verfehle»
denen Provinz. Bühnen das Lampen«
fieber ĂĽberstanden und die wechselnden
Functionen des SeffelauStragens. An«
meldens u. s. w. geĂĽbt, endlich auch
einige eigentlichen Rollen gespielt, kehrte
er im Iahre 1832 nach Wien zurĂĽck, wo er
zunächst bei Director Carl an dem nach
Diesem benannten Theater ein Engage«
ment fand. Nach öfteren Unterbrechun»
gen desselben kam er ans Theater in
der Iosephstadt; zuletzt ans FĂĽrst'sche
VolkS-Theater. AuS dieser letzten Stelle
verdrängte ihn der Tod, der ihn im
Alter von 30 Jahren ereilte. S t i x
hinterlieĂź seine Frau mit zwei Kindern
in den kümmerlichsten Verhältnissen.
Wahrend seines Aufenthaltes bei der BĂĽhne hat S t i x eine groĂźe Menge
von StĂĽcken geschrieben, von denen sich
manche gar nickt übel äuSnehmen und
ohne weiteren Zweck als den. einen
Abend und eine Repertoirelücke auSzu»
fĂĽllen, ihren Platz behaupten. AuS den
frĂĽheren Jahren sind davon zu nennen:
„Zahnschmerzen" (im Carl»Theater); —
„Hie schöne schnsterin", — „Gine Wiener
Nüryer«tochter", — „Der Hausherr in der
3llseph«tadt". — „2as Herzbnnkerl" (diese
vier im Iosephstädter Theater)' —
„Vie Familie Flatt" (im VolkS'Theater
im Prater). — Aus den spateren Iah.
ren nennen wir die einactigen Bluetten:
„Nr. 20 beim Koss oller Folgen einer Innr-
nallilltiz" (1863); — „Naner undVebardenr",
Schwank (1363); — „Gin Narren-Natt«,
Fasckingspofse, — „Nie keschen Hnterer-
maarln", Posse mit Gesang, und „3er
NntLchrplter"» parodirender Scherz (die
letzten drei im Jahre 1866). So
harmlos sämmtliche Arbeiten von S t ix
sind, denn Stir'S vormärzliche Muse
kommt nicht über den gewöhnlichen
SpaĂź hinaus, so geschah ihm doch daS
Unerwartete, daĂź ihm im Jahre 1371,
also ein Iabr vor seinem Tode, ein
Volksstück «Nie Rlll«wbravt" verboten
wurde. S t i r besaß heitere Einfälle,
schlagfertigen Witz. war aber gegenĂĽber
den Zeitverhältnissen von einer Naivität
ohne Gleichen, wofĂĽr schon die Thatsache
spricht, daĂź er im Juli 1843. als bereits
die Wogen der künstlich genährten Be-
wegung thurmhoch gingen, mit der Her-
auSgabe eineS gewöhnlichen Witzblattes
den Versuch wagte, während den Wiener
Damen vom Standl und den Fiakern
der Engländer - Willi-Beck'sche
„Charivari" (dieKatzenmusik) kaum noch
die richtige Farbe auftrug.
IllustrirtesWienerCrtrabl att. li.Mai
!372 Nr. 47: „C. F. Stil". Von (Wi)m.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon