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Stockard) Joseph Otto 67 Stockard, Joseph Otto
zur Uebergabe auffordern, erhielt jedoch
von diesem zur Antwort, „daß er sowohl
die Wichtigkeit seines Postens, als auch
die Mittel zu dessen Behauptung kenne".
Bonapar te rückte am 23. aus Aosta
selbst herbei, um sich von der Sachlage
zu überzeugen. Da Stockard auf eine
zweite Aufforderung erwiderte, „daß
sein Auftrag und die Ehre ihm gebieten,
das Schloß bis auf das Aeußerste zu
vertheidigen", so ordnete B on aparte
die Ersteigung mit Sturmleitern an. Um
Mitternacht sollte der Sturm in drei
Colonnen. jede 300 Grenadiere stark,
durch Reserven unterstützt und vom Ge»
neral 3 oison befehligt, beginnen. Schon
war es den durch die Dunkelheit der
Nacht begünstigten französischen Grena»
dieren gelungen, die Mauern unbemerkt
zu erreichen, die Pallisadirungen hie und
da zu öffnen und einzudringen, als noch
rechtzeitig ein Schuß von einer öfter«
reichischen Schildwache fiel und die Ver.
theidiger auf die drohende Gefahr auf»
merksam machte. S t o c k a r d läßt
Leuchtkugeln werfen und entdeckte die
Feinde, die mit Leitern sich den Mauern
auf den Felsen nur mühsam genähert.
Mit raschem Ueberblick der Lage sind
die Vorbereitungen zur Gegenwehr gleich
getroffen und die Anstrengungen der
Feinde zunichte gemacht. DaS auf den
richtigen Punct concentrirte Kartätschen»
und Kleingewehrfeuer bringt eine solche
Unordnung unter die Stürmenden, daß
sie von jedem weiteren Angriffe ablassen
und sich mit einem Verluste von 270
Mann zurückziehen. General 3 o i s o n
selbst und der Brigadechef D u f o u r
waren unter den Verwundeten. Nun
glaubte man, am anderen Tag durch
ein Bombardement den tapferen Com«
Mandanten zur Nachgiebigkeit zu zwin«
gen, aber auch dieser Versuch blieb fruchtlos, denn das ganze Thal wurde
von der Veste so gut bestrichen.
daß die feindlichen Geschütze bald zum
Schweigen gebracht waren. Zwei Kano»
nen allein, welche die Franzosen mit un>
säglicher Mühe sammt den Laffeten auf
dem Rücken zum Paffe 3a Coul getra-
gen und dort gedeckt in dem Thurme
einer alten Kirche aufgestellt hatten,
konnten den Vertheidigern einigen Nach«
theil bringen. Die Lage der französischen
Armee wurde täglich bedenklicher, Gene»
ralLannes war zwar indessen mit dem
Vortrabe mühsam über den Albaredo
gegen Ivrea vorgerückt. konnte aber
keine Geschütze mitnehmen und sah sich, für
den möglichen Fall eines Angriffes, der
größten Gefahr ausgesetzt. Da entschloß
sich Berth ier zu dem äußersten Mit«
tel, die Geschütze und Pulverkarren an
Schleppseilen unter dem Feuer der Veste
mitten durch das Dorf zu bringen, um
sie der operirenden Armee nachzufahren.
Er wählte zur Ausführung dieses Unter»
Nehmens die Nacht, nachdem er zuvor
die Geschützpferde und NedienungSmann»
schaft über das Gebirge nach Ivrea ge«
schafft hatte. Stockard, die Absicht
des Feindes vermuthend, ließ bei ein»
blechender Dunkelheit Leuchtkugeln in
daS Dorf werfen, empfing die Franzosen
mit einem Kugel« und Kartatschmhagel
und ließ dann Handgranaten und Feuer»
topfe in die Straßen schleudern, so daß
mehrere Fuhrwerke unbrauchbar wurden.
Pulverkarren berstend in die Luft fto«
gen und allenthalben Entsetzen verbrei«
teten. Mit großen Opfern wurde von
den Franzosen auf diese Weise im Ver>
laufe mehrerer Nächte eine hinreichende
Anzahl Geschütze fortgeschafft und dann
General C h a b r a n mit der Bezwin-
gung deS Schlosses betraut. Die Ae-
schießung der Veste hatte inzwischen in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Volume 39
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Stifft-Streel
- Volume
- 39
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 400
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon